Scheyern
Barocke Klänge zum Jahreswechsel

Gelungenes Silvesterkonzert mit Marion Treupel-Franck und Markus Rupprecht in der Scheyrer Basilika

02.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:17 Uhr
Starker Auftritt: Marion Treupel-Franck und Markus Rupprecht beim Silvesterkonzert in der Scheyrer Basilika. −Foto: Basilikamusik

Scheyern - Eine besinnliche Stunde zum Jahreswechsel ist das Silvesterkonzert in der Basilika des Scheyrer Klosters gewesen - diesmal mit Marion Treupel-Franck an der Traversflöte und Markus Rupprecht an der Orgel und am Cembalo.

In der voll besetzten und festlich geschmückten Basilika begrüßte Abt Markus die Zuhörer am Dienstag. Er lud sie ein, bei barocker Musik über das Glück des vergangenen Jahres nachzudenken - und gratulierte Rupprecht zu dessen persönlichem großen Glück: der Geburt seines Sohnes.

Danach stiegen zarte Flötenklänge aus dem Altarraum auf: Treupel-Franck begann mit dem Flötensolo der "Entrée de Polymnie" aus Jean-Philippe Rameaus Oper "Les Boréades". Gefühlvoll und behutsam ließ Rupprecht die im März vergangenen Jahres erbaute und eingeweihte Jubiläumsorgel im Altarraum mit leisen Klängen den Orchestersatz zur Flöte in Dialog treten. Im Folgenden erteilen die beiden Dozenten der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg geradezu eine Lehrstunde in Sachen französischer Barockmusik.

Perfekt aufeinander abgestimmt und stets sauber in der Intonation gestalteten sie auch in der Cinquiéme Suite von Pierre Danican Philidor die typischen inegalen Achtelketten spielerisch und abwechslungsreich. Immer wieder zeigte Treupel-Franck dabei die dynamische Bandbreite ihres Instruments mit ausdrucksstarken Crescendi und Decrescendi im Prélude und den innigen Seufzermotiven in der Sarabande. Die virtuose Gigue, ein Springtanz in hohem Tempo mit vielen Verzierungen, gelang exakt, trotz der räumlichen Entfernung zwischen der Flötistin im Altarraum und dem Orgelspieltisch.

Rupprechts anschließende Improvisation über das Neujahrslied "Lobpreiset all zu dieser Zeit" begann ebenfalls im französischen Stile, die scharf punktierten Akkorde einer Ouverture erfüllten das Kirchenschiff. In einem Kontrapunkt, der sich harmonisch mehr und mehr in Richtung Spätromantik entwickelte, erschien die Liedmelodie immer wieder in verschleierter Form - mal mit dem Trompetenregister im Bass, mal in kollorierter Form durch das Cornett. Danach stimmte die Gemeinde in den Gesang ein, geführt von der Bassstimme und überhöht von einer glänzenden Überstimme, die in einer großen Coda mündete.

Nach dem Andante KV 315, bei dem als Spezialeffekt der Orgel auch der Zimbelstern zum Einsatz kam, wechselte Rupprecht auf sein vor dem Volksaltar positioniertes Cembalo. In verschiedenen Sätzen der Sonate in h-Moll, Op. 1 Nr. 9 von Georg Friedrich Händel, zeigten Treupel-Franck und Rupprecht noch einmal die ganze Bandbreite barocker Ausdrucksformen. Von virtuos rasanten Tonleiternpassagen im Presto, tänzerisch leichtem Minuet bis zum innigen, unter der Verwendung des Lautenzugs begleitetem Largo, verstanden es die beiden, ihre Zuhörer zu fesseln.

Ein wahres Feuerwerk an Virtuosität und Kontrapunktik zündete Rupprecht in der Toccata in g-Moll BWV 915 von Johann Sebastian Bach für Cembalo. Besonders in der Fuge, als er gestochen scharf die Themeneinsätze und ihre Spiegelungen in den rauschenden Triolenfluss stellte.

In gewohnter Manier steuerte Alfred Märtl besinnliche Texte zwischen den Stücken bei. Er betonte das verbindende und Frieden stiftende Element der Musik, erzählte über alte Neujahrsbräuche und wünschte auf ganz besondere Weise ein gutes neues Jahr.  

Der Abend endete mit den wohlbekannten abspringenden Dreiklangsbrechungen der Badinerie aus Bachs Suite in h-Moll BWV 1067. Alles in allem war es ein beeindruckendes Konzert, das von den zahlreichen Besuchern mit begeistertem Applaus belohnt wurde.

PK