London
Barclays feuert Vorstandschef

Skandalumwitterte britische Großbank will Reformen beschleunigen

08.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:05 Uhr

London (AFP) Die britische Großbank Barclays hat überraschend ihren Vorstandschef Antony Jenkins entlassen. Das Management habe beschlossen, dass eine neue Führung notwendig sei, um die Reform des angeschlagenen Unternehmens zu beschleunigen, begründete das Institut gestern in London die Entscheidung.

Verwaltungsratschef John McFarlane werde das Institut führen, bis ein Nachfolger gefunden sei.

„Ungeachtet der bedeutenden Errungenschaften von Jenkins ist uns allen klar geworden, dass für die kommende Zeit ein anderes Bündel von Fähigkeiten erforderlich ist“, erklärte Verwaltungsratsvize Michael Rake. Jenkins hatte im August 2012 Bob Diamond abgelöst, der wegen des Skandals um manipulierte Interbanken-Zinsen zurücktreten musste. Beim Amtsantritt kündigte Jenkins einen Kulturwandel hin zu mehr Bescheidenheit an. Er leitete eine drastische Umstrukturierung ein, verkleinerte das Investmentgeschäft und strich mehr als 19 000 Jobs.

Der Versuch, den Ruf der Bank wieder aufzupolieren, wurde jedoch erschwert durch den neuen Skandal um Manipulationen am Devisenmarkt. Deswegen musste Barclays im Mai 2,4 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) an amerikanische und britische Regulierungsbehörden zahlen.

Bereits 2012 hatte die Bank wegen der Manipulation der Interbanken-Zinssätze Libor und Euribor 290 Millionen Pfund (damals rund 360 Millionen Euro) gezahlt, um die Ermittlungen gegen sie zu beenden. Mitarbeiter von Barclays und anderen Banken sollen zwischen 2005 und 2009 die Zinssätze unerlaubt beeinflusst haben, zu denen sich die Banken untereinander Geld leihen.