Berlin (DK
Banken kassieren beim "Dispo"

Warentest kritisiert Niveau der Überziehungszinsen – Aigner weiter gegen Limit

16.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:57 Uhr

Berlin (DK) Die Kritik an der Bankenbranche reißt nicht ab: Viele Institute verlangen noch immer happige Zinsen für das überzogene Girokonto. Hier habe sich nicht viel getan, bemängelt Stiftung Warentest. Die Geldinstitute widersprechen.

Vor allem kleine Banken und Sparkassen kassieren zu hohe Zinsen fürs Kontoüberziehen. Obwohl sie sich selbst bei der Europäischen Zentralbank (EZB) für 0,75 Prozent Geld leihen könnten, verlangten die Geldinstitute von ihren Kunden bis zu 15,32 Prozent Zinsen, ist das Ergebnis einer Umfrage der Stiftung Warentest.

Nur ein Drittel der mehr als 1500 befragten Banken und Sparkassen informiere freiwillig über die Höhe ihrer Zinsen. Beim aktuellen Zinsniveau sollten die Dispozinsen nach Einschätzung der Warentester deutlich unter zehn Prozent liegen. Im Schnitt seien aber Zinssätze von 11,76 Prozent berechnet worden, sagte Stiftungschef Hubertus Primus gestern in Berlin. Das sei zwar etwas weniger als 2011. Weil der Leitzins der EZB aber auf einem Rekordtief von 0,75 Prozent liegt, verdienten die Banken mehr.

Die Geldinstitute stehen seit Längerem wegen der hohen Dispozinsen in der Kritik. Der Vorwurf: Sie gäben ihre eigenen günstigen Konditionen nicht an die Kunden weiter. Zuletzt hatte die Deutsche Kreditwirtschaft Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) versprochen, Kunden über günstigere Alternativen zu informieren und mehr Transparenz zu prüfen.

„Es kann nicht sein, dass man bei einigen Banken ewig nachfragen muss, bis man irgendwann einmal die Höhe der Zinssätze erfährt. Dieses Versteckspiel muss aufhören“, sagte Aigner gestern unserer Zeitung. Eine gesetzliche Obergrenze, wie von SPD und Linkspartei sowie mehreren Bundesländern gefordert, lehnte sie aber erneut ab.

Die Deutsche Kreditwirtschaft kritisierte die Argumentation der Warentester. Einen direkten Zusammenhang zwischen Leitzins und Dispozinsen gebe es nicht. Der Dispokredit sei besonders flexibel und kurzfristig. „Dieser erhöhte Nutzungsspielraum für den Kunden spiegelt sich zwangsläufig auch in höheren Zinsen im Vergleich zu Ratenkrediten wider“, teilte die Kreditwirtschaft mit.

Stiftung Warentest sieht dagegen sowohl bei der Höhe wie der Transparenz Verbesserungsbedarf: Nur neun Banken und Sparkassen im Test forderten weniger als neun Prozent Zinsen, 18 Institute dagegen sogar mehr als 13,75 Prozent. Mehrere Banken machten die Überziehungszinsen von der Bonität ihrer Kunden abhängig und verlangten bis zu 15,32 Prozent. Zudem erschweren es viele Banken den Kunden, sich über die Höhe des Dispozinses zu informieren.