Pfaffenhofen
Bangen ums historische Hauptplatz-Erbe

Heimat- und Kulturkreis fordert Gestaltungssatzung - Bürgermeister hält Fibel für ausreichend

16.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:15 Uhr
Auf die Optik kommt es an: Der Heimat- und Kulturkreis fordert eine Gestaltungssatzung, während Bürgermeister Thomas Herker die geltende Fibel für ausreichend hält. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Damit sich Neubauten besser ins Ensemble einfügen, fordert der Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen eine rechtsverbindliche Gestaltungssatzung für Hauptplatz und Altstadt. Es gibt zwar schon eine Gestaltungsfibel. Diese setzt allerdings auf die Freiwilligkeit der Bauherren.

Vor fünf Jahren wurde erstmals die Gestaltungsfibel für Pfaffenhofen vorgestellt: ein 44 Seiten starker Leitfaden, wie sich Neubauten besser in die historische Altstadt einfügen. Die Vorgaben etwa zur Fassadengestaltung sind allerdings keine verbindlichen Vorschriften, sondern eher Empfehlungen. Doch wie Stadtbaumeister Gerald Baumann berichtet, hat sich die Gestaltungsfibel in der Praxis bewährt: "Bauherren und Architekten sind froh, darauf zurückgreifen zu können", sagt der Leiter des städtischen Bauamts - und als Richtschnur lasse sie den Architekten genügend Gestaltungsspielraum. "Zwei positive Beispiele sind die aktuellen Bauanträge für das Café Hipp und den früheren Eisen-Urban", sagt Baumann. Letzterer verfolge einen modernen Ansatz, während Ersteres eine historische Formensprache aufgreife. "Diese beiden benachbarten Gebäude sind ein gelungenes Beispiel, wie die Fibel in der Bauherrenberatung zu einem guten Ergebnis führt."

Der Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen (HKK) sieht hingegen Handlungsbedarf, was künftige Bauprojekte betrifft: "Viele Pfaffenhofener Bürger, die uns ansprechen, wollen, dass das historische Bild der Altstadt erhalten bleibt und dass sich die Neubauten - besonders am Hauptplatz - besser als bisher an die Altbauten anpassen", heißt es in einem Antrag des Vereins an Bürgermeister und Stadtrat. "Wir wollen verhindern, dass der Hauptplatz - noch einer der schönsten Plätze Oberbayerns - im Lauf der nächsten Jahre zu einem gesichtslosen Allerweltsplatz wird." Die Gestaltungsfibel sei leider nicht rechtsverbindlich und "inhaltlich unzureichend", heißt es in dem Schreiben der Vereinsführung um die Vorsitzende Ursula Beyer. "Die Richtlinie, dass sich Ersatzbauten ,zurückhalten' sollen, führt bei der gegenwärtigen Praxis zu lieblosen, kahlen Gebäuden, die eher abstechen, anstatt sich zurückhaltend einzufügen", argumentieren die ehrenamtlichen Denkmalschützer mit Blick auf die viel kritisierten Neubauten von Sigleck und Bortenschlager. "Eine Satzung könnte dem entgegenwirken." Wichtig seien Grenzwerte für Gebäudehöhen und Fenstergrößen, wünschenswert eine Leitlinie für Farbgebung und die Beschränkung auf Pastelltöne. "Weiß und Grau sollten die Ausnahme sein und keinesfalls nebeneinander auftreten", fordert der Verein mit Blick auf die Hausnummern 35, 37 und 39 am Hauptplatz.

Zwar ist all das als Antrag an den Stadtrat gedacht. Der HKK ist allerdings laut Geschäftsordnung nicht antragsberechtigt. Anträge können eigentlich nur von Stadtratsmitgliedern gestellt werden - das regelt Paragraf 25 der Geschäftsordnung. Mit seiner Forderung steht der Heimat- und Kulturkreis allerdings nicht alleine da: Mittlerweile hat auch der im Verein engagierte Stadtrat Reinhard Haiplik (ÖDP), seines Zeichens Referent für Heimatpflege, beim Bürgermeister einen förmlichen Antrag auf eine rechtsverbindliche Gestaltungssatzung gestellt, um das Thema auf die Tagesordnung des Stadtrats zu heben. "Das oft gerühmte historische Bild von Pfaffenhofens Altstadt soll erhalten bleiben", argumentiert Haiplik. Die bestehenden Instrumente hält er für zu kurz gegriffen: "Ich bedaure sehr, dass die Pfaffenhofener Gestaltungsfibel nicht rechtsverbindlich ist - eine bloße Empfehlung für Bauherrn reicht keineswegs aus." Eine Satzung könne überdies Genehmigungsverfahren beschleunigen.

Der Antrag soll nun im Stadtrat behandelt werden, wie Bürgermeister Thomas Herker (SPD) bestätigt. Wobei die Erfolgsaussichten wohl gering sein dürften: Bereits vor fünf Jahren hatte sich Haiplik im Gremium vergeblich für eine verbindliche Satzung ausgesprochen.

Herker etwa hält die Fibel für ausreichend: "Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Bauherren in der Innenstadt einer Beratung nicht verschließen und dass sie bemüht sind, sich innerhalb der Vorgaben zu bewegen", sagt er. Insofern hätte die Einführung einer Satzung kaum Auswirkungen in der Praxis. "Man würde qualitativ nicht viel gewinnen", sagt Herker. "Und der Denkmalschutz hat rund um den Hauptplatz so oder so ein gehöriges Wörtchen mitzureden."

Darüber hinaus zeigt sich der Bürgermeister genervt von der wiederkehrenden Diskussion: "Bauvorhaben in der Innenstadt polarisieren immer - vor allem beim Anspruch auf eine sentimental-historisierende Bauweise", so Herker. "Der eine hat's gern moderner, der andere mit Zuckerguss."

Michael Kraus