Rohrbach
Bandelt Rohrbach mit Wolnzach an?

Wenn Edith Müller in den Ruhestand geht, könnte das Rohrbacher Standesamt in die Marktgemeinde umziehen

28.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:40 Uhr

Rohrbach (PK) Das Rohrbacher Standesamt schließt zum Jahresende womöglich seine Pforten. Trauungen werden hier weiterhin möglich sein, sämtliche Beurkundungen könnten aber ab nächstem Jahr im Wolnzacher Rathaus abgewickelt werden.

Die Landkreisgemeinden Hohenwart, Ilmmünster, Baar-Ebenhausen und Gerolsbach haben es vorgemacht – und geht es nach Bürgermeister Dieter Huber (SPD) und der breiten Mehrheit im Gemeinderat, wird auch die Rohrbacher Verwaltung in Zukunft ohne Standesamt auskommen. „Allerdings nur, wenn Wolnzach mitmacht“, sagt Huber. Beide Gemeinderäte müssten diesen Beschluss mit Zwei-Drittel-Mehrheit tragen, damit eine Vereinbarung entworfen und unterzeichnet werden könnte. In ersten Verhandlungen haben beide Seiten eine gewisse Bereitschaft durchblicken lassen. „Sollte es so laufen, würde unser Standesamt wohl zum 1. Januar 2013 nach Wolnzach umsiedeln“, fügte Geschäftsleiter Peter Kremer an. Eins ist aber sicher: Trauungen werden auch danach im Rohrbacher Rathaus vorgenommen.

In Betracht kommt diese Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus Wolnzach im Grunde nur, weil sich mit Edith Müller die Leiterin des Rohrbacher Standesamtes im Juli in den Ruhestand verabschiedet. „Bis dahin läuft alles weiter wie bisher – aber für die Zeit danach mussten wir uns bereits Gedanken machen“, sagt Kremer.

Der Finanz- und Personalausschuss hat sich mit dieser Entscheidung daher ebenso befasst wie der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung. Einstimmig sprach sich der Ausschuss für die Kooperation aus, im Gemeinderat kam es zu einer einzelnen Gegenstimme. Hintergrund der Veränderung ist das bayerische Landesgesetz zur Ausführung des Personenstandgesetzes. „Darin wird den Kommunen ans Herz gelegt, sich beim Standesamt mit derartigen Zusammenschlüssen zu befassen – aus rein wirtschaftlichen Gründen“, führt der Bürgermeister aus.

Es geht also ums Geld, denn so ein Standesamt ist teuer. Im Fall von Rohrbach müsste nach Müllers Ausscheiden ein neuer Amtsleiter eingestellt werden. „Es müsste ein Beamter des gehobenen Dienstes sein“, erläutert Kremer. Keiner der Rohrbacher Gemeindemitarbeiter, die dieses Kriterium erfüllen, könnten sich zusätzlich um das Standesamt kümmern. „Das hat zeitliche Gründe, es würde keiner schaffen“, ergänzt Kremer. Lediglich formal wäre es möglich, das Amt zu leiten. Doch dann müssten drei Mitarbeiter – der Leiter, der eigentliche Standesbeamte und dessen Stellvertreter – regelmäßig an Schulungen teilnehmen und sich für die Aufgabe rüsten.

Jede Menge Aufwand, der sich unter dem Strich kaum lohnt. Das beweist ein Blick in die Statistik. Im Jahr 2010 waren es 50 Eheschließungen, zwei Hausgeburten und 21 Sterbefälle, die im hiesigen Standesamt beurkundet wurden. Hinzu kamen 50 Kirchenaustritte und 20 sogenannte Willenserklärungen, also zum Beispiel Namensänderungen oder Vaterschaftsanerkennungen. Immer mehr derartige Vorgänge laufen online oder telefonisch ab. „Der direkte Bürgerkontakt ist überaus gering. Und die Bedeutung des Standesamts als persönliche Anlaufstelle nimmt immer weiter ab“, erklärt Kremer.

Aus wirtschaftlichen Gründen mache die Kooperation mit Wolnzach Sinn“, sagt Huber. Er vergleicht seine Gemeinde in etwa mit Hohenwart, wo es durch die Auslagerung jährlich zu rund 7000 Euro an Einsparungen kommt. Huber: „Ich sehe es nüchtern. Die Kooperation ist ein Gebot – und es schadet den Bürgern kaum, wenn wir dem Rat folgen.“