Neuburg
Bald Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium?

Am Descartes-Gymnasium wollen 70 Prozent in die Mittelstufe Plus Neue IT-Technik in den Klassen

18.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Beim Aktionstag zeigten die Schüler des Descartes-Gymnasiums ihren vielfältigen Lernstoff. Dazu gehörte ein Theaterstück in englischer Sprache (links) und im Biologiesaal ein Blick auf die inneren Organe des Menschen (rechts). - Fotos: r

Neuburg (r) Immer mehr Gymnasiasten entscheiden sich für die längere Schulzeit und entzerrtes Lernen: Fast 70 Prozent der Siebtklässler am Neuburger Descartes-Gymnasium meldeten sich für die "Mittelstufe plus" an. In anderen Schulen ist es ähnlich. Damit weist der Trend eindeutig Richtung G 9.

Neuburg (r) Immer mehr Gymnasiasten entscheiden sich für die längere Schulzeit und entzerrtes Lernen: Fast 70 Prozent der Siebtklässler am Neuburger Descartes-Gymnasium meldeten sich für die "Mittelstufe plus" an. In anderen Schulen ist es ähnlich. Damit weist der Trend eindeutig Richtung G 9. Das Neuburger Gymnasium trägt dem Willen von Eltern und Schülern Rechnung. "Wir richten im September voraussichtlich drei Plus-Klassen und zwei reguläre Klassen ein", überlegt Oberstudiendirektor Peter Seyberth. Die Klassengemeinschaften teilen sich auf - G 8 oder G 9, naturwissenschaftlich oder neusprachlich, Französisch oder Latein.

Von 117 Siebtklässlern machen 80 das Zusatzjahr - nach dem 9. Schuljahr folgt 9plus. Die so erweiterte Mittelstufe erspart den Kindern den Nachmittagsunterricht. Es bleibt Raum für außerschulische Aktivitäten. Der Lernstoff wird gestreckt, in wichtigen Fächern gibt es Intensivstunden.

Für die Schulen bedeutet die Aufteilung wesentliche Mehrarbeit und deutlich mehr Lehrerstunden. Die Vereinigung der bayerischen Gymnasialdirektoren spricht sich deshalb gegen die generelle Einführung der Mittelstufe Plus aus. Die Pädagogen teilten ihre Bedenken Kultusminister Ludwig Spaenle schriftlich mit.

47 Gymnasien im Freistaat beteiligen sich am Pilotversuch der Mittelstufe Plus. Ministerpräsident Horst Seehofer sagte bei einem Besuch in Neuburg, dass 2017 die Ausdehnung auf alle Gymnasien in Frage komme. Man wolle dem Elternwillen entsprechen. Allerdings könnte es auch eine Rückkehr zum G 9 geben. Die Staatsregierung wird voraussichtlich in der Kabinettsklausur im Juli darüber entscheiden.

Der Neuburger Schulleiter Peter Seyberth hält die Wiedereinführung des G 9 für sinnvoller als das flächendeckende Mittelstufenmodell. "Das neunjährige Gymnasium sollte die Regelschule sein, wobei sehr guten Schülern die Möglichkeit zum Überspringen einer Klasse gegeben werden sollte", meint der Direktor.

Das Descartes-Gymnasium besuchen derzeit 970 Kinder und Jugendliche. Seit dem Höchststand vor zehn Jahren mit 1400 Schülern gingen die Zahlen ständig nach unten. Das liegt nicht nur am Aufblühen der Fachoberschule in Neuburg. Die Übertrittsquote aus den vierten Grundschulklassen bewegt sich weiterhin unter 30 Prozent. Das Direktorium geht aber davon aus, dass es bald wieder über 1000 Gymnasiasten geben werde.

Mit einem Tag der offenen Tür informierte die Schule jetzt mehrere Hundert interessierte Eltern und Kinder. Sie staunten über explosive Gemische in der "Chemie-Show" und Physikexperimente, hörten Renaissancemusik, schauten den drei Schauspielensembles zu und erhielten Informationen über Latein, Englisch und "Mathe zum Anfassen". Eindruck macht auch die neue Medienausstattung der Schule mit WLAN, Beamer und Dokumentenkamera in den Klassenzimmern. Mit "iPad-Koffern" können auf einfache Weise Internetrecherchen, Präsentationen erstellt oder Filme gedreht und über den Beamer abgespielt werden.

Nahezu alle Klassen hatten sich daran beteiligt, ihre Schule als modern, bunt und abwechslungsreich darzustellen. Über die Neuzugänge entscheiden die Anmeldungstage vom 9. bis 13. Mai. Für 135 Neuburger Abiturienten beginnen die Prüfungen am 29. April mit Mathematik.