Bahnverkehr raubt Bürgern den Schlaf

17.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:48 Uhr

Am unbeschrankten Bahnübergang übers Raffineriegleis bei Irsching müssen die Lokführer stets mit einem vor allem nachts störenden Pfeifsignal auf den nahenden Zug aufmerksam machen. Ein Termin für einen Umbau des Übergangs steht in den Sternen. - Foto: Zöllner

Vohburg (PK) Streit um Bayernoil in Vohburg: Das Pfeifen der Transportzüge raubt einem besorgten Bürger seit Jahren den Schlaf. Jetzt will die Raffinerie pro Jahr zwei Millionen Tonnen Rohöl mehr verarbeiten. Und schürt damit nicht nur die Ängste des lärmgeplagten Anwohners.

Mit Lärm kennt sich Georg Bachmaier inzwischen aus. Nacht für Nacht schallt das Pfeifen der Züge von der nahen Bahnlinie der Bayernoil-Raffinerie zu seinem Grundstück. Lediglich ein etwa ein Kilometer breiter baumloser Streifen Ackerfläche trennt Bachmaiers Heim in Irsching von den Gleisen. Und bei jedem Pfeifen wacht er auf – vor allem im Sommer, wenn das Schlafzimmerfenster geöffnet ist. "Pro Nacht passiert das mindestens einmal", sagt er. "Oft fahren aber auch bis zu drei Züge."

Der Grund für die nächtliche Unruhe: Bisher müssen die Lokführer beim Bahnübergang an der Angerstraße, ein landwirtschaftlicher Weg, die Verkehrsteilnehmer per Pfeifen vor dem nahenden Zug warnen. Denn Schranke oder Lichtsignal gibt es dort nicht.

Dass die Bayernoil-Raffineriegesellschaft nun ihren jährlichen Rohöl-Durchsatz (siehe eigener Bericht) von bisher fünf auf künftig sieben Millionen Tonnen erhöhen will, bereitet Bachmaier ebenfalls Bauchschmerzen. Dann, so seine Befürchtung, werden wohl auch mehr Züge an seinem Heimatort vorbei fahren, was wiederum mehr Pfeifen bedeuten würde. Unlängst hat er deshalb eine Einwendung gegen das Vorhaben beim Landratsamt Pfaffenhofen eingereicht.

"Kein Grund zur Sorge", meint indes Bayernoil-Geschäftsführer Michael Raue. "Es werden auf keinen Fall mehr Züge – definitiv nicht." Und auch der Lkw-Verkehr werde nicht zunehmen. Die zusätzlichen Produkte, die Bayernoil in Vohburg produzieren werde, könnten per Pipeline zur Weiterverarbeitung nach Neustadt geschafft werden, so Raue. In dem Fall wäre Georg Bachmaier mit der Erhöhung einverstanden – vorausgesetzt, "die Züge werden nachweislich nicht mehr", sagt er.

Bleibt das Ärgernis mit dem Lärm, der übrigens auch der Bayernoil ein Dorn im Auge ist. "Das ist nach wie vor ein Thema für uns", sagt Raue im Gespräch mit dem PK. "Eine schnelle und einfache Lösung" liege ganz im Interesse der Raffineriegesellschaft. Auf einen gemeinsamen Nenner sind Raue und Bachmaier allerdings noch nicht gekommen. Der Grund: Bislang fehlt das Einverständnis der Bahn. Bislang heißt in diesem Fall seit drei Jahren. Seit Anfang 2006 versuchen die Beteiligten eine Lösung zu finden – vergeblich.

Welche Regelung letztlich den Bahnübergang an der Angerstraße absichert, steht in den Sternen. Schranke, Halbschranke, Lichtsignal, Umlaufsperre oder Absperrung samt weitläufiger Umfahrung – die Varianten sind vielfältig. "Die Bahn soll sich in Zusammenarbeit mit der Bayernoil was einfallen lassen", findet Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid (SPD). Die Kosten schätzt er – je nach Variante – auf 500 000 bis eine Million Euro. Kosten, an denen sich die Stadt jedenfalls nicht beteiligen werde. "Die Bahn wird nicht von der Stadt genutzt", sagt Schmid. "Wir werden keine Steuergelder dafür ausgeben."

Licht ins Dunkel soll die Stadtratssitzung Ende Juli bringen, in der voraussichtlich sowohl Raue wie auch Bachmaier zu Wort kommen werden. Außerdem findet im September ein runder Tisch mit allen Beteiligten – vor allem den betroffenen Landwirten – statt.