Thalmässing
Badespaß für Boss und Bailey

Vierbeiner aus weitem Umkreis genießen bei bestem Spätsommerwetter das Thalmässinger Hundeschwimmen

21.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:31 Uhr
  −Foto: Leykamm

Thalmässing - "Sitz!

Bleib! Los! Bring's! " Solch kurze und knackige Kommandos hört man im Thalmässinger Freibad während der Badesaison eher selten. Nur an ihrem Ende ist die Einrichtung voll davon. Dann nämlich, wenn die Marktgemeinde zum Hundeschwimmen einlädt. So wie am Samstag. Da haben sich Frauchen und Herrchen aus einem weitem Umkreis bei bestem Spätsommerwetter gemeinsam mit ihren Vierbeinern nach Thalmässing aufgemacht, um Spaß beim Baden zu haben.

Die Zweibeiner müssen dabei unbedingt die Corona-Regeln einhalten. Die Hunde haben es da vermeintlich einfacher, doch auch für sie steht eine ganze Tafel mit Hinweisen am Eingang bereit. Sie ähneln aber doch sehr denen, die sonst den üblichen Freibadgästen ans Herz gelegt werden: So sollen Bello und Fiffi sich langsam ans kalte Wasser gewöhnen und nicht mit vollem Hundemagen hineinstürmen. Die Tipps werden beherzigt und so brauchen weder die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes eingreifen, noch die Vertreter der Ruppmannsburger Hundeschule Somann.

Die Experten haben ein waches Auge auf das Geschehen. "Einige Hunde mussten wir schon aus dem Wasser ziehen", sagt der Chef Otto Somann. Es waren die Mutigen, die sich ins tiefe Becken gewagt und den passenden Ausstieg nicht mehr gefunden haben.

Bailey hat damit keine Probleme. Ein ums andere Mal zischt der zweijährige Golden Retriever durchs Wasser, um das Stöckchen zu holen. Das Toben bereitet ihm offensichtlich Spaß. "Die Aktion ist einfach super für die Hunde", finden seine beiden Besitzer Verena und Hans-Peter Christoph aus Röttenbach. "Er schwimmt einfach unheimlich gerne, aber das kann er sonst nur im Weiher. "

Doch so schön es im Freibad Thalmässing auch ist - plötzlich gibt es Protestgebell zu vernehmen. Mizi macht sich so bemerkbar. Der zehnjährige Appenzeller Sennenhund-Mischling will von Herrchen nass gespritzt werden. Das macht Thomas Aumeier natürlich gerne, der sich selbst mutig bis zu den Knien ins Wasser wagt - mit Fotoapparat und Krücke ausgerüstet. Fällt die Krücke mal ins Becken, hebt sie ihm sein Vierbeiner prompt wieder auf. Mit Mizi ist Aumeier aus Neumarkt hergekommen. Die Hundeschwimmaktion dort "ist leider ausgefallen".

Doch das Einzugsgebiet des Hundeschwimmens in der hiesigen Marktgemeinde ist noch viel größer. "Unsere Gäste kommen bis aus Nürnberg und Ingolstadt", zeigt sich Andreas Stoll vom Rathausteam erfreut. "Die Leute sind alle begeistert", hat Bürgermeister Georg Küttinger nach Gesprächen mit vielen von ihnen erfahren. Kaum hat er diese Worte von sich gegeben, bekommt er selbst eine große Portion von dem Vergnügen ab. Ein Hund stattlicher Größe schüttelt sich neben ihm nach der Badetour recht kräftig und sorgt so für die Erfrischung des Rathauschefs.

Küttinger lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Das Hundeschwimmen habe sich weit herumgesprochen, erzählt er stolz. Nun würden bereits erste Anfragen laut, ob man die Aktion nicht auf zwei Tage ausdehnen könne. Dann gäbe es auch mehr Zeit, die eher seltenen Hundeexemplare zu bewundern. Zum Beispiel die neunjährige Kimba - eine weiße Schäferhündin, mit der das Schwabacher Pärchen Andreas und Rhea Grausam das erste Mal mit dabei ist. Und mit ihr im Tragetuch die kleine Nuria, die erst vor neuneinhalb Wochen das Licht der Welt erblickt hat. "Aber wahrscheinlich kommen wir jetzt öfter", sagen die Eltern.

Auch Susanne Ellerbach aus Augsburg gefällt es hier sehr gut: "Schöner als das Hundeschwimmen bei mir zu Hause", bekennt sie, während Tochter Theresa und ihr Freund Matthias Selsam aus Aue Sammy und Hanni durchs Wasser toben lassen. Mit sechs Jahren verfügt die Australien Shepherd Hündin schon über reichlich Lebenserfahrung. Mit seinen fünf Monaten muss Golden Retriever Sammy erst noch behutsam ans nasse Element herangeführt werden.

Nur einen Monat älter ist Boss, ein Langhaar Weimaraner, der hier schwimmen lernt. "Er weiß noch nicht, dass er es schon kann", meint dazu sein Frauchen, Sabine Schröder aus Offenbau. Als der von ihr geworfene Schwimm-Dummy an der Grenze zum tiefen Becken landet, wird klar, was sie damit meint. Boss zeigt sich nicht gerade begeistert. Doch Schröder gibt sich zuversichtlich: "Das ist der zehnte Jagdhund, den ich abrichte - am Anfang sind sie alle so. "

Großes Selbstbewusstsein legt dagegen Bobby an den Tag. Den siebenjährigen Mix aus Boxer, Dobermann und Rottweiler hat das Schwanstettener Pärchen Karin Begay und Uwe "Scotty" Dittmann vor vier Monaten erst aus dem Tierheim geholt. Nun üben sie mit ihm in der Hundeschule von Otto Somann.

Deren Juniorchef Ralf Somann muss auch mal kurz dazwischen gehen, als zwei Vierbeiner die Zähne fletschen. Eine gekonnte Armbewegung - und schon ist wieder Ruhe. "Da bin ich wie ein Barkeeper, der dazwischen geht, bevor die Kneipenschlägerei losgehen kann", sagt der Streitschlichter ganz lässig. Doch solche kleinen Reibereien bleiben die absolute Ausnahme. "Die Hunde heutzutage sind einfach sehr gut sozialisiert", nennt der Hundelehrer den Grund. Die Tiere nehmen es sportlich. Zum Beispiel bei der Jagd nach den Spielgeräten. Besonders ein kleiner Leuchtturm erweist sich dabei als sehr beliebt. Ein ums andere Mal schnappt ihn Aurora, in der sich Berner Sennenhund und Neufundländer vereinen, einem Riesenschnauzer namens Bruno weg. Ebenso begehrt ist ein Frisbee, der immer wieder über die Wasserfläche surrt. Meist gelingt es einem Hund, ihn mit der Schnauze aufzufangen. Wenn nicht, wird es knifflig - denn wenn die Scheibe erst einmal auf dem Beckenboden liegt, braucht es schon Pfotengefühl, um sie davon wieder zu befreien.

HK