Greding
Azubis verzweifelt gesucht

16.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:41 Uhr

Für das Abschließen neuer Ausbildungsverträge hätten Arbeitgeber und Schulabgänger bis Jahresende noch gute Chancen, sagen Cornelia Hoppe, Gabriele Göbel, Gerhard Durst und Uli Hiemer (hinten, von links). Die Azubis bei McDonald’s in Greding haben ihre Zukunft schon vor einem Jahr in die Hand genommen, die Systemgastronomie bietet viele Möglichkeiten. - Foto: Leykamm

Greding (HK) Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, muss den Kopf noch lange nicht in den Sand stecken. Um Jugendliche zu motivieren, weiterhin um eine Lehrstelle zu kämpfen und sich zu bewerben, gibt es bayernweit den Tag der Ausbildung – in Greding heuer bei McDonald’s.

Es ist der 1. September, dem der Schulabgänger jedes Jahr ängstlich entgegenfiebert. Dann beginnt für ihn entweder eine Ausbildung – oder er muss hoffen, eine solche im nächsten Jahr zum gleichen Stichtag antreten zu können. "Falsch!" meint Gerhard Durst, operativer Geschäftsführer der Weißenburger Agentur für Arbeit. "Es hat auch jetzt noch Sinn, sich zu bewerben." Um noch dieses Jahr Azubi zu werden.

Den Tag der Ausbildung nahm Durst zum Anlass, sowohl an Arbeitgeber , als auch auch an Schulabsolventen zu appellieren, "sich noch einmal bei uns zu rühren". Dass ein Jugendlicher ab dem 1. September ohnehin keine Stelle mehr bekommt, hat sich laut Durst zwar in den Köpfen festgesetzt, doch gegolten habe es noch nie so richtig. Zurzeit noch mehr als früher.

Denn am Ausbildungsmarkt mache sich der demografische Wandel immer stärker bemerkbar. Die geburtenschwachen Jahrgänge rücken immer stärker ins junge Erwachsenenalter vor und so stehen immer weniger Schulabgängern immer mehr Ausbildungsstellen gegenüber. Zeitweise habe deren Zahl heuer die der Bewerber übertroffen. "Das hatten wir zuletzt vor 15 Jahren", unterstreicht Durst.

So stünden auch Nachzüglern in diesem Jahr noch viele Türen offen, zeigt er überzeugt, "ein Einstieg in eine Ausbildung auch nach dem 1. September ist vielfach möglich". Und das sogar bis Silvester. "Der Prozess der Stellenbesetzung wird etwa bis Ende des Jahres dauern", bestätigt die Arbeitsvermittlerin Gabriele Göbel von der Agentur in Roth. Als Ansprechpartnerin für den dortigen Arbeitgeberservice weiß sie, dass derzeit noch viele Unternehmer händeringend nach Auszubildenden fahnden.

Auch die potenziellen Lehrherren könnten das restliche Jahr noch auf eine erfolgversprechende Suche nach Azubis gehen, ist sich Göbel sicher. "Es soll weder eine Ausbildungsstelle unbesetzt bleiben, noch ein Schulabgänger der Chance beraubt werden, eine solche Stelle zu bekommen", bringt Durst die Interessen beider Parteien auf den Punkt. Die Chancen für Bieter und Sucher sind derzeit in etwa gleich gut: Offene Ausbildungsplätze und unversorgte Bewerber gibt es jeweils gute 200 im Einzugsgebiet der Arbeitsagentur Weißenburg, das den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und den größten Teil des Kreises Roth umfasst.

"Wir brauchen jeden Bewerber" macht Durst deutlich, "der Markt ist noch aufnahmefähig." Das gilt vor allem für die Bereiche, die es traditionell schwer haben mit der Akquirierung – wie etwa die Fleischbranche und immer mehr auch die Pflege. Auch der Gastronomiesektor hat es nicht einfach, obwohl einige seiner Bereiche einen Boom erleben, wie etwa Teile der Systemgastronomie.

In Zeiten der Wirtschaftskrise etwa habe "McDonald’s seine Umsätze um sieben Prozent steigern können". So erläutert es Uli Hiemer, Franchisenehmer der Fast-Food-Kette in Greding. Erfolgsrezept sei die Kundenorientierung. Die steht somit logischerweise auch im Vordergrund, wenn jährlich zwei junge Menschen in der Gredinger Filiale zum Fachmann oder zur Fachfrau für Systemgastronomie im dualen System ihre dreijährige Ausbildung beginnen. In diesem Jahr allerdings fehlen diese zwei noch.

Bezüglich der Hotel- und Gaststättenbranche lasse vor allem die Angst vor unregelmäßigen Arbeitszeiten die Schulabgänger Zurückhaltung bei den Bewerbungen üben, mutmaßt Durst. Er gibt aber zu bedenken, dass auch in anderen Branchen unregelmäßige Dienstzeiten immer mehr zur Regel werden.

Außerdem sei der Gastronomiebereich viel interessanter als gemeinhin angenommen. "Es geht um viel mehr als Burger braten oder Pommes zu frittieren", erklärt Cornelia Hoppe, die Personal- und Verwaltungschefin von McDonald’s Greding und Eichstätt. Einkäufe zu tätigen sowie Servicekräfte anzulernen und zu betreuen gehörten genauso zum Aufgabenspektrum wie Personalplanung, Steuerung von Betriebsabläufen, Marketing, Controlling, Kassenabrechnung oder Aufsicht.

Von den vielen Facetten ist auch Azubi Willibald Schreiner begeistert. Der 20-Jährige hat gerade sein drittes Ausbildungsjahr begonnen. Danach will er sein Studium zum Bachelor of Arts beginnen – Chancen gilt es zu nutzen.