AWO - Gemobbt, gefeuert, geklagt

05.12.2006 | Stand 03.12.2020, 7:15 Uhr

Nürnberg/Roth (lkm) Weil sie sich in ihrer Not an die SPD-Landtagsabgordnete Christa Naaß gewandt haben, wurden zwei Mitarbeiterinnen des AWO-Therapiezentrums Cronheim fristlos entlassen. Jetzt klagen die beiden vor dem Arbeitsgericht Nürnberg auf Wiedereinstellung.

Sie seien gemobbt worden, sagten die Gekündigten vor Gericht, seit sie sich über die Streichung von Beschäftigungstherapien in der Alkoholtherapieeinrichtung unter dem Dach der AWO Roth-Schwabach beschwert hätten. Beide suchten das Gespräch, fanden aber kein Gehör.

Ihre eigene Arbeitssituation sei immer unerträglicher geworden und so wandten sich beide schließlich in ihrer Not an die Haundorfer SPD-Landtagsabgeordnete Christa Naaß, die sie nach bestem Gewissen beriet. D ieser Kontakt wurde ihnen zum Verhängnis. Denn beiden flatterte schließlich eine fristlose Kündigung ins Haus, genau einen Tag vor der Betriebsratswahl, für die beide kandidierten.

Die Angestellten hätten gegen ihre Verschwiegenheitspflicht verstoßen, begründete die AWO ihre drastische Maßnahme, der nicht einmal eine Abmahnung voranging.

Beide hätten als Betriebsratskandidatinnnen unter besonderem Kündigungsschutz ge standen, argumentierte Rechtsanwalt Harald Schwarz. Den zu umgehen, sei nur theoretisch möglich." D ie Äußerung eines Mobbingverdachts falle nicht unter die Schweigepflicht.

Auch nicht die Kontaktaufnahme mit einem Landtagsmitglied. Ein nach dem in der bayerischen Verfassung verankerten Petitionsrecht völlig legitimes Mittel, erklärte AWO-Mitglied Naaß: "Es ist eine Unverschämtheit, mich als Landtagsabgeordnete als Argument für eine außerordentliche Kündigung zu verwenden."

Als die AWO-Führung in Cronheim Wind von den Kontakten zu Naaß bekam, wurden die Mitarbeiterinnen zur Rechenschaft gezogen. "Es war wie ein Verhör", so eine der Frauen . Gesprochen wurde weder über Mobbing noch über die Kürzung von Therapiemaßnahmen, nur der angebliche Vertrauensbruch kam auf den Tisch.

Jetzt klagen die Mitarbeiterinnen auf Wiedereinstellung. Die soll ein Startschuss zur Aufklärung der von ihnen beklagten Missstände werden: sowohl was Mobbing als auch was die Beschneidung der Therapien angeht.