Dollnstein
Auswärtsspiel für Dollnsteiner Narren

50-köpfige Delegation bei Umzug in Wolframs-Eschenbach - Verbindung durch Marktfrauen

28.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:32 Uhr
Die Dollnsteiner Delegation in Wolframs-Eschenbach. −Foto: Mayer

Dollnstein (max) Mit einer großen Abordnung nahmen am vergangenen Sonntag Dollnsteiner Narren am Faschingsumzug im mittelfränkischen Wolframs-Eschenbach (Landkreis Ansbach) teil. Diese Verbindung macht durchaus Sinn, denn der Minnesänger aus der gleichnamigen Stadt hat bekanntlich den Dollnsteiner Marktfrauen in seinem Epos "Parzifal" ein literarisches Denkmal gesetzt.

So waren die beiden Bürgermeister Wolfgang Roßkopf und Wolfgang Beck unter der rund 50-köpfigen Delegation, die daneben hauptsächlich aus Garde- und Elferratsmitgliedern der Dollnsteiner Faschingsgesellschaft bestand. Ebenso war das Dollnsteiner Prinzenpaar, ihre Lieblichkeit Prinzessin Maria I. und Seine Tollität Prinz Jonathan I., mit dabei. Die Gäste aus Dollnstein wurde von Eschenbachs Bürgermeister Michael Dörr sowie den Mitgliedern der KG Minnesänger Wolframs-Eschenbach willkommen geheißen.

Besonders imponierend waren die vielen traditionellen vollmaskierten Gruppen, die sich am Umzug beteiligten. Da waren die Siebenbürger Urzeln vom Nürnberger "Haus der Heimat" dabei, die schaurig-schöne "Woldschebberer" aus Mitteleschenbach oder die berühmten "Fleckli" aus Spalt. Auch musikalisch war der Umzug ein Ohrenschmaus, denn Guggenmusiken aus dem Schwäbischen sorgten für prächtige Stimmung bei herrlichem Sonnenschein.
Als Blickfang erwies sich einmal mehr die Maske samt Kostüm des Minnesängers selbst, unter der sich der Kulturbeauftragte des Marktes Dollnstein, Edgar Mayer, befand. Die originalgetreue Maske hatte zur 1000-Jahr-Feier des Marktes Dollnstein im Jahre 2007 der Mörnsheimer Maskenbildner Ingo Ruf erstellt. Die beiden Gemeindeoberhäupter beschlossen, in ihren Gemeinderäten nun für eine Partnerschaft zu werben, vor allem auch deshalb, weil beide Orte historisch das Band des Minnesängers verbindet.

Den ersten schriftlichen Nachweis eines "Vasnacht"-Festes findet die aus Eschweiler bei Köln stammende Historikerin Christina Frohn im Parzival-Epos Wolframs von Eschenbach (1206): Im 8. Buch kommt die Königin dem Ritter Gâwân im Kampf zu Hilfe, und es heißt, dass sie wie ein Ritter gekämpft habe: "Selbst die Krämerfrauen von Dollnstein kämpften an Fastnacht nicht so gut!" Anhand des Kontextes schätzt die Autorin zudem, dass das karnevalistische Treiben bereits seit geraumer Zeit derart ausgeübt wurde, denn Wolfram konnte offenbar damit rechnen, dass seine Rezipienten das Fest kannten und seinen Vergleich verstanden. Darüber hinaus belegt die Stelle,so Frohn in ihrer 1999 erschienenen Dissertation weiter, dass auch Frauen um 1200 an den Fastnachtsbräuchen aktiv teilnahmen. Dass Fastnacht ein "Erbe alter Männerbünde" sei, finde nirgends eine Stütze. Somit scheint wohl die Stelle im Parzifal auch ein Indiz für eine erste Weiberfastnacht zu sein.

Schaut man jedoch hinter die Fassade der Begrifflichkeiten, so die Historikerin weiter, dann werde deutlich, dass es an Klarheit mangelt. Dass sich "Fastnacht" von "faseln" ableitet, sei demnach ebenso ein (Karnevals-)Witz wie auch die Herleitung des Karnevalsbegriffs aus römischer Zeit, so wie ihn sich das Festkomitee Kölner Karneval stolz zu eigen mache: "Die Römer veranstalteten an diesem Tag (gemeint ist das Fest der Saturnalien Mitte Dezember) auch einen Umzug, in dem in Köln ein Schiffskarren mitgeführt wurde, der carrus navalis. Von diesem kultischen Schiffskarren leitet sich vermutlich das Wort Karneval ab. Dieser Schiffskarren war ein kunstvoll gezimmertes Schiff, das auf einem Wagen gezogen wurde. Es war in grellbunten Farben bemalt, und es wurden Figuren der Göttinnen Isis und Nerthus darauf mitgeführt." Christina Frohn und andere Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass in den antiken Quellen lediglich von "navis" (Schiff) gesprochen wird, aber niemals jedoch von "carrus navalis".