Ingolstadt
Austausch auf Augenhöhe

Jahrestagung der AG Bildhauermuseen im Lechner-Museum

27.09.2019 | Stand 02.12.2020, 12:57 Uhr
Im Gespräch: Arie Hartog, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bildhauermuseen und Skulpturensammlungen, und Daniel McLaughlin, Kurator der Alf-Lechner-Stiftung. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Zum Jahrestreffen der Arbeitsgemeinschaft Bildhauermuseen und Skulpturensammlungen in Deutschland haben sich 17 Kuratoren und Museumsdirektoren im Lechner-Museum Ingolstadt getroffen.

Was Daniel McLaughlin von der Alf-Lechner-Stiftung als besondere Ehre für Museum und Stiftung wertet. Über die Bedeutung des Lechner-Museums gab der Vorsitzende der AG Bildhauermuseen, Arie Hartog (56), Auskunft. Er ist Kunsthistoriker und Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen.

Herr Hartog, warum haben Sie sich für das Lechner-Museum als Tagungsort entschieden?
Arie Hartog: Das Lechner-Museum ist ein wichtiges Mitglied in unserer AG, in der wir das Prinzip haben, jedes Mal reihum in einem anderen Museum zu tagen. Daniel McLaughlin hat uns eingeladen und uns war es wichtig, zu sehen, was es in diesem Haus gibt, darüber ins Gespräch zu kommen und es in gemeinsamen Gesprächen auf Augenhöhe weiterzuentwickeln. Alf Lechner war einer der wichtigsten Stahlbildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er nimmt in seiner Radikalität eine absolut zentrale Position ein. Es ist wichtig, dass diese Kunst aufbewahrt und sichtbar gemacht wird. Das können monographische Künstlermuseen am besten.

Wie viele monographische Künstlermuseen gibt es deutschlandweit und welche Bedeutung haben sie?
Hartog: Im Bildhauersektor sind es etwa 20, und sie sind allesamt Mitglied in unserem Verband mit 41 Mitgliedern. Die Zahl zeigt schon, dass monographische Museen ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind. Diese Museen sind darum so wichtig, weil hier das Gesamt?uvre, die starke individuelle Sprache und künstlerische Haltung eines Künstlers bewahrt wird - und zwar auf Dauer. Es kommt vor, dass sich die Leute zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht für einen Künstler interessieren, zehn Jahre später kann das ganz anders sein. Ein gutes Beispiel ist Gerhard Marcks, in dessen Museum ich seit 2009 Direktor bin. In den 70er-Jahren interessierte sich niemand für ihn, heute sehr wohl. Das Lechner-Museum ist eine Perle. Ingolstadt hat mit dem Museum für konkrete Kunst und dem Lechner-Museum einen kleinen Fokus, der im touristischen Sinne weiterentwickelt werden kann. Mit den reduzierten Stahlstrukturen, ihrem Beharren und Gewicht, ist das Lechner-Museum ein sehr schönes Beispiel für die besondere Sprache eines Künstlers.

Welchem Zweck dient Ihr Jahrestreffen in Ingolstadt?
Hartog: Die Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft sind sehr unterschiedlich. Da gibt es ganz große wie die Nationalgalerie in Berlin oder sehr kleine wie die Galerie im Ernst-Ritschel-Geburtshaus in Pulsnitz in Sachsen. Wir treffen uns zweimal im Jahr, das erste Mal im Frühjahr zu Ideenaustausch und Ausstellungsplanung, das zweite Mal im Herbst zur Jahresversammlung mit Regularien. Zudem sind unsere Treffen eine Plattform, um sich auf Augenhöhe auszutauschen. Wir arbeiten mit den gleichen Stoffen und Problemen. Es gibt den fachinhaltlichen Austausch, aber auch den über strukturelle Probleme. Das ist sehr, sehr gut, weil vor allem die mittelgroßen und kleinen Museen in ihrem lokalen politischen Umfeld mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben, dort aber sehr oft auf sich alleine gestellt sind. Auch da helfen Gespräche mit Kollegen.

Die Fragen stellte

Andrea Hammerl.