München
Ausnahmezustand in München

Das Duo Batic und Leitmayr ermittelt im Sonntags-"Tatort"

24.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:11 Uhr
Unklare Lage: Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) warten den SEK-Einsatz ab. −Foto: Keller, BR

München - Herzlich willkommen, geschätzte Oldies!

Willkommen zurück im Kreis der "Tatort"-Top-Teams. Aus diesem Kreis schienen sich die Münchner Recken Batic und Leitmayr zeitweise schon dezent zurückziehen zu wollen, ihre einst von Kritikern hochgelobten Fälle bewegten sich in den vergangenen ein, zwei Jahren meist nur noch im Qualitätsbereich zwischen "verzichtbar" und "gediegenes Mittelmaß". Doch die neue Folge "Unklare Lage" knüpft an sehr gute alte Zeiten an.
Bereits die ersten paar Minuten geben den Takt vor für die atemlose Hatz auf einen Attentäter und einen möglichen Komplizen, die München in Schutt und Asche legen wollen. In einem Stadtbus kauern sich verängstigte Passagiere zusammen, ein Kontrolleur ist eben vor ihren Augen erschossen worden, der Täter ist auf der Flucht, doch keiner weiß, ob damit schon das Schlimmste überstanden ist. Hektisch werden die Handys gezückt, das SEK rückt an, und mit den schwerbewaffneten Vermummten auch die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Der Flüchtige wird recht schnell auf einer Baustelle in die Enge getrieben und erschossen. Er hatte jede Menge Munition und ein Funkgerät bei sich. Das deutet darauf hin, dass er noch mehr Böses im Schilde führte und mit dieser Absicht wohl nicht allein war.
Als ein mögliches Amokziel kristallisiert sich die frühere Schule des jungen Mannes heraus, doch er und sein möglicher Mittäter könnten es auch auf jede beliebige U-Bahn-Station abgesehen haben. Entsprechend groß ist der Druck auf die Ermittler, sowohl bei der Jagd auf den großen Unbekannten als auch beim Verhör diverser Verdächtiger. Derweil ist Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) in eine futuristisch anmutende, in tiefdunkelblaues Licht getauchte Einsatzzentrale delegiert worden, die eher an Cape Canaveral als an München erinnert. Dort müssen die Polizeibosse entscheiden, wie viele Infos man an die Bevölkerung herausgeben darf beziehungsweise muss, um sie zu warnen, ohne eine unkontrollierbare Panik zu schüren. Dass sich die wilden Spekulationen in den sozialen Netzwerken verselbstständigen, ist aber nicht zu verhindern.
München in Terrorangst - dieses Szenario erinnert bewusst an den Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum 2016. Der reale Fall, bei dem die Bedrohungslage lange Zeit ebenso unklar war wie in diesem fiktiven Krimi, wird auch mehrfach von den Filmfiguren angesprochen. Regisseurin Pia Strietmann setzt das Drehbuch von Autor Holger Loos ebenso fiebrig wie beklemmend in Szene. Erst in der zweiten Hälfte gönnen sie Batic und Leitmayr ein paar dramaturgisch angemessene Verschnaufpausen - ehe es zum Finale hin immer spannender und dramatischer wird. Ein starkes Stück Fernsehen!

DK


Der "Tatort: Unklare Lage" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

Roland Holzapfel