Allersberg
Aushilfe in Allersberg

15.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

Jean-Marie Kazitonda hat mit seinen mitreißenden Predigten die Gläubigen in Allersberg begeistert. Sechs Wochen war der Pfarrer aus Burundi als Ferienvertretung im Einsatz - Foto: Sturm

Allersberg (HK) Sechs Wochen lang hat Pfarrer Jean Marie Kazitonda aus dem bitterarmen Burundi als Ferienvertretung in Allersberg segensreich gewirkt und die Herzen der Gläubigen erobert. Jetzt tritt er die Heimreise nach Afrika an.

In einem schönen Abschlussgottesdienst schloss er den Dank an viele ein. Pfarrer Peter Tontarra und Kaplan Konrad Willi, den Pfarrsekretärinnen und dem Mesnerehepaar und nicht zuletzt Hildegard Wegerle, die ihn versorgt und chauffiert hat, galt sein besonderer Dank. Immer wieder rief er die Gläubigen auf, das Interesse am Glauben zu erneuern und aufzufrischen, denn er sei das größte Geschenk, das es gebe. Seine Begeisterung ist ansteckend und übertrug sich auf die Kirchenbesucher, die in das Taize-Lied „Laudate Omnes gentes, Laudate dominum“ einstimmten.

Burundi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Im Hauptsächlichen leben die Menschen dort von der Landwirtschaft, vom Gemüse- und Obstanbau auf Plantagen. Die liegen im Hochland mit 1200 bis 1700 Metern Höhe, es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 98 Prozent. Viel Wald wurde hier ehemals gerodet.

Trotz Armut wird keine Trübsal geblasen, im Gegenteil, die Menschen sind lebenslustig und machen das Beste aus allem. „Leider wird Afrika insgesamt etwas vergessen“, erzählte Pfarrer Jean Marie Kazitonda, der mit viel Elan sechs Wochen lang als Ferienvertretung in der katholischen Pfarrei Allersberg mit Göggelsbuch und Ebenried tätig war. Die Fröhlichkeit strahlt ihm aus dem Gesicht und mit großer Begeisterung und Überzeugungskraft wirkte er segensreich in der Pfarrgemeinde.

Diese Woche hat er wieder seine Koffer gepackt, um die Heimreise anzutreten. Die Ingolstädter Familie Braun hat ihm das Ticket gesponsert. Sein Land ist auf Hilfe und Unterstützung angewiesen, denn es gibt so gut wie keine Industrie. Zur Sonntagskleidung gehört die Krawatte und so praktiziert dies auch Pfarrer Jean Marie. „Wir werden ihn vermissen“, sagte ein Gläubiger. Andere sagten zu ihm: „Du kommst wieder.“ Pfarrer Kazitonda hat die Herzen der Allersberger Christen erobert. Seine Predigten bleiben unvergessen.

„Allersberg hat mir auch viel gegeben“, sagt Jean Marie beim Abschiedsgespräch. Der Glaube an Jesus Christus ist für Pfarrer Jean Marie Kazitonda alles. Er möchte viel mehr begeistern und stellt sich dem Wind, der der Kirche momentan entgegen weht. Mit Respekt und innerer Überzeugung wirbt er für den Glauben, für ein Umdenken und die Hinführung zu Jesus, die wieder viel mehr gelebt und praktiziert werden müsse.

Geboren ist Pfarrer Kazitonda in Mukoro Bugendana in der Erzdiözese Gitega. Mit vier Geschwistern und vier Halbgeschwistern wuchs er auf, nachdem sein heute 82-jähriger Vater nach dem frühen Tod der Mutter wieder geheiratet hat. Herzenswunsch von Jean-Marie, der Ministrant war, war es immer, Priester zu werden. Er studierte Philosophie in Burundi und Theologie in Eichstätt. 2002 wurde er in Beilngries zum Diakon geweiht und 2003 empfing er in Burundi die Priesterweihe.

Nach seiner Kaplanszeit wurde er 2006 Beauftragter für alle Schulen seiner Diözese und heute ist er für 180 Grundschulen und 35 Gymnasien in seiner Heimatdiözese zuständig als Universitätsbeauftragter der Kirche. Begonnen hat Pfarrer Kazitonda mit dem Eichstätter Professor Christoph Böttigheimer seine Doktorarbeit zu schreiben. Die Promotion liegt momentan wegen zu vieler Arbeit aber auf Eis.

Beim Abschlussgottesdienst in Allersberg waren auch Franziska und Paul Hussmann dabei. Das Oberpfälzer Ehepaar lebt heute in Westfalen. Sogar zwei Mal besuchten sie in den sechs Wochen Pfarrer Kazitonda. Über das Referat Weltkirche unterstützen sie nämlich mit dem Freundeskreis Burundi das Land. „Wir brauchen noch mehr Hussmanns“, sagte Pfarrer Jean-Marie beim Abschied, mit einem fröhlichen „Auf Wiedersehen“.