Kelheim
Ausgezeichnete Rohstoffe für den Genuss

Braugerstenerzeuger und Hopfenpflanzer räumen Preise ab Landkreissieger aus Otterzhofen

15.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Preisgekrönt: Der Gerstenerzeuger Max Wirth (rechts) aus Otterzhofen holte sich bei der Moosburger Braugersten- und Hopfenschau den Landkreissieg mit der Sorte Grace. Ihm gratulierten (v.l.) Johann Portner, Landrat Martin Neumeyer und Roswitha Heiß-Brenninger. - Foto: Bruckmeier

Kelheim/Riedenburg (DK) Die beste Braugerste im Kreis Kelheim kommt aus Riedenburg. Das stellte Max Wirth aus Otterzhofen jetzt unter Beweis. Er holte sich bei der Moosburger Braugersten- und Hopfenschau mit der Sorte Grace den Landkreissieg - und damit eine Ehrung im Landratsamt.

Die Erzeuger von Bierrohstoffen im Landkreis liefern beste Qualität. Das bewiesen Hopfen- und Braugerstenproduzenten bei der 129. Moosburger Schau. Zu diesen Erfolgen gratulierte den Landwirten jetzt auch Landrat Martin Neumeyer (CSU) bei einem Empfang im Landratsamt.

Mit Simon Zellner aus Pötzmes (Hallertauer Mittelfrüher) und Roland Kammerer aus Train (Northern Brewer) stellte der Landkreis bei den Hopfenbauern diesmal zwei Sortensieger. Mit jeweils ersten Preisen glänzten Günter Kuffer aus Aiglsbach (Tradition), Martin Bauer aus Wolfshausen (Northern Brewer), Josef Huber aus Ratzenhofen (Spalter Select), Josef Kallmünzer junior aus Margarethenthann (Hallertauer Mittelfrüher) und Georg Langwieser aus Attenbrunn (Hersbrucker Spät). Von den 61 in Moosburg eingereichten Mustern stammten die meisten, nämlich 26, aus dem Kreis Kelheim.

Liegt der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion im südlichen Landkreis auf dem Hopfenbau, so ist der Anbau von Braugerste Sache der Landwirte im Norden. Von dort, genauer gesagt aus dem Riedenburger Ortsteil Otterzhofen, stammt Max Wirth. Er holte sich unter 115 eingereichten Mustern mit der Sorte Grace den Titel des Landkreissiegers. Insgesamt sind die Braugerstenerzeuger mit der diesjährigen Ernte zufrieden; sie erbrachte einen Ertrag von 53 Doppelzentnern pro Hektar.

Bei den Hopfenbauern hat sich die Stimmung nach dem Katastrophenjahr 2015 wieder deutlich aufgehellt. "Die diesjährige Ernte war überdurchschnittlich gut", wie Roswitha Heiß-Brenninger, die Leiterin des Landwirtschaftsamts Abensberg, wissen ließ. Bis auf die Hitze und Trockenheit kurz vor der Ernte konnten die Pflanzer mit der Witterung zufrieden sein. Hatten die Bauern die Peronospora mit verstärktem Pflanzenschutzmitteleinsatz im Griff, sorgte vor allem die Welke kurz vor der Pflücke noch einmal für zum Teil erhebliche Ertragseinbußen.

Von den weltweit in diesem Jahr produzierten Hopfen stammen etwa 40 Prozent aus Deutschland. Diese Zahl präsentierte Johann Portner, der Leiter der Moosburger Bonitierungskommission. Nachdem sich die US-Farmer mehr oder weniger ganz aus dem Segment der Bitter- und Hochalphasorten zurückgezogen haben und sich im Zuge der in den Vereinigten Staaten aufkommenden Craft-Brewer-Szene verstärkt auf den Aromabereich konzentriert haben, liefern die deutschen Hopfenbauern fast 45 Prozent der 10 300 Tonnen Alphasäure, die den Brauwert bestimmen. "Das heißt, dass jedes zweite Bier weltweit mit deutschem Hopfen gebraut wird, so der Experte Portner.

Wie mächtig die Craft Brewer den Hopfenmarkt aufgemischt haben, versuchte er an einem Beispiel deutlich zu machen. So erreicht der Weltmarktanteil der sogenannten Handwerksbiere nur rund zwei Prozent. Dafür würden jedoch 20 Prozent der Welthopfenernte benötigt. Die Folge: Die Flächen wachsen. Portner geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 4000 Hektar eingelegt wurden und sich die Weltanbaufläche damit auf etwa 56 000 Hektar vergrößert hat.

Während die Hopfenbauern von einem Trend zu deutlich stärker gehopften Bieren profitieren, bedauerte Konrad Dichtl als stellvertretender Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands den deutlichen Rückgang der heimischen Braugerstenproduktion in den letzten Jahren. "Dabei wäre es so wichtig, Braugerste aus regionalem Anbau zu haben, um vor möglichen Verunreinigungen in Importprodukten geschützt zu sein", sagte der BBV-Sprecher.

Bleibt noch die Frage nach dem Preis, die auch Landrat Martin Neumeyer interessierte. Der Hopfenfachmann Portner geht davon aus, dass die Bauern in diesem Jahr von einem Preisanstieg profitieren werden. Viel wichtiger sei jedoch, dass auch die Konditionen für langfristige Kontrakte, die beide Marktpartner, also Erzeuger und Handel, wegen der Liefersicherheit bevorzugen, relativ lukrativ sind. Dichtl zeigte sich überzeugt, dass die Landwirte die Gunst der Stunde nutzen, um für den harten weltweiten Wettbewerb zu rüsten.

Neumeyer, der selbst aus einem Brauereibetrieb stammt, wünschte den Landwirten bei ihren anstehenden Investitionen eine glückliche Hand. Das Phänomen Craft Beer habe inzwischen eine eigene Dynamik entwickelt und biete den Hopfenbauern neue Chancen. "Wenn dann auch noch eine solch hochwertige Qualität dazukommt, ist mir um die Hallertau nicht bange."