Wolnzach
Ausgekocht

Ihre Kurse waren ein Dauerbrenner im Volkshochschulprogramm – Jetzt hat Ingrid Huber aufgehört

11.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr

Auf ihren Rat hören alle: Auch Bürgermeister Jens Machold baut gerne auf die Kochkompetenz von Ingrid Huber - Foto: WZ-Archiv/Trouboukis

Wolnzach (WZ) 34 Jahre lang hat sie an Rezepten getüftelt, für ihre Kursteilnehmer die Zutaten am Platz arrangiert, mit ihnen gekocht und so manches kulinarische Abenteuer erlebt. Jetzt hat die Wolnzacher Volkshochschule eine ihrer treuesten Dozentinnen verabschiedet: Ingrid Huber aus Gosseltshausen.

Kochen. Das ist keine Sache, sondern ein Erlebnis, kein Akt, sondern eine Entwicklung, die sich selbst immer wieder neu erfindet. Und genau das ist Ingrid Huber auch: zwar bodenständig und geerdet, aber immer offen für Neues, neugierig und bereit für Experimente, zumindest solche mit absehbarem Ausgang – in der Küche und im Leben. Sonst wäre die gelernte Köchin aus Österreich Anfang der 1970er Jahre ja gar nicht nach Bayern gekommen, um das berühmte Gourmetrestaurant Schwarzwälder in der Landeshauptstadt mit ihren Kochkünsten zu bereichern. In München lernte sie auch ihren Mann Erwin kennen und zog mit ihm nach Gosseltshausen. Dort kochte sie aber nicht nur für ihn, sondern auch für besondere Anlässe.

Und da wurde sie dann entdeckt. „Wer hat denn das gekocht“, fragte eines Tages der Wolnzacher Volkshochschulleiter Reinhard Zink, als ihm die Gerichte auf einer Hochzeit geradezu auf der Zunge zergingen. Ingrid Huber weiß noch ganz genau, wie beeindruckt Zink damals von ihr war, so beeindruckt, dass er sie vom Fleck weg engagierte: „Und so bin ich plötzlich Volkshochschullehrerin geworden“, denkt die passionierte Köchin gerne an diese Anfänge zurück. Auch, wenn das alles damals gar nicht so einfach war, denn: „Kochen ist das eine, das kann ich“, sagt sie. Aber anderen Leuten etwas beibringen, sie begeistern und bei der Stange halten – eine ganz andere Hausnummer.

Zu groß für Ingrid Huber war sie nicht: Schon das erste „Schmankerlkochen“ mit ihr, das die Volkshochschule Wolnzach im Herbstsemester 1981 zwischen Steno und Maschineschreiben anbot, war gleich ausgebucht, ebenso der nächste Kurs im Frühjahr. Und weil da auch ein paar Herren mitkochten, hatte Zink noch eine neue Idee: „Machst halt mal einen Kochkurs für den Herrn“, regte er an – und gab damit den Impuls für einen wahren Renner im Wolnzacher vhs-Programm. Die „Kleine Küche für den Herrn“ war geboren, die sich schnell bis auf zehn Einzelkurse pro Semester ausbreitete, aber einen kleinen Nachteil hatte: Die Kurse waren immer gleich ausgebucht, weil die kochenden Männer immer wieder Bekannte mitbrachten, die auch das Brutzeln mit Ingrid erlernen wollten. „Da haben sich richtige Gruppen gebildet, die sich immer wieder gleich für das nächste Semester angemeldet haben.“

Dass ihre Kurse so gut ankamen, das freut Ingrid Huber, dass „ihre Männer“ anfangs nicht einmal ein Spiegelei braten, jetzt aber mühelos einen Fisch filetieren können, auch. Noch mehr aber freut sie, dass daraus echte Gemeinschaften, ja sogar Freundschaften entstanden sind, die seit Jahrzehnten bestehen: „Manche waren über 30 Jahre, einige sogar von Anfang an bei meinen Kursen“, schaut Ingrid Huber gerne zurück. Sie haben zusammen in der Schulküche gekocht und gegessen, manches Mal aber auch anderswo zusammen gefeiert. Auch die Frauen ihrer Männer hat Ingrid Huber kennengelernt, von ihnen weiß sie auch, dass sie privilegiert ist: „Bei mir haben die Männer immer gekocht, daheim tun sie das weniger. Sagen zumindest ihre Frauen“, lacht die passionierte Köchin – und meint auch, den Grund zu kennen: Die Geselligkeit war bei ihren Kursen genauso wichtig wie die Kochrezepte, so vielfältig die auch waren. „Ich habe nie das Gleiche gemacht, sondern immer etwas Neues“, erzählt sie. „Deshalb waren meine Schüler auch am Ende des einen Kurses schon wieder so neugierig, wie es weitergehen wird.“

Die Messlatte dafür hat sie selbst sehr hoch gelegt, hat immer Neues angeboten, aber nie etwas, was sie nicht vorher ausprobiert hatte. Da schlägt die Perfektionistin durch: Rezept entwickeln, Ware einkaufen, sie dosieren, am Platz genau für jede Gruppe herrichten. Bei Ingrids Kochkursen wurde nichts dem Zufall überlassen. Das war vielleicht ein Grund für ihre erfolgreichen 34 Volkshochschuljahre, die jetzt zu Ende sind. Endgültig. Mit einem Dankschreiben von Landrat Martin Wolf und herzlichen Wünschen wurde sie jetzt von dem Mann verabschiedet, der sie vor 34 Jahren entdeckt hat: von Reinhard Zink.

Es war kein leichter Abschied, aber: „Jetzt bin ich 65, jetzt ist die rechte Zeit“, sagt Ingrid Huber resolut. Ihre Kochschüler bleiben ihr nah, auch wenn sie diese jetzt nicht mehr regelmäßig sieht: „So viele Jahre, das verbindet einfach.“ Diese Verbindung ist recht tief. Durch den Magen geht schließlich nicht nur das Essen, sondern auch – die Liebe.