Barcelona
Ausgangssperre nach spanischer Art

Lukas Edler ist in Barcelona momentan in den eigenen vier Wänden "gefangen"

26.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:23 Uhr
Als das Coronavirus die Welt noch nicht in Atem hielt: Lukas Edler mit Freundin Susi beim gemeinsamen Schlendern durch das eigentlich wunderschöne Barcelona. −Foto: privat

Barcelona/Schrobenhausen - 15 Grad, Sonne, Strand, pralles Leben: Frühlingsbeginn in Barcelona klingt so verlockend und könnte in diesen Tagen so wunderschön sein.

 

Doch könnte, hätte und wäre hilft in der derzeitigen Situation ja niemandem weiter. Und da Spanien aktuell zu den am heftigsten vom Coronavirus gebeutelten Ländern zählt, hat sich das Leben dort in kürzester Zeit besonders radikal geändert. Mittendrin sitzt (noch) ein Hohenwarter, der vor etwas mehr als drei Jahren sein letztes Punktrundenspiel für die Green-Devils-Basketballer absolviert hatte.
Lukas Edler klingt eigentlich ganz entspannt und überhaupt nicht deprimiert, obwohl er nun schon seit fast zwei Wochen in den eigenen vier Wänden "gefangen" ist. So locker man in Spanien anfangs mit der sich anbahnenden Krise umgegangen sei, erzählt der 28-Jährige, so strikt seien inzwischen die Auflagen. "Angeblich wird, wenn jemand mit dem Hund spazieren geht, sogar kontrolliert, ob der Hund auch wirklich zur Person gehört oder nur ausgeliehen wurde", berichtet Edler. Sport machen, Spazierengehen: Auch das ist momentan nicht möglich, der Betrieb an der Universität und das öffentliche Leben ruhen sowieso. "Barcelona ist im Vergleich zu sonst eine Geisterstadt geworden", sagt der Hohenwarter, der (wie fast die ganze Welt) die Auswirkungen der Krise hautnah zu spüren bekommt.
So sitzt Edler derzeit mit seiner Freundin Susi in der gemeinsamen Wohnung (ohne Balkon sowie ohne direktes Sonnenlicht) und denkt vielleicht noch ein bisschen öfter an zu Hause sowie an frühere Zeiten als sonst. Vor zweieinhalb Jahren hatte sich der Hohenwarter in Richtung Katalonien verabschiedet, um dort Chiropraktik zu studieren. Und Edler betont, dass - abgesehen von der aktuellen Krise - "auch alles wunderbar läuft". Das Studium, die sozialen Kontakte und natürlich die tolle Stadt: "Das war bis vor kurzem wirklich super", sagt er - wenngleich er ein kleines Versäumnis dann doch schmunzelnd einräumt: "Einen Basketball hatte ich seitdem ehrlich gesagt ganz selten in der Hand. "
Vor ein paar Jahren war das freilich noch ganz anders gewesen. Da hatte Edler noch zu den absoluten Leistungsträgern der Schrobenhausener Basketballer gezählt, die in den drei Jahren nach ihrem Aufstieg in die 2. Regionalliga, ab der Saison 2014/15, ihre erfolgreichste Zeit der jüngeren Vergangenheit erlebten. Edler, der seine Ausbildung ja einst beim TuS Lichterfelde (dem Kooperationspartner von Alba Berlin) absolviert hatte und 2006/07 sogar Deutscher U16-Meister geworden war, war dabei eine der großen Stützen des Green-Devils-Teams. Zumindest so lange, bis er sich im ersten Spiel seiner letzten SSV-Rückrunde schwer am Knie verletzte (Kreuzbandriss). "Meinen letzten Auftritt im Green-Devils-Trikot hatte ich mir natürlich anders vorgestellt", sagt er rückblickend, "aber insgesamt war es eine richtig geile Zeit".

 

Noch immer macht Edler bei seinem jährlichen Heimaturlaub im Sommer einen Teil der Schrobenhausener Vorbereitung mit. Aktuell sieht sein Sportprogramm (notgedrungen) aber ein wenig anders aus. "Ein bisschen Workout versuchen wir zu Hause jeden Tag zu machen", erzählt der 28-Jährige. Ansonsten probiere man eben, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Edlers Freundin Susi beispielsweise hat mit einer ihrer Freundinnen eine Folge für deren Podcast aufgenommen, in dem sie Lage in Spanien besonders gut beschreibt. Er selbst versuche etwas für die Uni zu lernen oder seine Spanischkenntnisse zu verbessern. "Aber es läuft dann natürlich auch öfter mal auf Serien kucken hinaus", grinst Edler. Der Höhepunkt eines Tages sei der Einkauf: die einzige Gelegenheit, bei der es zumindest ein bisschen nach draußen geht.
Und natürlich verfolgt der 28-Jährige auch manchmal noch im Internet, wie es um "seine" Green Devils steht, die in dieser Saison ja auch kein Spiel mehr bestreiten werden. "Das mit dem Abstieg im Vorjahr war natürlich traurig", sagt Edler, der Anfang Januar 2020 schon als Zuschauer beim Heimmatch gegen den VfL Treuchtlingen II (87:54-Sieg) in der Halle war. "Das hat richtig Spaß gemacht. Und es ist zumindest schön zu sehen, dass sich die Mannschaft in der Bayernliga stabilisiert hat sowie auch das Gen, enge Spiele zu gewinnen, entdeckt hat", sagt er. Ob er selbst irgendwann mal wieder zu den Green Devils zurückkehren wird? "Sag niemals nie", so der 28-Jährige, der aber noch mindestens zweieinhalb weitere Jahre in Barcelona bleiben wird.
Momentan sind Lukas Edler und seine Freundin aber erst einmal dabei, Flüge zu finden, die sie zeitnah (was in der Osterwoche eh geplant war) zurück nach Deutschland bringen sollen. "Es ist unsicher, wie und wann es hier weitergeht", sagt er. Die strikte Ausgangssperre wurde in Spanien gestern bis zum 14. April verlängert. Ein bisschen Heimatgefühle und Familie in Hohenwart täten da natürlich ganz gut. Auch wenn der Frühlingsbeginn in Deutschland ja ebenfalls unter seltsamen Vorzeichen stattfindet.

SZ

Matthias Vogt