Kelheim
Ausgaben für die Jugendhilfe stagnieren

Fachausschuss segnet den Teilhaushalt ab - Weniger unbegleitete minderjährige Asylbewerber

13.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:09 Uhr
Um ihren Weg ins Leben zu finden, sind viele Jugendliche im Landkreis Kelheim auf die Betreuung durch das Landratsamt angewiesen. −Foto: Uli Deck/dpa-Archiv

Kelheim - Kinder und Jugendliche brauchen manchmal Hilfe. Dafür ist das am Landratsamt angesiedelte Jugendamt zuständig. Natürlich geht das nicht ohne die notwendigen finanziellen Mittel. Und die werden über den Haushalt des Landkreises zur Verfügung gestellt. Den entsprechenden Teilplan für die Jugendhilfe empfahl der zuständige Fachausschuss jetzt dem Kreistag zur Beschlussfassung im Zuge der Haushaltsberatungen, die auf Mitte Dezember terminiert sind.

Die gute Nachricht für die Haushälter: Die Ausgaben für die Jugendhilfe, die in den vergangenen Jahren zu explodieren drohten, haben sich spürbar stabilisiert. Jugendamtsleiter Norbert Birnthaler sprach von einem Reinaufwand für den Landkreis von rund 9,71 Millionen Euro. Das sind knapp zwei Prozent weniger als im laufenden Jahr. Die Gesamtausgaben sanken um 6,78 Prozent auf 12,71 Millionen Euro. Die Einnahmen liegen bei rund drei Millionen Euro. Das zeigt, dass die staatlichen Erstattungen aus verschiedenen Töpfen zwar ein wenig zurückgegangen sind, aber doch weiterhin fließen. In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses wurde das aber nicht weiter thematisiert.

Birnthaler informierte die Kreisräte mit einer Reihe von Zahlen über die aktuellen Entwicklungen im Jugendhilfebereich. Er begann seinen Überblick über die einzelnen Bereiche mit den insgesamt 407 sogenannten Einzelfallhilfen bei der Hilfe für junge Volljährige, die noch in die Zuständigkeit der Jugendbehörde fallen. Konkret geht es hier um Heranwachsende, die Betreuung brauchen, um ihren Weg ins Leben zu finden. Bei etwa der Hälfte genügen ambulante Angebote, mehr als ein Drittel lebt im Heim.

Enorm rückläufig mit zuletzt 86 anstatt vor acht Jahren noch 369 Fällen ist die Förderung in einer Tageseinrichtung. Hier geht es um Kinder, deren Eltern die Kindergartenbeiträge nicht aufbringen können. Haben Eltern ein jährliches Einkommen von unter 15000 Euro, sind sie von den Kita-Gebühren befreit. Für alle Eltern gilt, dass sie im letzten Kindergartenjahr 100 Euro Unterstützung extra erhalten. Der doch signifikante Rückgang in diesem Bereich hängt laut Birnthaler wohl damit zusammen. Entsprechend gingen die Kosten von 170000 Euro in 2012 auf 30000 Euro in den Ansätzen der Haushaltsjahre 2020 und 2021 zurück.

Mit heuer 137 und im Vorjahr 141 Fällen blieben die Zahlen bei der qualifizierten Tagespflege dagegen stabil, entsprechend auch die Ansätze mit jeweils 780000 Euro. Das Gleiche gilt für die sozialpädagogische Familienhilfe mit 76 Fällen in den letzten beiden Jahren und 850000 Euro. Ähnlich verhält es sich mit den 63 Fällen der Vollzeitpflege mit 775 000 Euro. Und auch im Bereich der Heimerziehung gab es für Birnthaler bei 23 Fällen (Vorjahr 25) keinen Grund, die Etatstelle mit 1,6 Millionen Euro zu verändern.

Exakt 71 seelisch behinderte Kinder und Jugendliche benötigten in diesem Jahr eine Eingliederungshilfe. Dafür stehen nächstes Jahr wieder 1,06 Millionen Euro zur Verfügung, wobei hier allein 950000 Euro für Schul- oder Schulweghelfer beziehungsweise Integrationshelfer aufzuwenden sind. Die gleiche Klientel im teilstationären Bereich macht 50 Fälle aus, für die 1,1 Millionen Euro in den Etat eingestellt werden. Das sind 200000 Euro weniger als in diesem Jahr, nachdem sich die Zahl von 100 Fällen in 2017 bis heute halbiert hat.

Wesentlich teurer ist in diesem Bereich die Heimunterbringung. Hier können schon einmal 4000 Euro und mehr pro Fall fällig werden - und das pro Monat. Für 19 Fälle müssen hier 2,15 Millionen Euro bereitgestellt werden. Zwar haben sich auch hier die Fallzahlen seit Mitte des Jahrzehnts halbiert, doch sie können auch schnell wieder ansteigen, wie Jugendamtsleiter Birnthaler aus langjähriger Erfahrung weiß. Etwa genauso teuer wird es bei fünf jungen Volljährigen, die Hilfen brauchen und im Heim leben. Für sie sind 900000 Euro im Etat für 2021 ausgewiesen.

"Im Jugendhilfebereich ist man manchmal in Gottes Hand", meinte Landrat Martin Neumeyer (CSU) zu den vorgelegten Zahlen. Jugendamtschef Birnthaler gab sich für seinen Teilbereich jedoch vorsichtig optimistisch. Er glaubt in finanzieller Hinsicht an keine unliebsamen Überraschungen: "Insgesamt ist festzustellen, dass es bei den Fallzahlenentwicklungen der einzelnen Hilfearten derzeit nur wenig auffällige oder wesentliche Veränderungen gibt."

Natürlich kam Birnthaler bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs in seinem Verantwortungsbereich auch auf das Thema Coronakrise zu sprechen: "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie betreffen natürlich das laufende Haushaltsjahr 2020 und konnten wegen der völlig unklaren Situation bei der weiteren Entwicklung für 2021 nicht abgebildet werden." Das kommt für die Kreisräte alles andere als überraschend, fahren doch derzeit alle politisch Verantwortlichen, angefangen beim Bund über die Länder bis zu den Städten und Gemeinden, mehr oder weniger "auf Sicht". Birnthaler rechnet aber im kommenden Jahr mit weiteren, jetzt schon absehbaren Kostensteigerungen zum Beispiel durch die Erhöhung von Tagessätzen oder Fachleistungsstunden. Diese habe er aber in seinem Entwurf entsprechend berücksichtigt, versicherte der Chef des Kreisjugendamtes.

Was die Fallzahlen der unbegleiteten minderjährigen Ausländer betrifft, spielen diese haushaltstechnisch kaum noch eine Rolle. Nach den Worten des Jugendamtsleiters fallen derzeit 14 dieser Fälle in die Zuständigkeit seiner Behörde, dabei handelt es sich um jeweils sieben Minderjährige beziehungsweise junge Erwachsene.

DK