Kleinhohenried
Ausflug in Entenhausens bunte Tierwelt

Neue Ausstellung im Haus im Moos begeistert zur Eröffnung die Besucher - Freiluftsaison hat begonnen

02.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:29 Uhr
Amüsiert betrachten Willi Riß, Renate Koppold, Bürgermeister Karl Seitle sowie Gertraud und Hans Hammer den Duckmäuser, der sich in der riesigen Vitrine noch mehr zu ducken scheint. −Foto: Hammerl

Kleinhohenried (DK) Wer kennt ihn nicht, den Duckmäuser? Allerdings nicht ganz so, wie er in der Ausstellung "Biodiversität in Entenhausen - Tiere aus einer parallelen Welt" gezeigt wird. Die Schau, eine Leihgabe des Bamberger Naturkundemuseums, ist jetzt im Haus im Moos in Kleinhohenried eröffnet worden.

Ziemlich klein ist der vierbeinige Duckmäuser in der Glasvitrine, und er scheint Körperteile und Eigenschaften verschiedener Tierarten zu vereinen. "Das ist der Wolpertinger aus Entenhausen", kommentiert Gertraud Hammer aus Schrobenhausen trocken. In weiteren Vitrinen sind der Schädel des frühen Duckmenschen, laut Beschriftung 1,5 Millionen Jahre alt und aus Ostafrika stammend, und das viereckige Huhn "Gallus quadraticus" zu bewundern. Ansonsten sprechen zahllose Comicbilder für sich. Sie prangen auf Bannern, die mit fröhlichem Gelb-Grün unterlegt sind.


Walt Disneys Comics seien "unwiderruflich zum Kulturgut, zum Lesestoff einer Epoche geworden", sagt Museumsleiter Fritz Koch eingangs. Von Eltern und Lehrern teils kritisch beäugt, hätten sie ganze Kindergenerationen in Bann geschlagen. Kein Wunder, dass sich 1977 in Hamburg die Vereinigung der Donaldisten gründete, die neben Kongressen und Zeitschriften auch die Ausstellung konzipierte. 42 verschiedene Tiere aus Donald Ducks Welt, eins skurriler als das andere, werden darin in eine biologische Systematik eingeordnet und wissenschaftlich betrachtet - einschließlich Ernährungs- und Sexualverhalten.

"Die Ausstellung erschien uns wie maßgeschneidert für unser Haus im Moos, weil sie ein kulturelles Phänomen wie Entenhausen aus der biologischen Perspektive untersucht", erklärt Koch vor rund 50 Besuchern, schließlich habe sich die Umweltbildungsstätte gleichermaßen Natur und Kultur verschrieben. Entenhausen sei weder zeitlich noch geografisch zu verorten, was aber nicht heiße, dass es überhaupt nicht existiere. "Es existiert fiktiv in unserer Welt und parallel dazu", fasst Koch zusammen. "Man könnte sagen: Entenhausen ist mitten unter uns."

Die Karlskronerin Christa Froschmeir merkt beim Gang durch die Ausstellung lachend an: "Für mich waren das früher einfach nur komische Viecher." Dass man sie wissenschaftlich aufarbeiten könne, "auf die Idee wäre ich nie gekommen". Auch Landrat Peter von der Grün, den sein Sohn Konstantin begleitet, hat seinen Spaß an der "spielerisch-skurrilen Umsetzung von Umweltbildung". Die mache das für Kinder eher spröde Thema Biodiversität auch für die jüngere Generation, speziell für Schulklassen interessant. Entenhausen sei ein genialer Aufhänger dafür. "Wer Disneys Zeilen gelesen hat, weiß, dass hier auch Gesellschaftskritisches zu finden ist, zwar humorvoll und charmant, aber kritisch", sagt der Landrat und betont, der Erhalt der Biodiversität sei eine wichtige Aufgabe für Politik und Gesellschaft, aber auch für jeden einzelnen Bürger.

Wer wissen will, was es mit indischem Plaudervogel, mit Schneefink oder Herrenspecht, Madagassischem Schabrackenschriller, Latschpferd, Knickbeinigem Hausrind, Einhorn, Laternenfisch und Entenhausener Wüstenklapperschlange, Dickbacken- und Reifenschlange, Orakelstör sowie Hasenzahnhai auf sich hat, der sollte Zeit mitbringen für die text- und comic-lastige Ausstellung, in der er auch dem Irrlicht und der Entenhausener Biotechnologie begegnen wird.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 12. Mai, im Haus im Moos zu sehen. Geöffnet ist von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr, Samstag von 13 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen immer von 11 bis 17 Uhr.

 

Auf Tuchfühlung mit den Wisenten

Kleinhohenried (ahl) Die Wisente am Haus im Moos hören auf Pfiffe, jedenfalls auf die von Wisentbetreuerin Paula Fletcher.

Der größte Appetit dürfte zwar schon gestillt sein, dennoch kommt ein halbes Dutzend angerannt, um sich mit gelben Rüben verwöhnen zu lassen. Neben Fletscher und ihrem Kollegen Fred Wiedmann dürfen auch die Besucher Gemüse von der Aussichtsplattform hinunter ins Gehege werfen.

Wichtig ist, wie Fletcher dem neunjährigen Quentin und seiner kleinen Schwester Juliette (7) bei der ersten öffentlichen Schaufütterung erklärt, weit genug zu werfen, damit die Tiere beim Fressen nicht in die Nähe des Elektrozauns geraten. Die beiden Geschwister aus Montreal, derzeit zu Besuch bei den Großeltern in Schrobenhausen, haben den Eröffnungstag des Freilichtmuseums nicht nur genutzt, um an der Schaufütterung teilzunehmen, die künftig jeden Sonntag um 11.15 Uhr stattfinden soll, sondern sich auch in den 100 Jahre alten Museumshäusern umgesehen. Um dabei festzustellen, dass sie so gewiss nicht wohnen möchten.

Zirka 150 Besucher, ein Drittel davon bereits zur Vernissage der Ausstellung "Biodiversität in Entenhausen", sind zum Auftakt der Freiluftsaison gekommen, darunter zahlreiche Radfahrer am Nachmittag. Neben den Wisenten sind derzeit dort viele weitere Tierkinder zu bewundern, darunter junge Zicklein wie die Leiterin der Umweltbildung, Steffi Klatt den Besuchern ans Herz legte. Sie hatte eigens wegen der Ausstellungseröffnung eine zweite Schaufütterung um 12.15 Uhr angesetzt, die ebenso gut angenommen wurde wie die erste - von den Wisenten wie von den Besuchern.

Andrea Hammerl