Ausbau des Kanals würde 500 Millionen verschlingen

Restrisiko beim Unwettern bleibt

31.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:53 Uhr
Unfreiwilliges Wassertreten: Keller und Garagen liefen beim Unwetter in der Nacht zum 25. August 2011 im Ingolstädter Süden voll. Das Kanalsystem habe allerdings funktioniert, betonen die Kommunalbetriebe −Foto: Reiß

Ingolstadt (dk) Als Folge des Klimawandels werden extreme Wetterereignisse vermehrt auftreten. So auch starke Regenfälle wie im vergangenen August in Ingolstadt. Zukünftig wird sich eine Arbeitsgruppe mit neuralgischen Punkten befassen und Maßnahmen ergreifen, um das Auftreten von Schäden bei starkem Regen zu minimieren.

Der Kanal könne und müsse nicht die Folgen eines jeden Wetterereignisses aufnehmen, sagte Thomas Schwaiger, der Vorstand der Ingolstädter Kommunalbetriebe. Beispielhaft haben die Kommunalbetriebe errechnet, was es kosten würde, wolle sich die Stadt für ein Regenereignis wappnen, das wahrscheinlich nur alle zehn Jahre auftritt. 500 Millionen Euro schätzt Schwaiger die Kosten rein für das Kanalnetz. Diese immense Investition hätte auch die Erhöhung der Gebühren zur Konsequenz.
 
Allerdings würden die rechtlichen Vorgaben harte Grenzen setzen für Maßnahmen, die über den technischen Standard hinausgehen. Schwaiger bezweifelte, dass ein Kanalsystem, ausgelegt für ein zehnjähriges Starkregenereignis, das Unwetter vom August 2011 aufnehmen hätte können. Außerdem würden derart große Kanäle zu Ablagerungen und damit zu Geruchsproblemen führen. Eine Aufdimensionierung sei daher nicht umzusetzen.
 
Zukünftig werden die Kommunalbetriebe gemeinsam mit der Stadt eine Arbeitsgruppe einrichten. Die soll den  Zusammenhang zwischen Kanalisation, Straßenentwässerung und der Stadtplanung mit Blick auf die Unwetterereignisse betrachten. Zudem soll die Ausfallsicherheit der Entwässerungspumpwerke durch die Anschaffung neuer Pumpen erhöht werden.
 
"Grundsätzlich ist eine vollständige Sicherheit vor jeder Regenintensität nicht zu erreichen", sagte Schwaiger. Die Kommunalbetriebe raten den Hausbesitzern, selber technische Schutzmaßnahmen zur privaten Grundstücksentwässerung zu ergreifen. Eine Rückstausicherung sei Teil der privaten Schutzmöglichkeiten. Auch könnten eventuelle Schäden durch private Versicherungen abgesichert werden.

Denn die kommunale Haftpflichtversicherung haftet nicht für die Schäden im vergangenen August. Alle 77 Schadensmeldungen der Hausbesitzer legten die Kommunalbetriebe der kommunalen Haftpflichtversicherung zur Prüfung vor. Vielfach hatten private Elementarversicherungen die Schäden übernommen.
 
Mit über 50 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde klassifizierte der Deutsche Wetterdienst die Wahrscheinlichkeit eines solchen Regenereignisses mit mehr als hundert Jahren.  Aufgrund dieser höheren Gewalt eines 100-jährigen Regenereignisses und der funktionierenden Kanalisation haftet die kommunale Haftpflichtversicherung für keine Schäden. Ein Versagen der Kanalisation wurde nicht festgestellt. Das teilte die Versicherung den Kommunalbetrieben laut Schwaiger nach Prüfung aller Einzelfälle mit.
 
Derzeit erhalten die Geschädigten, so Schwaiger weiter, die Schadensbeurteilung ihres Einzelfalles von der Versicherung.