Pfaffenhofen
Aus Spaß an der Leidenschaft

Der ehemalige Motocross-Profi Alex Heu trainiert Nachwuchssportler – Verletzung stoppte Karriere

10.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Alex Heu nimmt manchmal noch an Amateurrennen teil.

Pfaffenhofen (PK) Ausverkaufte Olympiahalle, die besten Motocrossfahrer der Welt, das ADAC Supercross München ist ein Highlight. Mit dabei war auch einer, der sich aus dieser Welt eigentlich zurückgezogen hatte: Ex-Profi Alex Heu, der seine Erfahrung ansonsten an den Nachwuchs weitergibt.

Im Jahr 2004 gewann Heu noch die MX 2-Klasse (bis 21 Jahre) in der Münchener Olympiahalle. Aus der Rückkehr kürzlich auf die große Bühne hätte eigentlich gar keine Rückkehr werden müssen, wenn er 2007 in Dortmund bei einem Rennen nicht schwer gestürzt wäre. Noch im Krankenhaus schwor sich Heu eigentlich, kein Rennen mehr zu fahren. Eigentlich, denn die erste Liebe vergisst man nicht – und der Motocross-Sport ist die erste Liebe von Heu.

Mit vier Jahren saß er das erste Mal auf einer Maschine, danach ging alles ganz schnell: In allen Hubraum- und Altersklassen gehörte er zu den Besten in Bayern und Deutschland, bis er 2005 zu den Profis wechselte. Vor allem im Supercross, der Indoor-Variante des Motocross, sammelte der Pfaffenhofener zahlreiche Siege und verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem einstigen Hobby, bis die schwere Oberschenkelverletzung der Karriere im Jahr 2007 ein jähes Ende setzte. „Wenn ich mich damals nicht so schwer verletzt hätte, könnte ich wahrscheinlich heute noch Profi sein“, sagt der 29-Jährige.

Nach dem Abschied vom Motocross fand Heu sofort den Übergang ins Berufsleben. „Mir war immer wichtig, einen Abschluss und eine Ausbildung in der Hinterhand zu haben“, sagt Heu. Seit 2011 arbeitet er in einem Autohaus in Pfaffenhofen im Verkauf, er blieb seiner Leidenschaft aber verbunden und hält den Kontakt zu Fahrern und Teams. Als der ADAC anfragte, ob er Nachwuchskadertrainer werden wolle, sagte der Pfaffenhofener spontan zu.

In dem Moment, in dem der gebürtige Münchener wieder auf einer Maschine saß, war es mit dem einstigen Krankenhaus-Schwur vorbei. Bei ersten Amateurrennen 2011 in Manching feierte er sein Comeback und hatte sofort wieder Erfolg. Er trainierte wieder, das Feedback von ehemaligen Weggefährten war gut und Insider der Szene war Heu auch in den Jahren der Abstinenz. „Ich habe natürlich immer verfolgt, was die Jungs so machen und informiere mich auch über das Motocross in Amerika. Da ist das alles viel größer als in Deutschland.“

Nach dem Erfolg bei einem Rennen in Sofia verschaffte der ADAC ihm einen Startplatz beim Supercross-Rennen in München. Nach elf Jahren kehrte er wieder zurück. Frei von jeglichem Druck genoss der Ex-Profi die Atmosphäre. „Ich wollte einfach nur dabei sein und Spaß haben. Es war eine tolle Stimmung.“ Zum großen Wurf reichte es zwar nicht, weil er im Hoffnungslauf nach einem Sturz ausschied, doch auf Titeln und Triumphen liegt sein Hauptaugenmerk nicht mehr. „Ich muss niemandem etwas beweisen und fahre nur noch bei den Rennen mit, auf die ich wirklich Lust habe“, sagt Heu. An Angeboten und Offerten mangelt es dabei nicht – im Gegenteil: „Ich bekomme viele Anfragen von Teams zwecks Fahren und Trainieren, aber ich werde kein Profi mehr werden und fahre nur noch aus Spaß.“ Das Intensivieren der Trainerlaufbahn kann sich der Pfaffenhofener dagegen schon vorstellen, auch wenn er es nicht hauptberuflich machen möchte. Mittlerweile hat der Besitzer einer KTM-Maschine den perfekten Mix aus Berufsleben und intensivem Motocross-Hobby gefunden.

Bleibt die Frage, inwieweit die Verletzung von 2007 bei den Rennen heute im Kopf noch mitfährt? „Motocross ist eine Extremsportart, bei der immer ein gewisses Risiko vorhanden ist, ähnlich wie bei anderen Sportarten auch“, stellt Heu klar. „Doch im Gegensatz zu den Jungs, die als Profis unterwegs sind, gibt es gewisse Situationen, in denen ich zurückziehe. Das macht man als Profi einfach nicht.“

Auf die Leidenschaft für seinen Sport hat es aber keinen Einfluss, dass er kein Profi mehr ist. „Motocross ist eine faszinierende Sportart. Jede Runde und jeder Sprung ist anders, die körperliche Belastung ist hoch und es kommt zu 70 Prozent auf das Können des Fahrers an. Motocross ist die abwechslungsreichste Motorsportart“, schwärmt Heu. Diese Begeisterung will er an die Jugend weitergeben – und nebenbei vielleicht noch das ein oder andere ausgesuchte Rennen gewinnen.