Berching
Aus Sollngriesbach in die große, weite Welt

Firma Schabmüller durchbricht erstmals die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Schallmauer - Tag der offenen Tür am Samstag

21.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:35 Uhr
  −Foto: Schabmüller

Berching/Sollngriesbach (rgf) Etwa 500 Einwohner zählt der Berchinger Ortsteil Sollngriesbach.

Ein Dorf, wie man es in Bayern hundertfach findet. Und doch hat Sollngriesbach seinen Platz auf vielen Weltkarten. Denn von dort aus agiert mit der Firma Schabmüller ein Unternehmen, das rund um den Globus Partner beliefert und im vergangenen Jahr erstmals mehr als 100 Millionen Euro Umsatz gemacht hat.

Anlässlich eines großen Tages der offenen Tür, der morgen stattfindet, hatten Managing Director Ralf Haag, Head of Engineering Rainer Kruse, Ausbildungsleiter Feinwerkmechaniker/Werkzeugbau Franz Semler und Administrative Assistant Karin Stahn vorab zu einem Pressegespräch geladen, um über die aktuelle Situation und die Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens zu informieren. Der Anlass sei passend, denn im vergangenen Jahr habe man eine für das seit 95 Jahren bestehende Unternehmen bedeutende Schallmauer durchbrochen: Erstmals stieg der Jahresumsatz auf über 100 Millionen Euro. Und diese Entwicklung werde sich fortsetzen, berichtete Geschäftsführer Haag.

Trotzdem stelle man immer wieder fest, dass in der Region viele Leute gar nicht wissen, was dieser Betrieb, der direkt am Main-Donau-Kanal liegt, mit seinen rund 450 Mitarbeitern eigentlich macht. Daher wolle man den Tag der offenen Tür bewusst nutzen, um allen Interessierten Einblicke in das gesamte Werk zu geben. In den Produktionshallen entstehen "elektronische Antriebslösungen für verschiedene Anwendungsgebiete", um es ganz allgemein zu formulieren. Konkret sind das Asynchronmotoren, Permanentmagnetmotoren, Synchron-Reluktanzmotoren, Gleichstrommotoren, elektronische Komponenten für Hybridlösungen und Antriebssysteme. Etwa 300000 Motoren werden in Sollngriesbach jährlich produziert, "weltweit sind Millionen davon im Einsatz", berichtet Rainer Kruse. Zur Anwendung kommen sie nicht bei der Herstellung von Autos, sondern als Bestandteile von Flurförderfahrzeugen (Gabelstapler), fahrerlosen Transportsystemen, Golfwagen, und - ein ganz bedeutender Aspekt, auch mit Blick auf die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten - bei Baumaschinen, in der Landwirtschaft sowie bei elektronisch betriebenen Lastwagen und Bussen. Vor allem letzteres Thema werde immer bedeutender, wenn man beispielsweise daran denke, dass in vielen Innenstädten oder an Flughäfen künftig Elektrobusse oder Baumaschinen ohne Verbrennungsmotoren im Einsatz sein sollen. Diese Aussicht in Sachen E-Mobilität sei für die Zukunft des Unternehmens ebenso bedeutend wie die Tatsache, dass man seit der Übernahme im Jahr 2012 zur finanzstarken italienischen Zapi-Gruppe gehöre, wie Haag berichtete.

Welche Besonderheiten bringt es für solch eine weltweit agierende Firma - man beliefert Kunden in Asien, Amerika, Europa - mit sich, in einem 500-Seelen-Ort bei Berching zu produzieren? Der Standort sei gut, die zügige Anbindung an die Bundesstraße 299 gegeben und man sei hier fest verankert, betonte die Geschäftsleitung. Auf absehbare Zeit könnte sogar eine Erweiterung des Produktionsgeländes bevorstehen. Im nördlichen Bereich besitzt man noch Grundstücke, dort könnte man den aktuell 14500 Quadratmeter großen Betrieb noch einmal um 9000 Quadratmeter erweitern.

Damit bei all dem Wachstum der betriebliche Alltag funktionieren kann, ist man freilich auch auf eine ausreichend große Menge an Personal angewiesen. Die weithin bekannte Tendenz, dass es schwieriger wird, Auszubildende und Fachkräfte zu finden, macht auch vor der Firma Schabmüller nicht Halt - wenngleich man schon noch in einer guten Lage sei, wie Franz Semler berichtete. Etwa 30 Auszubildende hat man stets im Betrieb, jeden September kommen etwa zehn neue Kräfte dazu - mit dem fest formulierten Angebot, nach der Ausbildung im Betrieb bleiben zu können, wie Semler betonte. "Uns ist es wichtig, unsere künftigen Fachkräfte selbst zu entwickeln und den Auszubildenden Perspektiven aufzuzeigen", sagte er. Man bildet Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik, Mechatroniker, Feinwerkmechaniker, Industriekaufleute und Fachkräfte für Lagerlogistik aus. Künftig möchte man auch die Möglichkeit eines dualen Studiums anbieten.

Darüber und über alle anderen Themenbereiche des Unternehmens will man morgen die Öffentlichkeit informieren, kündigte Karin Stahn an. Von 8.30 bis 12 Uhr können Interessierte ins Unternehmen kommen, an Führungen teilnehmen, sich selbst auf den Weg durch die Firma machen und sich in der Kantine stärken.