Aus Leidenschaft auf der Bühne

02.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:32 Uhr
Geboren in Schrobenhausen: Die Schauspielerin und Regisseurin Eleonore Daniel. −Foto: Floerecke, Archiv

Eleonore Daniel wusste schon in der vierten Klasse, was sie werden wollte: Schauspielerin. Später, nach erfolgreichem Abschluss der Schauspielschule, spielte sie auf zahlreichen Theaterbühnen in ganz Deutschland. Dem breiten Publikum wurde sie mit ihren Engagements beim Komödienstadel bekannt, bei dem sie auch mit Schauspielgrößen wie Toni Berger oder Willy Harlander gemeinsam auf der Bühne stand. Mittlerweile führt die gebürtige Schrobenhausenerin selbst Theaterregie, moderiert bei Filmfestspielen und gibt Kommunikationsseminare für Studenten. Wir haben uns mit ihr im Goachat getroffen und dabei einiges aus ihrem Leben erfahren.

Wenn Eleonore Daniel in ihrer Heimatstadt Schrobenhausen bei ihren Geschwistern zu Besuch ist, dann geht sie immer wieder gerne im Goachat spazieren. Und schwelgt in Erinnerungen. Bis vor ihrem Umzug nach München vor vielen Jahren war sie oft und regelmäßig mit ihrer Jugendclique dort: Lagerfeuer, gemeinsam grillen, Zeit verbringen. An diesem Tag erfährt man aber nicht nur das aus ihrem Leben. Auch etwa, dass sie sich gerne an die langjährige Zeit als festes Ensemblemitglied beim Komödienstadel erinnert. Was unter anderem hängen geblieben ist: Einmal hat der beliebte bayerische Volksschauspieler Willy Harlander bei den Proben zu ihr gesagt: "Mädel, die Szene mit uns zwei spiel ich besonders gern."

Eleonore Daniel strahlt. Und erzählt weiter, dass sie sich von solchen Urgesteinen so einiges für die Bühne abschauen konnte. An die zehn Engagements waren es beim Komödienstadel - Bauerstochter, Verkäuferin oder Wirtshausbedienung - das alles spielte sie. Oft ein wenig aufmüpfig, frech-lustig und natürlich bayerisch angelegt, das waren ihre Rollen bei diesem Fernsehklassiker. Dazu gekommen ist sie Anfang der 1990er-Jahre durch ihre Auftritte zuvor im renommierten Münchner Off-Theater Rechts der Isar, als sie in "Hinterkaifeck" und "Kabale und Liebe" mitwirkte. Zu dieser Zeit suchte der Bayerische Rundfunk ein neues, junges Gesicht für den Komödienstadel. Als die damalige BR-Besetzungschefin Pia Arnold dann Eleonore Daniel auf der Bühne gesehen hatte, schlug sie die Schrobenhausenerin dem Regisseur vor. Und ihr Wort hatte Gewicht, Daniel bekam die Rolle.

Von der Bühneauf den Regiestuhl

Nach und nach ergaben sich auch andere feste Anstellungen bei Tourneetheatern wie der Lore-Bronner-Bühne München oder der Landesbühne Hannover. Nicht ausschließlich klassische Theater, sondern auch Komödienhäuser wurden auf Daniel aufmerksam. So war sie an der Komödie im Bayerischen Hof, der Kleinen Komödie am MaxII oder bei den Berliner Jedermann-Festspielen im Dom zu sehen. Bei den Schlossfestspielen Ettlingen übernahm sie die Titelrolle in "Pippi Langstrumpf". Und noch vieles mehr.

Neben Willy Harlander war es auch ein gewisser Toni Berger, mit dem sie arbeiten durfte. Der Volksschauspieler war es auch, der mit ihr 2002 und 2003 den "Pumuckl" auf die Theaterbühne brachte. Für Eleonore Daniel "eine spezielle und besondere schauspielerische Herausforderung", wie sie sagt, die bei den Kindern bis heute beliebte Zeichentrickfigur als Person zu spielen. Mit Toni Berger, der den Meister Eder gab, fuhr sie mitunter regelmäßig zusammen mit der Münchner Tram zur Probe und durfte dabei viel aus seinem langjährigen Schauspielerleben erfahren.

Mitte der 2000er-Jahre gab es beim einstigen Türöffner, dem Komödienstadl, dann nach 16 Jahren für die zierliche Schrobenhausenerin keine jungen Rollen mehr. Stattdessen ergab sich für sie die Möglichkeit, die Seiten buchstäblich zu wechseln und dort als Regieassistentin zu arbeiten. Mehrere Jahre lang machte sie das, nicht nur beim Bayerischen Rundfunk, auch am Theater am Kurfürstendamm in Berlin zum Beispiel, für sie "die Grundlage" ihrer späteren Regietätigkeit.

So ergaben sich nach und nach weitere Betätigungsfelder für Eleonore Daniel. Regie selbst führte sie etwa bei den Musicals "The Sound of Music" und "Dschungelbuch" oder beim Ein-Personen-Stück "Und es geht doch" mit Gerd Lohmeyer auf der Bühne. Außerdem ist sie immer wieder mal in kleineren Fernsehserienrollen oder als Moderatorin bei Filmfestivals, unter anderem beim Münchner DOKfest, beim Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken oder beim Zürich Filmfestival, zu sehen. Mittlerweile ist sie außerdem als Kommunikationslehrerin für Medizinstudenten tätig.

Auf viele unterschiedliche Projekte kann Eleonore Daniel über die Jahre also zurückblicken. Vor der Pandemie trat sie 2019 im angesehenen Prinzregententheater im "Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy zusammen mit den Münchner Symphonikern auf - als alleinige Schauspielerin in der Rolle des schelmischen Puck. Den Text schrieben sie und die Dirigentin in moderne Weise um. Für Eleonore Daniel einer der Höhepunkte ihres bisherigen künstlerischen Schaffens.

Seit drei Jahren macht die gebürtige Schrobenhausenerin, zuletzt zusammen mit ihrem Bühnenpartner, dem Österreicher Jürgen Wegscheider, szenische Lesungen. Verschiedene Geschichten, Gedichte und Szenen werden gespielt, manchmal wird gesungen, manches wird gelesen. Mal von Wilhelm Busch, mal von Joachim Ringelnatz, mal von Karl Valentin. Seit Anfang Mai sind beide erneut mit ihrem Programm "Humor ist, wenn man trotzdem lacht" unterwegs, nun ganz bewusst und ausschließlich in Seniorenresidenzen. Hier treten sie unter Corona-konformen Rahmenbedingungen mit zwei Ein-Aktern in den jeweiligen Gärten auf.

Szenische Lesungenin Seniorenheimen

Vor einem Jahr, nach dem ersten Lockdown, kam ihr diese Idee, speziell älteren Menschen durch das Theater vor Ort "eine gewisse humorvolle Abwechslung" zu bieten. Weil alle anderen geplanten Engagements von ihr abgesagt wurden, "keiner wusste, wie es weitergehen sollte, die totale Perspektivlosigkeit herrschte für Künstler". Da haben sie und ihr Bühnenkollege einfach das digitale Telefonbuch aufgerufen, Senioreneinrichtungen abtelefoniert und angefragt. So ergaben sich vergangenen Sommer 30 Auftritte, in diesem Sommer werden es sogar noch mehr in ganz Bayern und im Salzburger Land sein. Bis heute, sagt sie, berühre beide diese etwas andere Tour sehr, da "wir Bewohner und Pflegepersonal nicht nur aufheitern können, sondern sie unglaublich dankbar für diese fröhliche Abwechslung sind".

SZ

Thomas Floerecke