Eichstätt
Aus Kostengründen abgesagt

Die Stadt richtet in diesem Jahr keinen Neujahrsempfang aus: 7300 Euro waren offenbar zu teuer

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Stets beliebt und gut besucht war der Neujahrsempfang der Stadt im Festsaal des Alten Stadttheaters. Heuer gibt es allerdings keinen Empfang: Er wurde aus Kostengründen gestrichen. −Foto: Eva Chloupek

Eichstätt (EK) Wer jetzt noch mit einer Einladung rechnet, wartet vergebens: Die Stadt Eichstätt richtet in diesem Jahr keinen Neujahrsempfang aus - aus Kostengründen. Das bestätigt Oberbürgermeister Andreas Steppberger auf Anfrage unserer Zeitung.

Dass sich der Stadtrat einen rigiden Sparkurs auferlegt hat, ist bekannt, und es wird aller Voraussicht nach bei den nun anstehenden Beratungen für den Haushaltsplan 2018 noch eine gewichtige Rolle spielen. Im Vorgriff darauf haben nun die Bürgermeister dem Stadtrat vorgeschlagen, mit dem Neujahrsempfang ein Jahr auszusetzen und für 2019 ein neues Konzept vorzulegen: Der OB (FW) und seine beiden Stellvertreter, Zweite Bürgermeisterin Dr. Claudia Grund (CSU) und Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle (SPD), haben dem Stadtrat diesen Vorschlag in einer nicht öffentlichen Sitzung unterbreitet. OB Steppberger bestätigte nun gegenüber unserer Zeitung, dass der Stadtrat sich damit einverstanden erklärt habe: Der Neujahrsempfang 2018 findet nicht statt, für 2019 soll ein neues Konzept auf die Beine gestellt werden.

Ein neues Konzept? Steppberger verhehlt auf Nachfrage nicht, dass es dabei wohl um eine kostengünstigere Variante gehen werde. Günstiger als was? Der Neujahrsempfang 2017 hat alles in allem 7300 Euro gekostet, inklusive Mietkosten für den Festsaal des Alten Stadttheaters, Musik und Verpflegung. Also müsste die kostengünstigere Variante für 2019 wohl deutlich unter 7300 Euro liegen. Steppberger betont, dass das Aussetzen in diesem Jahr "keineswegs als Beerdigung des Neujahrsempfangs gelten" solle. Würde er das Ende des Neujahrsempfangs bedauern? Ihm persönlich sei der Empfang auch deshalb immer sehr wichtig, weil dieser Abend zum einen ein würdiger Rahmen sei, den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten in der Stadt einmal Dank zu sagen und ein Zeichen der Wertschätzung zu vermitteln. Und zum anderen sei der Eichstätter Neujahrsempfang deshalb besonders charmant, weil hier neben den offiziellen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Vereinsleben und Gesellschaft auch immer "normale" Bürgerinnen und Bürger auf der Gästeliste gestanden hatten. "Diese Begegnungen sind immer sehr wertvoll", sagt Steppberger.

Wie ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt, hatte dieses Konzept der Mischung zwischen "Spiegelsaalliste und Losverfahren" - also zwischen Prominenten und Bürgern - seine Premiere 2007 gefeiert. Damals unter Alt-Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer (SPD). Rund 300 Gäste hatten sich da im Stadtsaal getummelt, im Laufe der Jahre sei die Gästeliste dann auf knapp 500 angewachsen. Der Empfang hatte auch immer einen würdigen Rahmen geboten, um Bürgermedaillen oder andere städtische Ehrungen auszusprechen.

Sollte man die Gästeliste wieder zusammenstreichen? Oder am Essen sparen? "Wie gesagt, noch haben wir kein Konzept", sagt Steppberger. Er persönlich möchte nicht, dass der städtische Empfang ein Treffen der üblichen Behördenleiter wird, ihm wäre schon an einer Würdigung der Ehrenamtlichen und der Bürger gelegen.

Darüber wird in nächster Zeit zu diskutieren sein. Denn dem Oberbürgermeister ist durchaus bewusst, dass diese Sparmaßnahme in Eichstätt Anlass zu größerer Sorge gibt: Allerdings, so versichert er, gebe es derzeit keine Bestrebungen, künftig auch noch die Sportlerehrungen oder Ähnliches zu streichen.

"Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht zu Tode sparen", sagt Steppberger. Seiner Meinung nach müsse genau darauf geachtet werden, wo man vernünftig sparen könne - und wo nicht. Im Tourismus etwa könne das leicht ins Negative umschwenken. "Es gibt auch rentierliche Kosten und sinnvolle Investitionen." Das werde wohl ein wichtiger Punkt in der kommenden Haushaltsdebatte.

KOMMENTAR

Dass sich eine Stadt wie Eichstätt keinen anständigen Neujahrsempfang leisten will oder kann, gibt ein erbärmliches Bild ab - wieder einmal. Dessen müssen sich die Bürgermeister und der Stadtrat bewusst sein, wenn sie sich in den nächsten Wochen in ihre Haushaltsdebatten vertiefen. Sparen, gut und schön, das klingt erst einmal vernünftig. Aber sparen um jeden Preis? Der Neujahrsempfang war stets eine wunderbare Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen. Darauf zu verzichten, ist mehr als bedauerlich. Denn es geht nicht nur diesen einen netten Abend geselligen Beisammenseins. Es geht darum, ob und wie Eichstätt sein gesellschaftliches Miteinander weiter gestalten will. Wie will Eichstätt sich auch in Zukunft als "lebens- und liebenswerte Stadt", wie es schon Alt-OB Arnulf Neumeyer stets so schön formuliert hatte, präsentieren? Wie will die Stadt für Neubürger und Gewerbetreibende attraktiv bleiben oder noch attraktiver werden? Mit dem mehr oder weniger willkürlich wirkenden Zusammenstreichen von kulturellen und gesellschaftlichen Begegnungsmöglichkeiten geht das ganz sicher nicht. | Eva Chloupek