Pförring
Aus für Antonius-Apotheke

Stefan und Heidi Bauer hören aus gesundheitlichen Gründen auf Nachfolger eröffnet nur 100 Meter weiter

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Zum Jahresende schließen Stefan und Heidi Bauer aus gesundheitlichen Gründen ihre Antonius-Apotheke in Pförring. - Foto: Kügel

Pförring (kue) Zum Jahresende sperrt Stefan Bauer aus gesundheitlichen Gründen seine Apotheke in der Nibelungenstraße in Pförring zu. In der Gemeinde wird es aber weiterhin eine Apotheke geben: Nur wenige Meter weiter wird Günter Kohl aus Bad Gögging eine Filiale eröffnen.

Als in den 1950er-Jahren im Markt Pförring die Straßennamen eingeführt wurden, schlug Ortschronist Karl Holzgartner für die Straße, die vis-à-vis der Kirche nach Norden führt, die Bezeichnung "Apothekerstraße" vor. Niemand weiß, wieso man sie stattdessen Nibelungenstraße genannt hat. Den Pförringern war's egal. Für sie ist sie bis heute die Apothekerstraße. Stefan Bauer erklärt, warum: "Seit 1865 gibt es in Pförring eine Apotheke, seit 1867 in diesem Haus." Er hat die Antonius-Apotheke 1990 von seinem Vater Wolfgang übernommen, der seinerseits die Apothekenkonzession 1959 von Apotheker Anton Brandl erworben hatte.

"Heute herrscht Niederlassungsfreiheit", erklärt Bauer. Trotzdem habe er etwa ein halbes Jahr lang nach einem Nachfolger gesucht - unter anderem mit Anzeigen in der Apothekerzeitung. "Der Tipp eines Arzneimittelvertreters brachte schließlich den Durchbruch", freut sich Bauer. "Ich hätte mich ja sonst nicht mehr auf der Straße sehen lassen können", sagt der Pharmazeut lachend, um dann ernst anzufügen: "Ich habe mich meinen Kunden verpflichtet gefühlt, und schließlich brauche ich ja auch selbst eine Apotheke."

Dass sein Kollege die Apotheke gleich um die Ecke im ehemaligen Hausratsladen von Annemarie Wirths eröffnen möchte, findet er besonders praktisch. "Da brauche ich keine 100 Meter gehen, wenn ich nach meiner Augenoperation wieder Vertretungen machen kann." Im eigenen Haus sah er dafür keine Möglichkeit. "Gleich da hinten ist unsere Küche, man würde sich ständig über den Weg laufen", sagt Bauer und deutet über die Schulter. Außerdem reiche der Platz nicht, um Hilfsmittel wie beispielsweise Windeln in ausreichender Stückzahl zu lagern.

Die neue Apotheke wird wohl die letzte in Pförring sein, ist Bauer überzeugt. Denn ausländische Internetapotheken rüsten ihm zufolge weiter auf. Den Krankenkassen komme das gelegen. Zudem betrieben diese eine pingelige Retaxationspraxis. "Das bedeutet, dass der Apotheker schon bei einem kleinen formalen Fehler des Arztes auf dem Rezept auf den Kosten sitzenbleibt", schimpft Bauer. Als er mal ein fehlendes A für Ausnahmeregelung auf einem Schmerzmittelrezept übersehen habe, habe ihn das 640 Euro gekostet.

Dass in Pförring wieder eine Apotheke aufmacht, ist für Bauer insofern "ein Glücksfall". Auf die selbstgemischten Lippen- und Schrundensalben nach Rezepturen seines Vaters werden die Kunden freilich verzichten müssen.