Reichertshausen
Aus eins mach zwei

Elternaufruhr zu Plänen der Gemeinde: Neuer Kindergarten Steinkirchen künftig eine eigene Einrichtung

03.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Auch wenn es noch ziemlich nach Baustelle aussieht: Laut Gemeinde geht der neue Kindergarten in Steinkirchen im September in Betrieb - und zwar als eigene Einrichtung und nicht als Teil des bisherigen Kindergartens. −Foto: Steininger

Reichertshausen - Nun soll es in Steinkirchen doch zwei getrennte Kindergärten geben: Eine entsprechende Entscheidung hat der Gemeinderat im Mai in nicht-öffentlicher Sitzung getroffen, die neu gebaute Einrichtung soll entsprechend nicht in die Organisation des bisherigen Kindergartens eingegliedert werden. Einige Eltern im Ort kritisieren diesen Schritt scharf und verweisen darauf, dass auch die Erzieherinnen über eine Trennung nicht begeistert seien.

"Überrascht und irritiert" zeigen sich die Eltern der "Mondscheingruppen"-Kinder des Kindergartens in Steinkirchen. Die haben in einem zweieinhalbseitigen Schreiben an Bürgermeister Erwin Renauer (UWG) wie auch an den gesamten Gemeinderat mitgeteilt, dass sie "mit dem von der Gemeinde geplanten Vorgehen keinesfalls einverstanden sind". Hintergrund der Protestnote ist ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss, aus der nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung vom Mai: Der Kindergartenneubau, der ab September in Betrieb geht, soll künftig als getrennte Einrichtung geführt werden.

Erst im März hatte es im Gemeindeblatt im Zusammenhang mit der Bürgerversammlung Steinkirchen noch geheißen, dass es die "sinnvolle Absicht" gebe beide Kindergärten im Ort als eine Gesamteinrichtung zu führen - allerdings vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderates. Die aber ist letztlich nicht erfolgt.

"Die Eltern und Erzieher sind völlig vor den Kopf gestoßen", beklagt sich Sissy Scheible, die für die betroffenen Eltern spricht. Auch die Erzieherinnen hätten sich gegen eine Trennung der Kindergärten ausgesprochen, so Scheible, unter anderem, weil sich bei getrenntem Betrieb in der täglichen Praxis eine ganze Reihe von Problemen ergäben. So zum Beispiel das Zusammenspiel unter getrennter Leitung, die Nutzung der Spielgeräte im Garten, womöglich unterschiedliche Betreuungskonzepte und anderes mehr. Die Eltern beschäftigen sich in erster Linie mit Fragen um das Personal im neuen Kindergarten, um eventuell unterschiedliche Betreuungskonzepte und dass sich die Kinder womöglich von ihren bisherigen Bezugspersonen trennen müssen. Entscheiden sich einige Eltern aber für einen Verbleib im Bestandskindergarten, werden diese Kinder auf die dortigen Gruppen aufgeteilt, "wodurch sie auch noch teilweise ihre Freunde verlieren", so die Sorge der Mütter. Für ihre Entscheidung pro oder kontra Eingruppierung in den neuen Kindergarten lasse die Gemeinde den Eltern auch zu wenig Zeit, so ein Vorwurf an die Adresse der Verwaltung.

Die verweist auf entsprechende Bestimmungen, nach denen im Bestandskindergarten lediglich drei Gruppen auf Dauer genehmigt sind. Die im Sommer 2019 übergangsweise für ein Jahr gegründete Mondscheingruppe war laut Gemeindeverwaltung von Beginn an komplett für den Umzug in das neue Gebäude vorgesehen. Kinder, die jedoch im Bestandskindergarten verbleiben sollen, müssen zwangsläufig auf die drei vorhandenen Gruppen verteilt werden.

Im Übrigen sei seitens der Gemeinde bis zur Mai-Sitzung 2020 nie festgelegt worden, ob beide Kindergärten gemeinsam oder getrennt betrieben werden, so der Hinweis von Gemeindechef Erwin Renauer (UWG). Die im Gemeindeblatt vom März erwähnten Überlegungen zu einem gemeinsamen Betrieb seien von der Entscheidung des Gemeinderates abhängig gewesen, die aber nach eingehender Diskussion in der nichtöffentlichen Sitzung im Mai gegenteilig ausfiel. Dass dieser Punkt nicht auf der öffentlichen Tagesordnung stand, war jedoch "Personalfragen geschuldet", so Renauer.

Aber auch die wären für die Eltern von Interesse, die lieber bewährten Erzieherinnen vertrauen, als ihre Kinder "in das Ungewisse zu schicken", wie es in ihrem Schreiben lautet. Deshalb bitten sie die Verwaltung um eine Informationsveranstaltung, in der sie "Fragen stellen und Bedenken äußern können".

PK