Roth
"Aus einer Zitterpartie zur Weltmarke"

05.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:39 Uhr

„Der verrückteste Landrat, den es überhaupt gibt“: So begrüßt Moderatorin Angela Finger-Erben den Rother Landrat Herbert Eckstein.

Roth (HK) Mit einer großen Triathlon-Gala in der Kulturfabrik ist am Montagabend die Festwoche zum Challenge-Jubiläum eröffnet worden. Hunderte Gäste aus Politik und Wirtschaft, dazu die Wettkampfleiter und viele treue Helfer stimmten sich mit der Walchshöfer-Familie auf das Rennen am Sonntag ein.

Für einen Abend, der auf dem roten Teppich beginnt, übrigens genau dem roten Teppich, der am Sonntag im Rother Triathlonstadion ausliegt, also für einen solchen Abend braucht es wohl genau solche Geschichten. Man weiß jetzt also, dass Challenge-Geschäftsführerin Alice Walchshöfer auf den Spitznamen „Queen Mum“ hört. Dass sich Marketingchefin Kathrin Walchshöfer mit Topathletin Belinda Granger per E-Mail nicht nur über bequeme Laufschuhe, sondern auch über unbequemes, hochhackiges Schuhwerk zum kleinen Schwarzen unterhält. Und dass Felix Walchshöfer im Schulchor nicht mitsingen, sondern nur die Lippen bewegen durfte – und trotzdem eine erstklassige Note für sein Engagement bekam. Seit der großen Triathlon-Gala am Montagabend in der voll besetzten Kulturfabrik ist man also bestens informiert. Jedenfalls, wenn es um leichte Häppchen aus dem Reich der roten Teppiche und der Klatsch-und-Tratsch-Ecke geht.

Genüsslich ausgeplaudert hat das alles die Moderatorin des Abends, Angela Finger-Erben. Eine Schulkameradin von Felix Walchshöfer aus Rednitzhembach, die inzwischen für das RTL-Frühstücksfernsehen arbeitet. In ihrem langen Glitzerkleid machte die TV-Blondine gewiss keine schlechte Figur auf der Bühne der Kulturfabrik. Doch in alter RTL-Manier wagte sie sich mit einem recht losen Mundwerk auf den schmalen Grat, der zwischen netter Unterhaltung und peinlicher Berührung verläuft. So kramte sie allerlei Anekdoten aus gemeinsamen Abiturzeiten hervor: Von einer Zugreise nach Neapel, auf der sich Felix Walchshöfer gefährlich weit aus dem Fenster hängte und dabei den Titelsong von Starlight Express gröhlte, bis zu einem Abend, der nach einem viel zu scharfen Essen seltsamerweise mit Turban auf dem Kopf und Tampon im Mund endete.

„Das wollte ich ja alles gar nicht erzählen“, entschuldigte sich die prominent gewordene Schulkameradin, die der Veranstaltung mit ihrem Kleid viel Glitzer, aber kaum Glamour verlieh. In manchen Momenten erinnerte der Abend eher an ein Schulfest als an das größte gesellschaftliche Ereignis in Roth, das die Gala eigentlich sein sollte. Insofern passte es sogar ins Bild, dass der Oberstufenchor und die Schulband des Rother Gymnasiums wegen technischer Probleme eine Weile auf ihren Auftritt mit „We are the champions“ warten mussten. Kein Strom am Bass. Frau Finger-Erben kicherte.

Aber es sind natürlich nicht nur Banalitäten, die von der ersten Triathlon-Gala in Roth in Erinnerung bleiben werden. Ehrliche Worte über zehn Jahre Challenge sprach Landrat Herbert Eckstein: Auch wenn jetzt alles so glatt aussehe – damals, nach dem Ironman-Aus und vor der Challenge-Premiere, sei es für den Landkreis Roth haarscharf und verdammt schwierig gewesen. „Es hat Nerven gekostet und alles war gnadenlos knapp auf Kante genäht.“ Ohne Herbert Walchshöfer, den 2007 gestorbenen Challenge-Gründer, „wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Aus einer Zitterpartie ist eine Weltmarke mit Ausgangspunkt Roth geworden. Da sind wir stolz drauf. Aber ich höre jetzt besser auf zu reden, bevor mir das Herz übergeht“, sagte Eckstein und überreichte Alice Walchshöfer, „der guten Seele des Challenge“, eine „dreifache Löwin“ als Geschenk und Anerkennung für ihre Lebensleistung.

Voller Vorfreude auf das Jubiläumsrennen zeigte sich Ralph Edelhäußer, der den Wettkampf am Sonntag erstmals als Rother Bürgermeister begleitet. „Ganz ehrlich, wer hatte Herzklopfen und wer hatte Tränen in den Augen“, fragte er nach einem Challenge-Film in den Saal und antwortete gleich selbst: „Wahrscheinlich jeder. Und zwar, weil wir diesen Sport so gerne haben und weil wir alles von Anfang an mitbekommen haben. Der Triathlonsport macht uns weltbekannt und deshalb sind wir Triathlon.“ Da war es raus, das Challenge-Motto, das der zweistündigen Gala sogar noch einen großartigen Abschluss samt Gänsehautgefühl verleihen sollte: Der Oberstufenchor des Rother Gymnasiums schmetterte die Challenge-Hymne „We are triathlon“ und alle Gäste in der Kulturfabrik klatschten begeistert mit. Es war ein lautstarkes Zeichen, wie sehr der Landkreis Roth hinter seinem Sportspektakel steht. Und eine kraftvolle Botschaft der gesamten Challenge-Familie für die Jubiläumswoche, an deren Ende der rote Teppich wieder dort liegt, wo er hingehört – im Rother Triathlonstadion.