SÖDER SAGT NEIN
Aus der Traum

Staatsregierung beerdigt Nationalparkpläne in den Donau-Auen

26.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:58 Uhr
Schmuckstück der Natur: Die Donau-Auen, hier bei Grünau, sind über Monate hinweg als Nationalpark im Gespräch. Im Sommer stellt die Staatsregierung die Planungen allerdings ein. −Foto: Foto: Janda

Diese Entscheidung kommt so überraschend wie der Schnee im Winter: Bei einer Kabinettssitzung auf der Zugspitze beendet die bayerische Staatsregierung endgültig die Pläne für einen dritten Nationalpark im Freistaat - und damit auch den Traum für einen besonderen Schutz für die Donau-Auen.

Jahresrückblick 2018
Als Trostpreis für die Region rund um Neuburg verspricht Ministerpräsident Markus Söder aber ein begehbares Donau-Aquarium und ein Moorinstitut am Haus im Moos in Kleinhohenried. Beide Projekte lassen nach wie vor auf sich warten.

Über Monate hinweg zählen die Donau-Auen zwischen der Lechmündung beim schwäbischen Marxheim und dem niederbayerischen Kelheim - zuletzt mit den Isar-Auen bei Freising - zu den Favoriten. Doch mit Söders Vorgänger, dem im Frühjahr abgetretenen Horst Seehofer, gerät auch dessen Vision von einem dritten Schutzgebiet im Freistaat gewaltig ins Wanken. Kein Wunder: Nicht nur in der CSU ist diese Idee vielen einfach zu grün. Auch in den betroffenen Regionen bläst den Verantwortlichen der Gegenwind derart heftig ins Gesicht, dass der so oft versprochene Dialog gar nicht erst richtig beginnt. Am Ende gibt die Regierung dem Widerstand nach, der sich vor allem an den vielen unbeantworteten Fragen entzündet.

Den ersten Schritt zum Aus macht Markus Söder bereits in seiner ersten Regierungserklärung Mitte April. Dabei kündigt der neue Ministerpräsident an, die Pläne für einen Nationalpark "weit zurückzustellen". Im Klartext: Das Projekt liegt vorerst nur auf Eis. Erst wenige Wochen später folgt das endgültige Aus auf der Zugspitze, das nach wie vor nicht jeder im Freistaat für absolut endgültig hält.

Die Reaktionen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen fallen gemischt aus. Während die Gegner des dritten Nationalparks, die vor allem aus den Gemeinden Bergheim, Oberhausen und Weichering sowie aus den Reihen des Bauernverbands kommen, über das Ende der Planungen jubeln, bleiben die Befürworter dennoch kämpferisch. Sie hatten sich erst recht spät zu einer Interessengemeinschaft formiert und in der Folge unter anderem Unterschriften für das Projekt gesammelt. Auch Horst Seehofer hält noch kurz vor seinem Abgang als Bundesinnenminister an der Idee fest und bringt bei einer CSU-Versammlung in Schönesberg selbst noch eine kleinere Variante eines Nationalparks ins Gespräch. Doch das Aufbäumen der Befürworter kommt zu spät.

Überraschung herrscht nach Söders Regierungserklärung dennoch im Landkreis, allen voran im Donaumoos. Dort will der Ministerpräsident als Ausgleich das Haus im Moos um ein Moorinstitut ergänzen. Zehn Millionen Euro sind dafür vorgesehen, elf neue Stellen geplant. Damit überrumpelt der Landesvater aus Franken selbst die Spitzen der Kreispolitik. "Mit mir war das nicht abgestimmt", sagt der damalige Landrat Roland Weigert. Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf, zugleich Vorsitzender im Stiftungsvorstand Donaumoos, lädt Söder sogar spontan ins Haus im Moos ein. "Wenn das Konzept stimmt, sind wir für alles offen", findet er. Das Versprechen für das Institut gibt es allerdings erst mehrere Monate nach der Zusage für ein anderes Zuckerl mit eher zweifelhaftem Nutzen. Den Einfall für ein begehbares Kaltwasseraquarium an der Donau, das ebenfalls mit dem Haus im Moos umgesetzt werden soll, halten viele eher für eine Schnapsidee - auch wenn das kaum einer offen ausspricht. Ein Moorinstitut gehe schon eher in die Richtung, die sich die Verantwortlichen im Landkreis gewünscht hatten, betont Vize-Landrat Alois Rauscher. So oder so: Das Aus für den Nationalpark und vor allem dessen Folgen werden den Landkreis noch jahrelang begleiten.

Stefan Janda  

Am Freibad wird gespartAngeblich war 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Tropensommer jedenfalls hat es in sich. Es gibt so wenig Niederschläge, dass der Pegel der Donau auf Rekordtiefe nach unten ging. Man hat den Eindruck, dass man den Fluss an einigen Stellen zu Fuß durchqueren kann. Die Neuburger entdecken die Donau wieder als Badegewässer, besuchen fleißig die umliegenden Kiesweiher und natürlich auch das idyllisch gelegene Brandlbad. Aber ausgerechnet im Rekordsommer verkürzen die Stadtwerke als Betreiber die Öffnungszeiten. An drei Vormittagen macht das Freibad erst zur Mittagszeit auf. Es hagelt Proteste von Familien und Frühschwimmern. Vermutlich sind auch einige Besucher in andere Bäder abgewandert. Zum Saisonende weist die Bilanz 84 000 Badegäste aus - eigentlich zu wenig für so einen langanhaltenden Sommer. Oberbürgermeister und Stadträte nehmen den Protest auf und beschließen mehrheitlich für das kommende Jahr wieder die gewohnten Öffnungszeiten. Dafür wird der Sparstift in anderen Sparten angesetzt, zum Beispiel beim Fahrplan der Stadtbusse. 

r  

THI-Campus für NeuburgDer Freistaat Bayern will in Neuburg rund 120 Millionen Euro in einen Ableger der Technischen Hochschule Ingolstadt investieren.
Darauf einigt sich der Ministerrat im Frühjahr. Schon im Winter 2020 sollen die ersten Studierenden auf dem Gelände der früheren Lassigny-Kaserne lernen, allerdings noch in einem Container-Provisorium. Nächster Schritt wird ein Architektenwettbewerb, der Abschluss der Bauarbeiten ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Die Zahl der Studenten soll sukzessive auf insgesamt rund 2000 ansteigen. Der Schwerpunkt des Campus liegt im Bereich "Nachhaltige Infrastruktur". Vor der Umsetzung ist allerdings die für Ende 2019 geplante Auflösung der Flüchtlingsunterkunft auf dem Areal erforderlich. 

sja  

Das Jahr in Zahlen

Ärger über Sperrung 20. AUGUST Mehrere Woche lang geht im Sommer an der wichtigen Donaubrücke bei Bertoldsheim gar nichts mehr. Die Querung zwischen Rennertshofen und Burgheim ist wegen der Revision der dortigen Stauwehranlage gesperrt. Auch in den Folgemonaten kommt es immer  wieder zu Beeinträchtigungen, unter anderem zum Jahresende. Die meisten Autofahrer akzeptieren   die Sperrung samt kilometerlanger Umleitung, doch immer wieder bekommen die Arbeiter auch den Ärger der Verkehrsteilnehmer zu hören.Foto: Janda   Mauerstreit endet 8. OKTOBER Nach mehr als neun Jahren ist der Mauerstreit in Weichering vorbei. Die Auseinandersetzung, die im März sogar die Richter des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in den Ort führt, endet doch noch mit einem Kompromiss. Ein Teil der umstrittenen Mauer darf demnach stehen bleiben, wie der Gemeinderat im Oktober beschließt. Den Rest muss der Eigentümer aber verkleinern. Der Rechtsstreit um die Mauer hat  2009 begonnen, weil diese dem Bebauungsplan widerspricht. Die Folge war ein langwieriges Verfahren mit zahlreichen Debatten und  Verhandlungen. Unter anderem die Gemeinde und der Eigentümer traten dabei als Kläger auf.    


Fischsterben im Stausee 10. JULI Plötzlich ist das  Wasser weg: Wegen Bohrarbeiten im Stausee Bertoldsheim senkt der Kraftwerksbetreiber die Donau um etwa 1,7 Meter ab. Die Seitenbereiche des Stausees fallen komplett trocken und werden zur tödlichen Falle für Schwärme von Jungfischen. Die Fischereiberechtigten reagieren entsetzt und  schalten die Polizei ein, doch der genaue Schaden läßt sich nicht dokumentieren. Das Strafverfahren liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft in Ingolstadt. Foto: Rein   Tod beim Umzug 11. FEBRUAR Tragisches Unglück in Waidhofen: Beim Faschingsumzug gerät eine 24-Jährige aus Schrobenhausen vor den Augen der Zuschauer unter ein Gefährt. Für die junge Frau kommt jede Hilfe zu spät, sie stirbt noch vor Ort. Die monatelangen Ermittlungen der Polizei ergeben schließlich, dass ein Fremdverschulden auszuschließen ist: Der Tod der Frau ist ein Unfall gewesen. Die Erinnerung an das Unglück bleibt in der Gemeinde trotzdem noch lange in den Köpfen.r/sja