Reinwarzhofen
Aus dem Zirkuszelt in Reinwarzhofen in die weite Welt

Fernsehteam des Hope Channel berichtet aus dem Pfadfinderlager der Adventjugend Erwachsenentaufe unter freiem Himmel

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Zeltstadt auf dem Reinwarzhofener Espan: Rund 1500 Pfadfinder aus dem süddeutschen Raum nutzen die letzten Tage der Pfingstferien, um auf dem Willy-Brandt-Platz Gemeinschaft zu erleben. - Foto: Luff

Reinwarzhofen (luf) Heimlich, still und leise hat sich Reinwarzhofen in den vergangenen Tagen zum einwohnerstärksten Gemeindeteil Thalmässings entwickelt. Denn noch bis zum morgigen Sonntag campieren dort rund 1500 Pfadfinder der Adventjugend. Diese ist der eigenständige Jugendverband der Siebenten-Tags-Adventisten, einer weltweit verbreiteten evangelischen Freikirche, die ihren Ursprung in den USA hat. Ihren Mitgliedern gilt die Bibel als die einzige religiöse Autorität, Zigaretten oder Alkohol sind verboten - ein Umstand, der die Betreuung von so vielen Jugendlichen durchaus erleichtert, wie Sascha Oestreich, ein sogenannter Scout Leader aus München, lächelnd erklärt. Nach fünf Tagen in der Zeltstadt machen sich die Jugendlichen, vorwiegend im Alter zwischen 8 und 15 Jahren am Sonntagmittag wieder auf den Weg nach Hause - rechtzeitig zum Ende der Pfingstferien.

Zumindest in Bayern und Baden-Württemberg; doch der veranstaltende Süddeutsche Verband (SDV) der Adventjugend umfasst auch noch Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. "Die haben aber zumindest den Feiertag Fronleichnam", erklärt Oestreich. Er gehört zu den alten Hasen der Pfadfinder, war schon vor 15 Jahren dabei, als der SDV zuletzt ein derart großes Camp organisiert hat - ebenfalls schon in Reinwarzhofen. Und ebenfalls zu Pfingsten, dem Höhepunkt im Jahr für diese Freikirche.

1500 Eier wurden morgens schon geschält, jetzt müssen 45 Kilogramm Käse geschnitten und 220 Salatköpfe verarbeitet werden, zählt Gabriele Arnhold auf. Sie gehört zum lediglich 16-köpfigen Küchenteam, das die 1500 Menschen Tag für Tag verköstigt. "Wir berücksichtigen jede Sonderkost", sagt Arnhold stolz. Ob glutenfrei, vegetarisch, vegan oder sonst einen Sonderwunsch. "Schließlich sollen alle Kinder zum Camp kommen können", sagt sie, "wir haben sogar zwei Sonderkost-Beauftragte."

Der Aufwand, den die jungen Christen auf der Jurahöhe betreiben, ist auch in anderen Bereichen enorm. Von einem Zirkus haben sie das zentrale Zelt ausgeliehen, in dem alle Teilnehmer etwa zur Aufführung des Theaterstücks Platz finden, über 1500 Sitzplätze sind um eine runde Manege gruppiert. Ein Kamerateam des Hope Channels - empfangbar über Satellit - überträgt Eindrücke aus dem Lager in alle Welt. Etwa vom Streichelzoo, in dem sich einige Esel und Lamas tummeln. Passend zum Thema des Camps, das mit dem mehrdeutigen Slogan "Boot.schafft.Hoffnung" überschrieben ist und sich mit der Geschichte von Noahs Archenbau beschäftigt.

Für Abwechslung im Camp ist gesorgt: "Jede Gruppe musste Workshops stellen", erzählt Anne-Kristin Werner vom Organisationsteam. So können die Teilnehmer Messerhüllen aus Leder fertigen, den Teig fürs Stockbrot vorbereiten, Libellen aus einem Seil knüpfen - "typische Pfadfindersachen eben", sagt Oestreich. Oder bei Fußball und Volleyball sich sportlich betätigen. Jedes der zehn Unterlager, in die die 70 teilnehmenden Gruppen eingeteilt sind, hat ein eigenes Tor zum eigenen Zeltlager. Mit Briefkästen für die lagerinterne Post.

Viele der zahllosen Workshops nehmen thematisch auf die Bibelgeschichte von der Arche Noah Bezug, vor allem auch das Theaterstück, das eine Gruppe einstudiert. Es wird am heutigen Samstagabend aufgeführt - am Sabbat. Denn die Adventisten halten den siebten Wochentag nach der biblischen Zählung - den Samstag - heilig. So steht abends das Theaterstück als Höhepunkt an. Und morgens im Gottesdienst die Taufe eines 19-Jährigen; die Erwachsenentaufe gilt den Adventisten als einzig legitime Form der Taufe.