Riedenburg
Aus dem Vorhimmel in die Bauernstube

Altmühlbühne glänzt wieder durch hervorragende schauspielerische Leistung, Regie und Bühnenbild

16.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:59 Uhr

 

Riedenburg (DK) Die Spannung im Publikum ist auch bei den bisherigen Premieren der Altmühlbühne Riedenburg immer greifbar gewesen. Am Samstagabend schien dieses erwartungsvolle Kribbeln für das neue Bühnenstück „Im Himmel gibt’s koa Parlament“ aber ganz besonders deutlich im Raum zu stehen.

Denn es war die erste Inszenierung nach der Verleihung des „Larifari“, des bayerischen Amateurtheaterpreises. „Auf den san ma auch a bisserl stolz“, sagte dann auch Manuela Schweiger bei der Begrüßung des Publikums und hielt die Bronzefigur in der Hand. Die Plätze im Saal waren restlos ausverkauft und erstmals war mit Siegfried Lösch (CSU) auch ein Bürgermeister der Stadt Riedenburg bei einer Premiere anwesend. Die Autorin Marianne Santl hat dieses Stück über einen frisch gewählten Landtagsabgeordneten, der eigentlich lieber Bauer und Bürgermeister in seinem Heimatdorf geblieben wäre und bald darauf stirbt, als Lustspiel in drei Akten konzipiert. Für die Regisseurin Bettina Mansdorfer und ihr Team lag die Herausforderung darin, dieses an sich sehr ernste Thema in geeigneter Form aufzuarbeiten und schauspielerisch umzusetzen.

Natürlich sollten in dieser Thematisierung von Tod, Politik, Geltungssucht und himmlischer Gerechtigkeit die heiteren Momente nicht untergehen. Nicht immer machte es die Autorin der Regisseurin mit ihren Textvorgaben leicht, die entsprechende Balance zu finden. Santl gibt den Schauspielern viele Dialoge am Wohnzimmertisch vor, um die Charaktere der Rollen und das Geschehen im Stück zu entwickeln. Mansdorfer entkommt dem daraus folgenden Dilemma einer allzu statischen Inszenierung, indem sie ihre Schauspielerkollegen mit dezenter Gestik, wunderbarer Mimik und dem großartigen Potenzial an schauspielerischem Naturtalent ihrer Truppe agieren lässt.

Kern des Bühnenstücks ist die Wandlung der geltungssüchtigen Bäuerin und Witwe Jutta Burgstaller (gespielt von der Regisseurin) durch ihren gestorbenen Mann Hans (Christian Hollweck), der als fast unsichtbarer Engel zurückkommt. Durch geschickte Geisterarbeit bekehrt er sie trotz all ihre Habgier, Geltungssucht und Skrupellosigkeit zu einem gefälligen Leben.

Nicht fehlen darf in so einem ländlichen Lustspiel natürlich ein Unikum in Gestalt der Magd Urschl, wieder großartig gespielt von Susi Schäffer. Dass Tochter Lisa (Caroline Paulus) schließlich nicht den schmierigen Frauenhelden und Sägewerksbesitzer Alois Holzwurm (Dieter Mansdorfer) heiraten muss und Schwägerin Hilde (Annemarie Lauerer) auf den Ruf des geisternden Engels alles in die richtige Richtung lenkt, ist ein willkommenes Nebenprodukt dieser Bekehrung. Kuno Mößl, der in der letztjährigen Inszenierung als sympathisch-schlauer Schustergeselle glänzte, darf diesmal der gnädige und gottesfürchtige Himmelspförtner Petrus sein. Als Aufpasser über die Engel Nr. 13 (Martin Frauenknecht) und Nr. 25 (Manuela Schweiger), die als ehemalige Politiker im Vorhimmel erst noch geläutert werden müssen, gibt er auch diesmal eine sehr sympathische Figur ab.

Für die Himmelsszenen betrat Bühnenbauer Christian Hollweck heuer Neuland. Erstmals musste für diese zweite Szene das komplette Bühnenbild von einer Bauernstube der 80er Jahre zu einem Himmel samt Wattewölkchen und Wolkenschaukel erst umgestaltet und dann wieder rückgebaut werden. Auch dies war wieder eine staunenswerte Leistung der Bühnengestalter. Nicht nur dafür, sondern vor allem für ihre erneute tolle schauspielerische Leistung und die Regiearbeit, ernteten die Akteure sowohl Szenenapplaus als auch einen wohlverdienten minutenlangen Schlussapplaus samt Bravorufen.

Mit dem Schlussapplaus bleibt die Frage, welchem Genre diese aktuelle Inszenierung zuzurechnen ist. Es ist sicherlich kein Bauernschwank mit Schenkelklopfern, auch kein Lustspiel, wie es die Autorin bezeichnet, und keinesfalls ein reines Drama. Das neue Stück hat von allem etwas. Es ist ein wenig Gesellschaftsspiegel, ein klein wenig Politiksatire, es greift vorsichtig den Geschlechterkonflikt – ohne die üblichen Liebesgeschichten – auf und es vermittelt die Hoffnung auf einen gütigen Geist im Himmel, der vermittelnd eingreift.

Dieser Geist hat schließlich seine Aufgaben als Engel auf Erden bestens erfüllt und kehrt im fulminanten Finale mit einem schallenden „Halleluja“ samt Lichteffekt und frisch gewachsenen Flügeln wieder in den Himmel zurück. Da störte es auch nicht, dass die Beleuchtungstechnik in den letzten Minuten nicht immer den Regieanweisungen gefolgt ist.