Dietfurt
Aus dem Nähkästchen geplaudert

Krimiautorin Sonja Silberhorn liest im Dietfurter Kulturhaus aus ihrem neuen Werk "Der Regenteufel"

05.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr

Krimiautorin Sonja Silberhorn liest in Dietfurt. Die Sieben-Täler-Stadt hat sie schon als Schülerin kennengelernt. - Foto: Hradetzky

Dietfurt (DK) Mit einer Autorenlesung geht die Dietfurter Stadtbücherei neue Wege. Am Freitag, 20. Oktober, liest um 19 Uhr Sonja Silberhorn aus Regensburg aus ihrem neuen Krimi "Der Regenteufel". Karten gibt es für sechs Euro inklusive Krimi-Cocktail in der Tourist-Info. Im Interview stellt sich die 38-Jährige vor.

Wie kam es dazu, dass Sie  Autorin wurden?

Sonja Silberhorn: Das war Glück im Unglück. Ich habe während der Finanzkrise, Ende 2008, meinen Job verloren und eine Weile gebraucht, um etwas Neues zu finden. Der positive Nebeneffekt: Endlich hatte ich Zeit, den Roman zu schreiben, der in meinem Kopf schon seit einer Weile immer konkretere Form annahm. So ist mein Debütkrimi "Herzstich" entstanden. Er hat mir den Weg in die Buchbranche geebnet.

 

War das immer schon Ihr Traumberuf?

Silberhorn: Zumindest der heimliche Traumberuf. Grundlegend wäre es wohl ein bisschen weltfremd, schon nach dem Schulabschluss zu sagen, man möchte Autorin werden, aber da ich selbst sehr gerne lese und immer eine recht ausgeprägte Fantasie hatte, lag der heimliche Wunsch auf der Hand. Es war auf jeden Fall ein Lebensziel, einmal einen selbst geschriebenen Roman in der Hand zu halten. Dass es jetzt schon fünf sind, macht mich natürlich sehr glücklich.

 

Woher beziehen Sie Ihr Wissen über die Polizeiarbeit?

Silberhorn: Ich habe guten Kontakt zu einem früheren Beamten der Regensburger Kripo, der regelmäßig bei Kaffee und Kuchen meine Fragenkataloge mit mir abarbeitet.

 

Haben Sie ein schriftstellerisches Vorbild?

Silberhorn: Im Krimibereich eigentlich nicht. Ich denke auch, der Begriff "Vorbild" wäre zu hoch gegriffen. Grundlegend verehre ich aber Paul Auster, der es immer wieder schafft, gewohnten Gedanken eine neue Wendung zu geben.

 

Wie kommen Sie auf die Handlung?

Silberhorn: Inspirierend kann alles sein, worauf man im täglichen Leben stößt: Orte, Menschen, Begebenheiten. Meist sind es Kleinigkeiten, die einen Funken entzünden und die restliche Handlung, die zum Teil wie aus dem Nichts vor meinem geistigen Auge erscheint, zum Teil aber auch hart erarbeitet werden muss, mit sich ziehen. Manchmal kann ich im Nachhinein gar keine bestimmte Inspirationsquelle mehr festmachen, weil die Handlung plötzlich so glasklar vor mir lag, die Charaktere in meinem Kopf ein solches Eigenleben entwickelten, dass ich keine andere Wahl hatte als die Geschichte genau so zu schreiben.

 

Wo ist der ideale Platz für Sie? Wo und wie arbeiten Sie, wenn Sie schreiben?

Silberhorn: Ganz klassisch: in meinem Büro zu Hause am Schreibtisch. Schreiben ist Arbeit, wenn auch eine sehr schöne. Insofern brauche ich auch ein wirkliches Arbeitsumfeld, um mich konzentrieren zu können. Im Hochsommer, wenn die Temperaturen im Büro ins Tropische klettern, wandere ich auch mal mit dem Laptop in den Garten. Das funktioniert leider nicht ganz so gut. 

 

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Silberhorn: Vermutlich der "Regenteufel", der am 12. Oktober erscheint. Die ungefähre Handlung dieses fünften Falles für mein Ermittlerduo war mir schon klar, als ich damals gerade "Herzstich" geschrieben hatte. Weil es in "Regenteufel" ziemlich hart zur Sache geht und meine Ermittler einiges auszuhalten haben, habe ich mich ein wenig davor gefürchtet. Schaffe ich es, die Dramatik dem Leser so eindringlich nahezubringen, wie ich sie selbst empfinde? Gelingt es, die Waage zu halten zwischen Spannung und Unterhaltsamkeit? Funktioniert der Aufbau der Handlung wirklich so gut, wie ich mir das im Kopf ausgemalt habe? Mit ein bisschen Distanz betrachtet, bin ich jetzt recht optimistisch, dass mein Vorhaben geglückt ist.

 

In welchem Alter haben sie angefangen zu schreiben?

Silberhorn: Kurzgeschichten oder kurze Fragmente nie vollendeter Geschichten habe ich schon in der Jugend geschrieben - nicht regelmäßig, aber immer wieder. Die ersten Versuche, mich an etwas Längeres heranzuwagen, gab es in den frühen Zwanzigern. Aber damals haben mir wahrscheinlich sowohl die Zeit als auch die Ausdauer gefehlt. Zum Glück war das bei "Herzstich" dann endlich anders.

 

Wie lange brauchen Sie, um ein Buch zu schreiben?

Silberhorn: Das hängt sehr stark von den Umständen ab. An "Regenteufel" habe ich fast zwei Jahre geschrieben. Normalerweise arbeite ich rund ein halbes Jahr an einem neuen Roman.

 

Was ist überhaupt Ihr Lieblingsbuch?

Silberhorn: Da gibt es zu viele, um sich auf eines zu beschränken. Nachhaltig beeindruckt haben mich "Drachenläufer" von Khaled Hosseini, "Was ich liebte" von Siri Hustvedt und "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón.

 

Was hat Sie geprägt in Ihrem Leben?

Silberhorn: Darauf halbwegs vollständig zu antworten, würde den Rahmen sprengen. In jüngster Zeit war es die Geburt unserer Tochter vor drei Jahren, die mich wahrscheinlich zu einem ernsteren Menschen gemacht hat.

 

Beschreiben Sie sich selbst in drei Adjektiven.

Silberhorn: Selbstkritisch, organisiert, fantasievoll.

 

Kennen Sie Dietfurt und die Stadtbücherei im Kulturhaus?

Silberhorn: In der Stadtbücherei selbst war ich noch nicht, aber ich freue mich sehr darauf, das Team und die geschichtsträchtigen Räume im Kulturhaus kennenzulernen. Dietfurt selbst kenne ich vom Chinesenfasching. Ich bin in Parsberg zur Schule gegangen, und es gehörte zum Pflichtprogramm, den Unsinnigen Donnerstag in Dietfurt zu verbringen.

 

Was erwartet die Zuhörer bei Ihrer Lesung in Dietfurt?

Silberhorn: Zum einen ausgewählte Passagen aus "Regenteufel", die, so hoffe ich, die Zuhörer mitnehmen in die spannende Handlung rund um den fünften Fall meines Ermittlerpaars. Zum anderen gibt es Hintergrundinfos zum Schreiben allgemein und zu "Regenteufel" im Speziellen. Schließlich sind Lesungen die beste Gelegenheit, um auch mal ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. 

 

Freuen Sie sich auf Ihre Lesung in Dietfurt?

Silberhorn: Sehr, vor allem, nachdem ich seit Ende meiner Schulzeit in Parsberg leider nicht mehr dort war. Und vielleicht sieht man ja das eine oder andere bekannte Gesicht?

 

Die Fragen stellte Katrin Hradetzky.