Neuburg
Aus dem Leben einer Parkbank

Drei Damen von "Art vocal!" interpretieren munter Romantik

29.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Launisch singen sie durch das bevorzugt freche Liedgut der Jahrhunderte: das A-capella-Trio "Act Vocal" in der Rennbahn. - Foto: lm

Neuburg (lm) Hochtrabend wichtig und ziemlich chaotisch, gedankenschwer und sinnentleert, und das alles am besten gleichzeitig: Multitasking Kauderwelsch in ziemlich perfekter Form ist das, bei einem Frauenstammtisch könnten die Themen nicht kühner durcheinanderschwirren.

Als ziemlich perfektes Unterfangen, narzisstisch und selbstironisch zugleich, betreibt dieses Geschäft das Trio "Art vocal!", am Samstag in einer freilich eher mäßig besuchten Rennbahn - vielleicht momentan des Guten doch fast zu viel.

"Aus dem Leben einer Parkbank" nennt sich das Programm. Da trifft zusammen, was nicht unbedingt zusammen gehört. Und dennoch fügt sich daraus eine ziemlich runde Sache, nostalgisch verbrämt mal und sogleich gegenwärtig hellwach. Der gemeinsame Nenner dabei: Alles, was Spaß macht. Und so durchmessen in recht feiner A-capella-Manier zwei Soprane und ein Alt das weite Feld von Schlager, Schnulzen, Songs, Evergreens und altdeutschem Liedgut. Brahms trifft auf Kurt Weill, Jazz auf das Madrigal. Wie der musikalisch rote Faden und als quasi feministische Wiedergutmachung zieht sich der Name Fanny Hensel nach hundert Jahren zunächst familiärer und dann geistesgeschichtlicher Unterdrückung durch den Abend: deutsche Romantik quicklebendig interpretiert.

Frech gleich mal der Einstieg "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben" - die Drei im Cocktailkleid, fein farblich aufeinander abgestimmt wie voneinander abgesetzt, scheinen wild entschlossen zu ziemlich allem, macht sich doch gerade "The lonesomest Girl in Town" auf seine vielleicht doch nicht ganz so traurige Entdeckungsreise .

Wunderbar gelingt die Gratwanderung zwischen Charme und Schmäh, Albernheit und Kabarett; ganz stark da "Der Nowak" feinsinnig hintergründig interpretiert. Manches an dem Abend bleibt semiprofessionell, vertrüge etwas ordnende, straffende, strukturierende Hand. Absolut überzeugend aber sind die allermeisten Arrangements, stets dem Original verpflichtet und gleichwohl den drei Aktricen wie in den Mund gelegt. Vielleicht nicht die allergrößte Kunst, aber von einem überwältigenden Munterkeitsfaktor.