Aus dem Feldbett an den Unglücksort

13.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:49 Uhr

Paul Pfuhler (13) und Lisa Neumair (16, eines von vier Mädchen in der Gruppe) wissen, was sie zu tun haben.

Eichstätt (EK) Vor gut drei Stunden war Schichtbeginn in der Wache der "Berufsfeuerwehr Eichstätt". Die acht Mann starke Truppe sitzt gerade im Unterrichtsraum, schaut Filme über den richtigen Umgang mit Feuerwehrleitern. Ein Alarmton unterbricht die Vorführung.

Die Piepser melden: "Schwerer Verkehrsunfall, eingeklemmte Person." Und das bedeutet: Einsatz für die Mädchen und Burschen der Eichstätter Jugendfeuerwehr. Zusammen mit ihren Betreuern spielen sie 24 Stunden lang den Alltag einer Berufsfeuerwehr nach. Und da kann es jederzeit heißen: ausrücken zum Retten, Löschen, Bergen. Alle rennen in die Fahrzeuggarage, greifen zu Helm und Jacke, die an den Wänden hängen. Zwei Fahrer der "großen" Feuerwehr starten derweil die Motoren. Mit Blaulicht geht es los, runter vom Hof, durchs Buchtal hinauf zum Alten Lüftenweg. Sofort wird die Straße gesperrt, die Lage erkundet und dann geht es los.

Realistisches Szenario

Jugendwart Florian Glück gibt Anweisungen, teilt die Jugendlichen in Trupps ein. Lisa und Paul holen Feuerlöscher und Löschschläuche, während die anderen das "verunglückte" Fahrzeug erst einmal sichern und mit einem Stahlseil befestigen. Der Wagen droht die Böschung hinunter zu stürzen. Bei ihrem Übungsszenario haben die Jugendbetreuer viele Details eingebaut. Sie wollen ihre Truppe fordern. Den Helfern bietet sich ein realistisches Szenario. Der Rettungswagen vom Roten Kreuz ist schon eingetroffen, die Sanitäter kümmern sich um den Verletzten, der im Auto eingeklemmt ist. Hand in Hand müssen die Nachwuchs-Feuerwehrerler jetzt reagieren. Mit Schere und Spreizer greifen sie an, trennen sie das Auto auf.

Derweil sägt der 16-jährige Andreas die Windschutzscheibe raus. Mit vereinten Kräften wird später das Autodach abgehoben, der Verletzte aus seiner Lage befreit. Alles wirkt echt: Aus dem Wagen läuft Öl aus, die Wunden "bluten", und es muss schnell gehen. Schnell, aber sicher, und schnell, aber koordiniert.

Die Jugendlichen wissen, wo sie anpacken müssen. Viele sind seit Jahren in der Jugendgruppe der Eichstätter Feuerwehr, kennen die Geräte und die Vorgehensweise. Doch bei dieser Übung, bei diesem ersten Berufsfeuerwehrtag werden sie auf ganz andere Weise gefordert. Es gibt Theorie im Schulungsraum, es gibt Pausen mit gemeinsamem Mittag- und Abendessen, aber es gibt auch fünf Einsätze. Einer davon entpuppt sich als Fehlalarm.

Brand im Steinbruch

Auch das passiert den "echten" Feuerwehrleuten. Richtig zur Sache geht es noch einmal mitten in der Nacht. In ihren Feldbetten hatten es sich die Eichstätter bequem gemacht, als um drei Uhr nachts wieder die Anweisung kommt: Brand im Steinbruch. Und wieder rücken sie aus, wieder muss alles ganz schnell gehen. Das Feuer ist nach einiger Zeit unter Kontrolle, und bis zum Frühstück, bis zum "Schichtende", gibt es noch ein paar Stündchen Schlaf. Der Alltag einer Berufsfeuerwehr kann stundenlanges Warten bedeuten, es kann aber auch Schlag auf Schlag gehen.

Den Jugendlichen gefällt dies, trotz kleiner Strapazen und großer Anstrengung. Der Ehrgeiz hat alle gepackt. Die Aufträge werden sauber erledigt, jedes Mal wird die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt und gewartet, ob nicht doch noch was passiert, ob nicht doch noch irgendwo Hilfe gebraucht wird. Denn das motiviert sie. "Ich finde es gut, wenn ich anderen helfen kann", berichtet der 13-jährige Paul Pfuhler ganz stolz.