Scheyern
Aus dem Dornröschenschlaf geholt

Das Gesicht des neuen Scheyerer Ortszentrums steht fest Ab Montag können die Bürger es besichtigen

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Foto: Hans Steininger

Scheyern (PK) Jetzt ist es heraus, wie sich Scheyerns neue Ortsmitte in Zukunft präsentieren wird. Freitagvormittag überreichte Gemeindechef Manfred Sterz (FW) die Siegerurkunde an die Freisinger "Deppisch Architekten" mit deren Partner "grabner huber lipp", den Ideenlieferanten für die Freiraumplanung.

Von einem "fairen und korrekten Vorgehen" sprach der Schrobenhausener Fachpreisrichter Gerhard Breu. Alle zwölf in die Endausscheidung gelangten Entwürfe waren mit einer Nummer versehen, sodass die Jurymitglieder nicht ersehen konnten, welches Architekturbüro sich dahinter verbarg. So fand eine etwaige Beeinflussung nicht statt, die Konzentration galt somit alleine den Entwürfen. Die sind alle "hervorragend ausgearbeitet", betonte Breu, "da steckt viel Herzblut drin und jeweils mindestens 200 Stunden Arbeit", so der Fachmann. Die Kosten des Wettbewerbs werden mit bis zu 100 000 Euro angegeben, von denen 60 Prozent das Städtebau-Förderungsprogramm übernimmt. Das darin enthaltene Preisgeld für den Sieger wird mit den Honoraren bei der Auftragsvergabe verrechnet.

Volkswirtschaftlich gesehen könne man sich fragen "braucht's des", meinte Breu, "aber von den Ergebnissen her braucht's des schon". Und die sind vielfältig, von konventionell bis hin zu mutigen oder besonders kreativen Lösungen. Nach zwei Wertungsdurchgängen seitens der Jury blieben fünf Arbeiten in der engeren Wahl, die vom Gremium der vier Fachpreisrichter detailliert und schriftlich bewertet wurden. Getrennt davon beschäftigten sich die Sachpreisrichter, vertreten durch Manfred Sterz, Hans-Herbert Mooser (WGS) und Walter Häring (CSU/BB), ebenfalls mit den fünf Entwürfen.

Bei dem nachfolgendem Vergleich stellte sich heraus, dass beide Gremien der gleichen Meinung waren, was die Reihenfolge der Wettbewerber anbelangte. Ein einstimmiges Ergebnis also, deshalb konnten die von der Regierung von Oberbayern bestimmten Fachpreisrichter und Architekten der Gemeinde vorschlagen, als ersten Preisträger den Freisinger Architekten Michael Deppisch mit der Realisierung zu beauftragen. Der lobte zuerst die Gemeinde für den Entschluss, ein Wettbewerbsverfahren durchzuführen, das eine große Bandbreite an Lösungsmöglichkeiten biete. Aber auch, dass es der Verwaltung und dem Gemeinderat um die Substanzerhaltung des historischen Gebäudes ging. Das wollte er "freistellen und loslösen von allem, was nicht der eigentlichen Historie seit dem Jahr 1568 entspricht". Das betrifft insbesondere den Anbau, dessen Bausubstanz nicht erhaltenswert ist und dafür Platz für ein neues Rathausgebäude schafft. Beide Gebäude sind eingebettet in eine begrünte Umgebung, in der im Südwesten ein Dorfplatz mit Maibaum ebenso vorgesehen ist wie im Nordosten eine Spielwiese mit Sandkasten und kleinem Bolzplatz bis hin zur Mariensäule, eingerahmt von altem Baumbestand.

Bis hinauf zum Schyrenplatz am Kloster reicht die Planung, die die Landschaftsarchitektin Doris Grabner kurz erläuterte. Vincent Siewert vom Regensburger Planungsbüro "Dömges Architekten" hatte das ganze Wettbewerbsverfahren moderiert, gesteuert und die 26 DIN A 4-Seiten umfassende "Auslobung" in enger Abstimmung mit allen Beteiligten für die Architekten erarbeitet. Es sei "erstaunlich und erfreulich, wie umfangreich sich die Teilnehmer mit diesem Thema beschäftigt haben und wie vielfältig die Lösungen sind". Man habe es sich seitens der Auslober nicht leicht gemacht, unbedingt einzuhaltende Vorgaben zu machen und trotzdem Spielraum für kreative Lösungen zu ermöglichen. Am Ende war es "ein sehr positives Verfahren, das Spaß gemacht hat".

In seiner Begrüßung hatte Sterz an historische Zeiten erinnert, als die Waldbauernschule noch eine "Taverne" war. Eine Herberge, die Rechte hatte, für Übernachtungen, Essen und Trinken für die Wallfahrer zum "Heiligen Kreuz", die damals nach Scheyern pilgerten.

Im Januar 2006 hatte die Gemeinde von der Regierung von Oberbayern den Kauf des Gebäudes beschlossen, auch um es im Sinne des Denkmalschutzes zu erhalten. Zehn Jahre sei das Haus "im Dornröschenschlaf gewesen", der sei jetzt beendet und habe mit dem Architekturwettbewerb "einen krönenden Abschluss gefunden".