stadtgeflüster
Aus dem Alltag des Radl-Rambos

14.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr

(rh) Andere passionierte Ingolstädter Radler werden dieses Gefühl kennen: Jedes Jahr, wenn die Polizei wieder zu ihrer dreitägigen Kontrollaktion ausschwärmt, um die Hochrisikogruppe der Fahrradfahrer zu zivilisieren, empfindet man sich selbst als potenziellen, wenngleich noch nicht überführten Straftäter, der auf den Verkehrswegen der Schanz unter den gesetzestreuen Autofahrern eigentlich nichts verloren hat, nur wertvollen Straßenraum beansprucht, höchst widerwillig geduldet wird und folglich der permanenten Überwachung bedarf.

Es stimmt natürlich: Je ein Radweg in beiden Richtungen - was könnte man mit dieser verschwendeten Fläche nicht alles Sinnvolles machen! Schöne gebührenfreie Parkplatzbuchten! Eine ganze Pkw-Überholspur! Eine Galerie von Plakatvitrinen für die Landtagswahl mit erstklassigen Porträts des Kandidaten Alfred Grob! Aber nein, da kommen die Radler daher mit ihren maßlosen Forderungen nach separaten Wegen.
Irgendwie asozialen Elementen wie den Radfahrern, das muss jeder Betroffene einfach einsehen, kann man behördlicherseits gar nicht genug Kontrollfürsorge angedeihen lassen. Wer weiß denn wirklich, ob einer von diesen Leuten nicht bei nächster Gelegenheit wieder aus der Rolle fällt und bei Dunkelgelb an der Ampel über die Kreuzung fährt? Hat man doch alles schon beobachtet. Oder ob ein anderer mit seinem E-Bike beim Rechtsabbiegen aus Unachtsamkeit einen schweren Sattelzug über den Haufen fährt? In jedem Schanzer, der sich nicht mit dem Auto fortbewegt, wie es der Anstand gebietet, ist die fatale Neigung zum Geisterradler angelegt. Und mancher, der sein Rücklicht nicht rechtzeitig reparieren lässt, frisst auch kleine Kinder oder wählt BGI.
Jeder dieser Gefährder der öffentlichen Sicherheit und Ordnung muss sich darüber im Klaren sein, dass Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nicht länger gewillt ist, einer besonders gewissenlosen Clique unter den Verkehrsteilnehmern tatenlos zuzusehen. Wie man aus München hört, soll die Radl-Rambo-Rasterfahndung noch vor dem Oktober massiv verstärkt werden. Flüchtigen Delinquenten kann bis dahin die neue Reiterstaffel der Polizei im Galopp hinterhersetzen.