Hilpoltstein
Aus 50000 Euro pro Jahr werden Millionen

Erste Finanzierungsmöglichkeiten für kommunalen Wohnungsbau auf der Dorotheenhöhe vorgestellt

28.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:34 Uhr
Auf der Dorotheenhöhe will die Stadt Hilpoltstein ein kommunales Wohnbauprojekt verwirklichen. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Die endgültige Entscheidung, ob die Stadt Hilpoltstein in den kommunalen Wohnungsbau einsteigt, ist zwar noch immer nicht gefallen, doch das Vorhaben nimmt immer konkretere Formen an: Mit 18:4 Stimmen hat der Hilpoltsteiner Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen, die nächsten Schritte für ein gefördertes Wohnbauprojekt auf der Dorotheenhöhe zu gehen. Nur Michael Greiner, Markus Odorfer, Harald Knauer und Alfred Waldmüller von den Freien Wählern (FW) sprachen sich dagegen aus, "weitere Details der Fördermöglichkeiten zu klären", wie es im Wortlaut des Beschlusses hieß.

Manfred Bergmann, Geschäftsführer der Schwabacher Gewobau, präsentierte den Stadtratsmitgliedern eine mögliche Finanzierung des Großprojekts. Für 37 Wohnungen mit insgesamt rund 2650 Quadratmeter Wohnfläche - zwei ähnlich große Blöcke sind bereits auf der Dorotheenhöhe entlang der Rother Straße entstanden - rechnet er bei den gegenwärtigen hohen Baupreisen mit einer Gesamtsumme von 8,2 Millionen Euro. Die zehn Prozent Eigenkapital, die im aktuell angebotenen Förderprogramm für den kommunalen Wohnungsbau benötigt werden, würde die Stadt allein schon mit der Bereitstellung des entsprechenden Grundstücks erfüllen.

30 Prozent der Gesamtsumme trägt der Freistaat, so dass die Stadt nur 60 Prozent über ein Darlehen finanzieren müsste. Abzüglich der von Bergmann empfohlenen Rücklagen für Reparaturarbeiten oder Mietausfälle käme die Stadt auf jährliche Mieteinnahmen von mehr als 155000 Euro. Hilpoltsteins Kämmerer Klaus Waldmüller errechnete daraus, dass die Stadt bei einem 30-jährigen Darlehen knapp 50000 Euro pro Jahr aus dem Haushalt zuschießen müsste, um das gesamte Projekt zu finanzieren. Am Ende hätte die Stadt dann eine abbezahlte Immobilie mit einem geschätzten Restwert von mindestens drei Millionen Euro.

Ungeachtet dieser Rechnung sind die Freien Wähler weiterhin dagegen, dass die Stadt in den kommunalen Wohnungsbau einsteigt. Auf das Gegenargument von Michael Greiner, dass man diese Immobilie nach 30 Jahren ja wieder mit städtischem Geld renovieren müsse, gab es nicht nur das Kopfschütteln aus den Reihen von SPD und CSU, sondern auch die Information von Kämmerer Waldmüller, dass er ausschließlich mit der für Hilpoltstein ermittelten Minimum-Miete von sechs Euro je Quadratmeter gerechnet und auch noch keinerlei Mieterhöhungen einkalkuliert habe. So ist es also durchaus möglich dass die Stadt nach den 30 Jahren über ordentliche Rücklagen für Renovierungen verfügt.

Auf den Einwand von Markus Odorfer, dass ein gefördertes Wohnraumprojekt in Hilpoltstein den Leerstand im ländlichen Raum erhöhe, fuhr Felix Erbe aus der SPD-Fraktion regelrecht aus der Haut: Er halte eine solche Analyse nicht nur für "völlig daneben", sondern warf den Freien Wählern auch vor, den Kontakt zur Bevölkerung verloren zu haben. Wenn man sehe, dass in den schon bestehenden Wohnblöcken auf der Dorotheenhöhe bis zu elf Euro pro Quadratmeter als Mietpreis verlangt werden, dann habe man gerade für junge Leute aber auch für Senioren die Pflicht, günstigen Wohnraum in Hilpoltstein zu schaffen. Christine Rodarius (SPD) legte dazu nach: "Wenn wir es nicht machen, dann haben wir unsere Aufgabe als Stadträte verfehlt."