Auge in Auge mit dem Feind am Computer

07.04.2008 | Stand 03.12.2020, 6:00 Uhr

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft: Die Teilnehmer an der Reservistenausbildung testeten den zuvor von Reservisten gebauten Schwimmsteg. - Fotos: Vogl

Münchsmünster (vov) Bereits zum vierten Mal führten die Reservisten aus dem Bezirk Oberbayern Nord in der Kaserne Münchsmünster ein Ausbildungslager durch. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Schwerpunkt "Pioniersarbeit".

Nur die Vorstände der Krieger- und Veteranenvereine sowie ehemalige Reservistenkameraden seien zum Ausbildungstag, der sich in Wirklichkeit über drei volle Tage erstreckte, geladen worden, erklärte der Oberstleutnant der Reserve Werner Bauer. Der Offizier führte ehrenamtlich an der Spitze mit vielen anderen freiwilligen Helfern – "darunter sind heuer auch einige Geburtstagskinder" (so Werner Bauer) – durch die gut organisierte Veranstaltung.

Zunächst erklärte Stabshauptmann Richard Wittmann in einem durch Videos und Diaprojektionen unterlegten Vortrag die Pioniersausbildung – und als Außenstehender konnte man dabei ein wenig verstehen, warum nur Gäste mit militärischer Vorgeschichte eingeladen worden waren. Denn ein gewisses Grundverständnis der Materie ist schon von Vorteil für die Führung, deren nächste Station ein Schützenschwimmsteg beim Wasserübungsplatz Wackerstein war.

Die muntere Gruppe älterer Herren wurde mit dem Bus zu dem wuchtigen Steg gefahren, der von Reservisten gebaut worden war, wie Hauptfeldwebel Peter Moosburger erklärte. "Die Pioniere liefern aber das Material". Beim Abbauen mussten die Teilnehmer am Ausbildungslager aber nicht mit anpacken, sie laufen lediglich einmal drüber und testen, wie fest der Steg ist. Weiter ging es zu den Funkern, wo Oberleutnant Günter Schöner eine kurze Einführung in die Bedienung und die Arten von Funkgeräten gab. Auch hier durften die Teilnehmer des Ausbildungslagers den "richtigen Funkern" über die Schulter blicken.

Spannend wurde es bei der nächsten Station: Im AGSHP, einer Ausbildungsstelle zum Schießen mit Handfeuerwaffen und zur Panzerabwehr, durften einige Teilnehmer selbst Hand anlegen. Sie kletterten auf Liegematten und feuerten im abgedunkelten Raum auf Feindprojektionen einer Computersimulation "Das ist dann die Playstation der Bundeswehr", witzelte ein Teilnehmer. Der Computer kann aber nicht nur ermitteln, ob getroffen wurde, sondern auch, ob der Schütze das Gewehr richtig gehalten und bedient hat.

Nach einem kurzen Abstecher zu einem Hindernisparcours, über den sich ein paar Soldaten abseilten, ging es zur letzten Station, zur Gefechtsausbildung. Hier erlebten die Teilnehmer des Ausbildungslagers, wie das Eindringen in ein Gebäude funktioniert, und staunten bei der flinken und zackigen Demonstration: "Die sind schon effektiv!" Auch die Unterschiede zwischen der deutschen und amerikanischen Vorgehensweise wurden erklärt: die Amerikaner werfen erst eine Handgranate und stürmen dann das Gebäude, während deutsche Soldaten versuchen, den Tod von Zivilisten zu vermeiden.

Die Ausbildung lief rein theoretisch ab, auch ein Gebäude musste niemand stürmen. Laut Oberstleutnant der Reserve Werner Bauer standen außerdem ein Orientierungsmarsch und ein Kameradschaftsabend auf dem Programm. Gefallen hat es den Teilnehmern gut, wenn auch für manche, wie für Leander Dehm, Oberstleutnant a. D. aus Manching, nicht viel Neues dabei war. "Ich war bereits zum zweiten Mal dabei. Für mich war es eine Bereicherung, dass sich Reservisten die Zeit nehmen, sich am Wochenende weiterzubilden, um auf dem neuesten Stand zu sein." Besonders interessant war für ihn "dass neben der routinemäßigen Ausbildung auch ein Augenmerk auf mögliche neue Aufgaben gelegt wurde."