Schrobenhausen
"Aufwind für Bürgerwindräder"

Bürger-Energie-Genossenschaft vor Ort begrüßt Vorstoß von Umweltminister Glauber, die 10H-Regel abzuschaffen

09.05.2021 | Stand 13.05.2021, 3:34 Uhr
Könnte bald die umstrittene 10H-Regel fallen? −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Im Zuge um die jüngste Klimadebatte hat sich auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber kürzlich geäußert.

Er plant die umstrittene 10H-Regel, die die
Windkraftentwicklung in Bayern fast komplett zum Erliegen gebracht hat, abzuschaffen. Damit nimmt er die Forderungen von Klimaschützern wie Fridays for Future oder den Grünen in Bayern auf.

Die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) für Schrobenhausen, Neuburg, Aichach und Eichstätt mit Sitz in Sandizell begrüßt dieses längst überfällige Signal für die Windenergieerzeugung. "Auch bei uns in der Region sehen wir den dringenden Bedarf nach sauberem Strom aus Windkraft", heißt es in einer Stellungnahme. Aus der Bevölkerung und der Industrie, von Firmen und Gewerbe entstehe eine große Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Energien. "Auch wenn wir in Zukunft in einigen Bereichen Strom einsparen können, wird die Nachfrage nach Strom für Elektromobilität und Wärmeversorgung den allgemeinen Strombedarf steigern. "

Um dabei auch die Flächenkonkurrenz in der Landwirtschaft, die vor allem aus dem Anbau von Mais für Biogasanlagen und neuerdings auch stärker aus Freiflächenphotovoltaik rühre, zu entschärfen, sei die Windenergie mit ihrem geringen Flächenverbrauch von circa 0,5 Hektar pro Windenergieanlage bestens geeignet. Außerdem ergänze sie die Photovoltaik in weniger sonnigen Monaten und nachts, so die BEG weiter. "Wenn wir von Speichertechnologien wie Wasserstoff oder Batterien sprechen, müssen wir bedenken, dass diese nur klimaneutral mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert werden können. Doch diesen Überschuss gibt es aktuell noch nicht. " Um die Klimaziele Bayerns zu erreichen, brauche es daher unbedingt den ambitionierten Ausbau der Windkraft.

"Um die Energiewende aber nicht nur technologisch, sondern auch sozial nachhaltig zu gestalten, benötigt es aus dem Umweltministerium dringend eine klare Entscheidung pro Bürgerenergie. " Wenn der Umweltminister die Länderöffnungsklausel in Bayern korrigieren wolle, müsse er aus Sicht der BEG zwingend Genossenschaftsprojekte in seinen Planungen berücksichtigen, damit auch in Zukunft Bürgerenergie in Bayern bestehen könne. In Konkurrenz mit Großinvestoren werde es für kleine, regionale Genossenschaften ansonsten immer schwierig sein, zu bestehen. "Um die Wertschöpfung der Windenergie - von der Planung über die finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bis zur Gewerbesteuer für die Kommune - in der Region zu belassen, braucht es aber die Bürgerenergie", heißt es weiter.

Zusätzlich zur Aufwind-Kampagne des Umweltministeriums fordert die BEG daher einen "Zukunftsplan Bürgerenergie", mit dem der Umweltminister gemeinsam mit den bayerischen Bürgerenergiegenossenschaften und den Kommunen einen Fahrplan entwickelt, wie sich Bürgerenergieprojekte in Bayern entwickeln können. Kommunen sollten aus dem Ministerium die Vorgabe bekommen, wie sie ihren gesellschaftlichen Beitrag zum Klimaschutz und zum Ausbau der Windenergie leisten können, schreibt die BEG. Ergebnisse solcher Beratungen könnten eine überarbeitete Regionalplanung für Bürgerenergieprojekte sein, die den Kommunen für die kommende Windenergieplanung mit den Genossenschaften zu Grunde gelegt werden könnte.

"Wir appellieren an Umweltminister Thorsten Glauber", heißt es weiter, "die Kommunen und die in Bayern ansässigen Bürgerenergiegenossenschaften im Prozess der Windenergienutzung zukünftig zu stärken und die Energiewende in Bürgerhand zur Chefsache des Umweltministeriums zu machen. "

SZ