Kommentar
Auftritt der Egoisten

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr

Die Rettungsgasse ist in 80 Prozent aller Fälle blockiert.

Die Erkenntnisse des Roten Kreuzes sind dramatisch, bedeuten sie doch, dass sich ein beträchtlicher Teil der Autofahrer offensichtlich nicht um Regeln und schon gar nicht um die körperliche Unversehrtheit der übrigen Verkehrsteilnehmer schert. Allerdings reicht schon ein einziger Egoist, der meint, die Rettungsgasse sperren oder für sich selbst nutzen zu müssen, um die Bemühungen der übrigen Autofahrer, einen Weg für die Retter zu öffnen, zunichte zu machen.

Irgendwie hat man den Eindruck, als machten sich zu viele Zeitgenossen einfach keinen Kopf über die Hintergründe der Rettungsgasse: Es geht darum, den Helfern den Weg zum Unfallort zu erleichtern, damit sie dort den Opfern möglichst schnell helfen können. Es geht um Menschenleben - und da zählt jede Sekunde. Wer das nicht versteht, hat die grundlegenden Gedanken des Zusammenlebens von Menschen nicht verstanden. Und auch die Straßenverkehrsordnung ist ihm fremd, denn da heißt es im Paragraf 1: Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

Vermutlich helfen in solchen Fällen auch schärfere Strafen kaum als Abschreckung, denn die betreffenden Autofahrer fühlen sich ohnehin im Recht. Wohl aber könnten schärfere Strafen helfen, diese Egoisten länger als bisher vom Straßenverkehr auszuschließen. Derzeit liegt die Obergrenze für ein Fahrverbot bei einem Monat. Würde die Strafe auf drei Monate ausgedehnt, wäre deshalb schon etwas gewonnen: möglicherweise genau die Zeit, um nach dem nächsten Unfall ein Menschenleben zu retten.