Kelheim
Aufstieg und Niedergang

09.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr

Kelheim/Manching - An der Kreuzung zweier Handelswege gelegen, dort, wo die Paar einst in die Donau mündete und die Natur Ressourcen wie Holz und Erz bot, ließen sich im dritten Jahrhundert vor Christus die Kelten nieder.

Entgegen ihrer Gewohnheiten blieben sie lange an diesem einen Ort, der heute als Oppidum Manching bekannt ist: beinahe 300 Jahre. In die Zeit zwischen dem zweiten und frühen ersten Jahrhundert vor Christus fällt die Blütezeit der Siedlung, mehrere Tausend Menschen lebten dort. Wie erlangte die Keltenstadt ihre Bedeutung? Und was führte zu ihrer Auflassung? Diesen Fragen ist die Abensbergerin Kerstin Matzat in ihrer Seminararbeit "Das Oppidum Manching: Aufstieg und Niedergang im Spiegel der naturräumlichen Gegebenheiten" auf den Grund gegangen.

Was fanden die Kelten bei Manching vor? Hier nennt Matzat unter anderem den Anschluss an das Flusssystem als entscheidenden Standortvorteil und weist auf die so gegebene Möglichkeit für Transport und Handel hin. Zudem boten "die Paar im Westen und die Donau im Norden der Siedlung als natürliche Annäherungshindernisse Schutz vor feindlichen Übergriffen", schreibt sie weiter. Weiterhin nennt sie qualitativ hochwertige Gehölze in der Nähe sowie Erzvorkommen. Gute Voraussetzungen also für die Entwicklung der Siedlung zum Oppidum: "Mit zunehmender Bevölkerung wurden die Strukturen regelmäßiger und dichter. Die Gehöfte waren nun von einem rechtwinkligen System in Parzellen gegliedert, um 200 vor Christus erfolgte eine größere Erweiterung in einem Zug. Etwa 130 vor Christus wurde dann der bekannte Manchinger Ringwall erbaut. "

Mehr Menschen brauchen mehr Ressourcen. "Hier ist vor allem die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz zu nennen, denn dieser wirkte direkt auf die Manchinger Umgebung", schreibt Matzat. Sie geht hier auf die steigende Zahl der Gebäude sowie die zunehmende Verhüttung des Erzes ein - und auf den Sonderfall Mauerbau. "Unbestritten ist, dass der Mauerbau einen wesentlichen Einschnitt in die Geschichte des Oppidums bedeutete und dass dieser ein Zeichen von Stadtplanung und der Existenz einer führenden Schicht darstellt, doch vor allem brachten der Bau und die Instandhaltung des Machtwerks auch einen enormen Arbeitsaufwand und Ressourcenverbrauch mit sich. "

Von einem Vorteil zu einem Nachteil entwickelte sich so offenbar auch das Flusssystem: "Durch die überregionale Abholzung der Wälder im ganzen Einzugsgebiet der Donau kam es häufiger zu Überschwemmungen, was die Nutzung der Auengehölze einschränkte und sogar verbot. Besonders für die Landwirtschaft konnten eventuell entstandene Nachteile verheerend sein. "

Ab 80 vor Christus ist ein allmählicher Niedergang zu erkennen. Warum? Kerstin Matzat beschreibt in ihrer Arbeit ein Ursachengeflecht. Das vorhandene Hafenbecken wurde zum toten Gewässer, Fernkontakte brachen ab. Es kam vermehrt zu Hochwässern, qualitativ hochwertiges Holz war erst wieder in einigen Kilometern vorhanden. Schlicht: Die Ressourcen wurden knapp. "Als das Wirtschaftssystem zunehmend ins Wanken geriet, meldeten sich allmählich auch die Folgen des rücksichtslosen Umgangs mit der Natur", schreibt Matzat. Die Menschen gaben ihre Siedlung auf, zogen weiter.

Kerstin Matzat schlägt am Ende ihrer Seminararbeit die Brücke in die Gegenwart: "In Zeiten des Klimawandels sehen auch wir uns immer mehr mit der Frage der Nachhaltigkeit konfrontiert. " Bereits das Beispiel der Kelten zeige, wie wichtig Verantwortungsbewusstsein der Umwelt gegenüber sein sollte.

ksm