Schrobenhausen
Aufräumen leicht gemacht

10.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:28 Uhr

Mal spitzbübisch, mal verschwörerisch, aber immer voll packendem Humor: Der Autor, Karikaturist und Pastor Werner Tiki Küstenmacher begeisterte bei der Autorenbegegnung im Pfarrsaal. - Foto: Staimer

Schrobenhausen (tsj) Zwischen Anekdoten, einer geballten Ladung Lebenstipps und Karikaturen: Hochunterhaltsam und kurzweilig gerieten die eineinhalb Stunden, mit denen Werner "Tiki" Küstenmacher seine rund 200 Zuhörer in den Bann zog. Von den Themen Simplify zu Biblify your life gab es jede Menge Tipps mit auf den Weg für ein erfüllteres und bewussteres Leben.

Ein "herzliches Grüß Gott" gab es für Küstenmacher von Herbert Götz, der den Gast des Abends sogleich als Tausendsassa und einen von Deutschlands 50 gefragtesten Rednern präsentierte. Karikaturist, evangelischer Pfarrer, Journalist, dreifacher Vater und Bestsellerautor, listete der Leiter der katholischen öffentlichen Bücherei auf.
 

"Simplify your life", so der bekannteste Buchtitel des Erfolgsautors: "Ein deutsches Buch mit einem englischen Titel, erschienen 2001 kurz nach dem 11. September, das sich mit der Vereinfachung des Lebens beschäftigt", startet Küstenmacher beschwingt in den Vortrag – seine Mimik spitzbübisch, die Stimme strotzte vom Schalk, der im Nacken steckt. Die Lacher sofort auf seiner Seite. Ein permanenter Grundpegel an Heiterkeit bestimmte den Abend.

Ein Thema, das im historischen Kontext eigentlich profan wirkt und dennoch einen Siegeszug in die Bestsellerlisten antrat – übersetzt in 40 Sprachen. Mit seinen Werken liegt Küstenmacher nicht nur voll im Trend der bibliophilen Ratgeberkultur, sondern versteht es auch als brillanter Redner sein Anliegen publikumswirksam zu transportieren.

Den Stift immer am Mann, rund um den bereit gestellten Bistrotisch agierend, wurde mal im Plauderton erzählt, mal so manch gesagtes Wort durch flugs zu Papier gebrachte Karikaturen wortwörtlich untermalt. Jede Chance zu pointieren wird beim Schopf gepackt.

Ganz nebenbei gab es einen Crashkurs im Zeichnen, als es darum ging, den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau zu erklären. Anders als so mancher vermuten mag, handelt es sich dabei um die Wimpern – rein zeichnerisch gesehen versteht sich.

Im bunten Mix ranken sich Lebensweisheiten um Anekdoten, eingebettet in Tipps und Grundregeln, wie man sein Leben erfüllt und bewusst gestaltet durch radikales Entrümpeln von all dem "Zeugs", das uns umgibt.

"Früher hatten die Menschen, die sich mehr als 10 000 Dinge leisten konnten, Personal", so Küstenmacher. "Heute leben wir in der zweiten Generation in der Geschichte der Menschheit, die mit all dem Zeugs allein zu Recht kommen muss", wird mit großen Augen und ausgebreiteten Armen nachgeschoben. Sich zu begrenzen, Dinge reduzieren und eben schlicht vereinfachen, lautet die simple Küstenmacher’sche Divise.

Sukzessive geht es den Stapeln zu erledigender Dinge, unnützen und überzähligen Dingen an den Kragen, egal ob Büro, Vorratsschrank oder Garderobe. "Klein anfangen – aber radikal", so der Rat des Fachmanns in Sachen Entrümpelung. Eine Erkenntnis, die umzusetzen Willensstärke und manchmal auch einer mittleren Katastrophen wie eines Wasserrohrbruchs bedarf, ehe die Aufgabe angepackt wird. Der Benefit: mehr Lebensqualität und -freude durch die Beschränkung auf das Wesentliche. "Selbst Erinnerungsstücke vertragen Reduktion, schließlich finden Erinnerungen im Herzen und im Gedächtnis statt", wird ermuntert.

"Umschalten auf den Dankbarkeitsmodus", lautet das Motto Küstenmachers für mehr Zufriedenheit im Leben. Ganz im biblischen Sinne wird einem jeden ein Stück "Jesusluxus" anempfohlen, nämlich sich Zeit zu gönnen und wider die Multitaskingunkultur ganz bei einer Sache zu sein.

Immer wieder machte Küstenmacher Mut, ausgetreten Pfade zu verlassen. Ähnlich wie die karikierte Raupe auf der Leinwand davon träumt einst ein Schmetterling zu sein, böte sich im Leben so manche Gelegenheit, sich der persönlichen Metamorphose hinzugeben. Das begeisterte Publikum überschüttete den Bestsellerautor mit lang anhaltendem Applaus und reihte sich sodann geduldig in die lange Schlage der Autogrammjäger. Jeder Wunsch nach einer Signatur wurde mit einer individuellen Karikatur erfüllt.