Münchsmünster
Aufklärung zu PFT

Überschaubares Interesse der Bürger an der Infoversammlung – Experten geben umfassend Antwort

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Verseuchter Löschschaum: Rund zehn Jahre ist es her, als bei einem Feuer bei Lyondell Basell der mittlerweile verbotene Löschschaum mit PFT zum Einsatz kam. Arch - foto: Herbert

Münchsmünster (DK) Eine ganze Reihe von Experten hatten Bürgermeister Andreas Meyer (CWG) und Landrat Martin Wolf (CSU) zur Bürgerversammlung zum Thema PFT-Belastung in den Bürgersaal nach Münchsmünster geladen.

Der Besucherandrang hielt sich zwar in Grenzen, die, die gekommen waren, wurden an diesem Abend aber umfassend zum Thema informiert und nahmen auch die Gelegenheit wahr, Fragen zu stellen.

„Das ist eine Veranstaltung des Landratsamtes“, stellte Wolf gleich zu Beginn des Abends fest, „weil wir da eine Zuständigkeit haben. Ob uns das gefällt oder nicht.“ Entsprechend war der Landrat auch nicht alleine nach Münchsmünster gekommen, sondern hatte Vertreter der zuständigen Fachbehörden, dem Wasserwirtschaftsamt, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Gesundheits- und Veterinäramt sowie die Juristin der Abteilung für Bodenschutz mitgebracht. Sie standen den Bürgern nach einem kurzen Abriss der Sachlage ebenso Rede und Antwort wie Joris Ondreka vom Gutachterbüro Arcadis Deutschland und Michael Aulbach, Werksleiter bei Lyondell Basell. Bevor allerdings Fragen gestellt werden durften, erklärte Sachverständiger Ondreka ausführlich, was sich in Sachen PFT in Münchsmünster in den vergangenen zwei Jahren, seit man sich der Problematik bewusst ist, getan hat und was noch geplant ist. Aufgabe des Büros sei, das Gefahrenpotenzial und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung der Gefahren zu ermitteln. Zunächst, so erläuterte Ondreka anhand einer Karte, habe man Verdachtsbereiche ermittelt, in denen nach dem Brand im Werk vor zehn Jahren PFT, also Perfluorierte Tenside, in den Boden und ins Grundwasser gelangt sein könnten. Neun solcher Bereiche habe das Büro festgestellt. An sieben davon hat sich der Verdacht bestätigt.

Weiterhin hat man an über 40 Stellen auf dem Werksgelände – und später auch weit darüber hinaus – Grundwassermessstellen untersucht. Das Ergebnis: Die Ausbreitung des Stoffs im Grundwasser scheint sich auf das Werksgelände und dessen nähere Umgebung zu beschränken. Allerdings hat man auch feststellen müssen, dass in der etwas weiteren Umgebung, etwa an der Schwaigerstraße, PFT im Oberflächenwasser zutage trete.

Entwarnung konnten die Experten hingegen für die über 30 untersuchten Hausbrunnen in Münchsmünster und Schwaig geben. In 24 Brunnen wurde keinerlei PFT nachgewiesen. In den übrigen liege die Belastung weit unter dem Grenzwert. „Das sind nur minimalste Spuren“, sagte Ondrenka. Ebenfalls keine nachweisbare Belastung hätten Untersuchungen an jenen Stellen im Dürnbucher Forst ergeben, an denen der ebenfalls belastete Dampf der Kühltürme niedergeht.

Verlassen wolle man sich darauf für die Zukunft aber nicht. Es seien, so erläuterte der Gutachter, in Zukunft regelmäßige Untersuchungen des Grund- und Oberflächenwassers sowie weitere Kontrollen der Hausbrunnen und des Waldbodens geplant. Zudem werden in diesem Sommer weitere 15 000 Tonnen belastetes Erdreich entfernt, um weitere Ausspülungen zu verhindern. Im Zuge des diesjährigen Stillstandes sollen außerdem die Kühltürme so vorbereitet werden, dass das PFT ausgefiltert werden kann.

Sehr ausführlich nutzten die anwesenden Bürger und Gemeinderäte, hauptsächlich aus Münchsmünster und Schwaig, im Anschluss die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Unter anderem ging es dabei nochmals um das Thema Kühltürme, die mögliche Meldepflicht für zertifizierte Landwirte sowie um die Problematik der Fischerei in der Ilm. Die Experten beantworteten die Fragen ausführlich und verständlich. Klar wurde aber auch, dass beim Thema PFT vieles auch aus Expertensicht noch nicht abschließend geklärt ist.