Hilpoltstein (HK) Wie stark sind die beiden Neuzugänge wirklich? Können die Doppel erneut zur großen Stärke werden? Wie sind die Gegner in der anstehenden Saison einzuschätzen? Es sind viele Fragen, die den TV Hilpoltstein zwei Wochen vor dem Saisonstart in der 2. Tischtennis-Bundesliga beschäftigen. Trotzdem gibt Teammanager Bernd Beringer einen Platz im oberen Tabellendrittel als Saisonziel aus.
Nimmt man die Leistungswerte aller Spieler zugrunde, dann würde der TV Hilpoltstein in der bevorstehenden Zweitligasaison auf einem hervorragenden dritten Platz stehen, wie Bernd Beringer bei der Mannschaftsvorstellung in der Pyraser Brauerei am Freitagmittag vorrechnete. Ob diese Platzierung denn wirklich realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt.
Denn es gibt viele Unwägbarkeiten, die auf die Hilpoltsteiner nach dem Abgängen der langjährigen Leistungsträger Petr David und Nico Christ zukommen. Das größte Fragezeichen steht dabei zweifelsohne hinter Francisco Sanchi. Der argentinische Neuzugang tritt als Nummer vier im Team die Nachfolge von Nico Christ an. Sowohl Beringer als auch Sanchis neue Teamkollegen zeigen sich zwar optimistisch, dass er den Leistungssprung von der Regionalliga in die 2. Bundesliga schaffen kann, Gewissheit allerdings herrscht freilich erst nach den ersten Partien.
"Bis jetzt macht er sich gut", sagt Beringer über den Zugang aus Rosenheim, der im benachbarten Bad Aibling wohnt und von dort zu den Punktspielen nach Hilpoltstein kommt. Auch seine neuen Teamkollegen Alexander Flemming und Dennis Dickhardt loben Sanchi. Ob der 19-jährige argentinische Nationalspieler an diesem Sonntag im Pokal seine Pflichtspielpremiere feiert oder lediglich am Samstag im Freundschaftsspiel gegen den Drittligisten SV SR Hohenstein-Ernstthal zum Einsatz kommt, ließ Beringer offen. Sanchi selbst fühlt sich wohl in seiner neuen Mannschaft und gibt sich optimistisch. "Ich wurde von den anderen im Team super aufgenommen und bin sehr glücklich. Mein Ziel für diese Saison ist es, mindestens die Hälfte aller Spiele zu gewinnen, super wären 70 Prozent."
Ein zuverlässiger Punktelieferant im vorderen Paarkreuz soll der zweite Neuzugang werden: Der Tscheche David Reitspieß tritt in die großen Fußstapfen seine Landsmanns Petr David, der sich in Hilpoltstein zu einem Publikumsliebling entwickelt hatte. Dass er noch stärker sei als sein Vorgänger, wollte Reitspieß am Freitag zwar nicht behaupten, sein Leistungswert liegt aber leicht über dem von David. Viele Gegner aus der 2. Bundesliga, unter anderem Irvin Bertrand vom FSV Mainz 05, hat er auf internationalen Turnieren schon geschlagen. "Ich will einfach mein Bestes geben und am Ende der Saison eine positive Bilanz aufweisen", sagt der 1,95-Meter-Hüne, der vom tschechischen Erstligisten SF SKK El Niño Prag kam, zu seinen Zielen.
Das Team komplettieren die beiden etablierten Alexander Flemming und Dennis Dickhardt. Flemming, der an diesem Samstag seinen 31. Geburtstag feiert, geht bereits in sein zehnte Saison in Hilpoltstein und zählt gewissermaßen schon zum Inventar. Beringer lobt den Sachsen, der seit 2011 die Hilpoltsteiner Nummer eins ist, vor dem Saisonstart in höchsten Tönen: "Er ist die aktuelle Nummer 13 der deutschen Rangliste und der drittbeste Spieler der 2. Bundesliga. An einem guten Tag kann er jeden Spieler der Welt schlagen, er glaubt es bloß selbst nicht."
Flemming fühlt sich ebenso gerüstet für die neue Saison wie Dennis Dickhardt. Der 31-jährige Pilot geht heuer auch schon in sein achtes Jahr beim TV Hilpoltstein. "Auch er hat in der vergangenen Saison viele positive Ergebnisse erzielt und manchmal überrascht", sagt Beringer. Gleiches wird von Dickhardt aber auch in der anstehenden Spielzeit erwartet, wenn die Hilpoltsteiner das ausgegebene Saisonziel von Bernd Beringer erreichen wollen.
Trotz aller Vorschusslorbeeren für die beiden Neuen formulieren Flemming und Dickhardt ihre Ziele deutlich defensiver. Für beide ist die anstehende Saison eine erfolgreiche, wenn der erneute Klassenerhalt gelingt. Denn auch hinter den Doppeln, eine jahrelange Stärke der Hilpoltsteiner, steht noch ein Fragezeichen. Noch ist nicht klar, wer beim ersten Punktspiel am 9. September in Saarbrücken mit wem an der Platte steht. "Wir werden im Training und im Freundschaftsspiel an diesem Samstag noch einiges ausprobieren", sagt Flemming. Auf ein Zusammenspiel der beiden Neuen, Reitspieß und Sanchi, wird es aber wohl eher nicht hinauslaufen.
Christoph Enzmann
