Thalmässing
Auf zu neuen Horizonten

Gemeindefest der evangelischen Kirchen blickt an den Rand des Sonnensystems und ins eigene Glaubensleben

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Traditionelles führen die Kleinen vom Regenbogen-Kindergarten beim Gemeindefest in Thalmässing vor, während der Liturgiechor den Herrn musikalisch preist. - Fotos: Leykamm

Thalmässing (HK) Die Sonne hat am Sonntag über dem Pfarrgarten von St. Gotthard in Thalmässing gelacht. Kein Wunder, war eines der zentralen Themen des evangelischen Gemeindefests doch der Blick in den Himmel.

Zumindest unter dem räumlichen Aspekt war der Themenbogen des Gemeindefests kaum noch zu toppen: Die Frage nach der Zukunft des Gemeindezentrums St. Marien beschäftigte die Gemüter im Pfarrgarten ebenso wie das Schicksal eines kleinen Ex-Planeten am Rande des Sonnensystems. Doch so verschieden die offenen Fragen auch waren. Sie verband eines: Um Antworten zu finden, muss man sich „neue Horizonte“ erschließen. Oder auf englisch: „New Horizons“.

Genau so nennt sich nämlich eine Sonde der US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa, die derzeit den Zwergplaneten Pluto ansteuert. Am Dienstag, 14. Juli, soll sie ihr Ziel erreichen. Als die Sonde 2006 gestartet war, durfte sich der erst 1930 entdeckte Pluto noch Planet nennen – ein halbes Jahr später wurde er jedoch zum Zwergplaneten degradiert. Dennoch gilt es als historisches Ereignis, wenn die Sonde Bilder von ihm zur Erde schicken sollte. Ob es tatsächlich klappt, wird man sehen, es ist ein sehr schwieriges Unterfangen.

Ob sich daraus dann wirklich neue Horizonte eröffnen und inwieweit sich solche im Gemeindeleben abzeichnen könnten – dieser Frage ging ein ganzes Predigerquartett in Thalmässing nach: die beiden Pfarrer Rudolf Hackner und Frank Zimmer samt Diakon Lothar Michel sowie die Gemeindereferentin Brigitte Reinard. Neue Horizonte zu eröffnen, dürfe nicht bedeuten, sich zu überfordern, klang es in den Ausführungen zunächst an. Denn die unbegrenzten Möglichkeiten unserer Tage führen leider allzu oft zu Stress und dem inneren Zwang, keine Gelegenheit zu verpassen.

Pfarrer Zimmer, dessen Faible für Astronomie das Festmotto entsprang, überließ dabei seinem Kollegen Hackner solch reflektierende Skepsis. Reinard hingegen zeigte sich aufgeschlossen und bekannte sich unter anderem als Fan neuerer Technologien und Medien. Es sei segensreich, wenn – wie etwa 2013 in Niederbayern geschehen – via soziale Medien Hochwasserhilfe schnell und effizient organisiert werden könne. Und dass Großeltern mit ihren Enkeln in den USA per Skype am Bildschirm telefonieren könnten. Beispiele, die verdeutlichten, wie wichtig die Vielfalt im Leben sei. Vielfältig solle auch die Glaubensgemeinde organisiert und aufgestellt sein, so Reinard. „Reißen wir die Mauern in unseren Herzen und Köpfen ein!“ Dieser Appel war Reinards Interpretation der Horizonterweiterung.

Ähnlich sah dies der Diakon Lothar Michel, der Bertolt Brechts Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper““ und den biblischen Propheten Jesaja ins Gedächtnis rief, die beide von einer besseren Welt träumten. Auch die Gemeindeglieder sollten solche Visionen haben und den Mut aufbringen, sie miteinander zu teilen. Michel ging mit gutem Beispiel voran und äußerte zumindest schon einmal ein paar Wünsche. Dass jeden Sonntag auch so viele Besucher in die Kirche kommen wie nun zum Gemeindefest; immerhin waren es rund 270 Gäste. Und dass in St. Marien wieder neues Leben einkehren möge, wenn der Umbau des Gemeindezentrums erst einmal geschafft ist. Am wichtigsten aber sei, dass „Gottes Wort in uns reichlich wohnt und seine Liebe im Gemeindeleben erfahrbar wird“, sagte Michel. Passend dazu der von Frank Zimmer verlesene Wochenspruch: „Einer trage des Anderen Last.“

Über neue Horizonte sangen im Pfarrgarten auch die ThalmäsSingKids, die den Blick zum Schöpfer wandten, der höher als die Berge sei. Die Buben und Mädchen des Kindergottesdienstes trugen mit ihren Gesangseinlagen ebenso zum Gelingen der Veranstaltung bei wie der liturgische Chor und der Posaunenchor. Letzterer war recht effektvoll und passend zum Thema vor einem Weltraum-Bühnenbild positioniert. So mancher hoffte da wohl im Stillen, dass die Posaunen der Offenbarung noch nicht so bald über unserer Erde erschallen mögen. Das taten sie denn auch nicht, statt dessen gab es Musik, Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Eis zum Start in die zweite Tageshälfte. Sie war geprägt von Aufführungen des Regenbogen-Kindergartens, die den Besuchern nicht nur Wissenswertes über die Planeten verrieten, sondern auch in zünftigen Trachten ganz irdische – genauer gesagt fränkische – Bräuche zelebrierten.

Viel zu basteln und zu malen gab es bei den vom Jungschar-Team angebotenen Aktivitäten. Ein Kletterfelsen lud ebenso dazu ein, sich neue Horizonte zu eröffnen und bei Kutschfahrten galt es, die bekannten einmal aus einer anderen Perspektive zu erleben.