Denkendorf
"Auf verschiedenen Planeten"

70 Zuhörer bei AfD-Bundestagsabgeordneter Beatrix von Storch

07.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:31 Uhr
Beatrix von Storch sprach in Denkendorf. −Foto: Schiavone

Denkendorf (EK) In Bayern neigt sich der Wahlkampf zur Landtagswahl dem Ende zu.

Für die AfD hat am Freitagabend die Beisitzerin im Bundesvorstand der AfD und Bundestagsabgeordnete, Beatrix von Storch, in Denkendorf nochmal kräftig die Werbetrommel gerührt - vor rund 70 Zuhörern.

Anders als bei der Wahlkampfveranstaltung in Eichstätt (wir berichteten) gaben sich vor der Hauptrednerin die AfD-Direktkandidaten Oskar Lipp (Eichstätt) und Johannes Kraus von Sande (Ingolstadt) siegessicher statt kämpferisch. Rabiatere Töne schlug lediglich der Pfaffenhofener Bezirkstagskandidat Josef Robin an.

Die sonst so angriffslustige Beatrix von Storch versucht sich zunächst an einem humorigen Tonfall. Ihre Rede beginnt sie mit einem Zitat des ehemaligen amerikanisch-demokratischen Präsidenten John F. Kennedy, ehe ein Rundumschlag auf die Berliner Politik folgt. Den SPD-Politiker Ralf Stegner nennt Twitter-Expertin von Storch einen ihrer "besten Wahlkämpfer", der auf Twitter alles falsch mache, was man falsch machen könne: "Er liefert keine Information, ist nicht originell, komplett überflüssig und es ist vollkommen spaßbefreit, was er dort macht".

Storch fertigt die SPD mit den Worten "Ihr macht Politik für irgendwelche Minderheiten, aber nicht für die Menschen in diesem Land" ab. Auch die CDU bekommt ihr Fett weg. "Wir sind auf verschiedenen Planeten unterwegs" bezeichnet von Storch die Kluft zwischen ihr und Bundesminister Peter Altmaier und bezieht sich auf dessen Tweet zum jüngsten Deutschlandbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Ihre Abneigung gegenüber der Türkei hält Storch nicht zurück, als "Sultan vom Bosporus" bezeichnet sie Erdogan und den türkischen Staat als eine "islamische Diktatur". Die Türkei sei "alles das, was wir ablehnen und zurückzudrängen versuchen". Ihre unverhohlene Polemik gipfelt in einer beleidigenden Islamkritik, die sie an dem UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA) auslässt, welches sie als antisemitische, holocaust-verehrende Ausbildungsstätte der Terrororganisation Hamas bezeichnet. Nach einer guten Stunde hat Beatrix von Storch das Wahlprogramm der AfD zynisch-süffisant abgearbeitet.

In der anschließenden Diskussionsrunde gibt es sogar eine kritische Nachfrage. Eine ältere Frau äußert ihre Bedenken zur Umweltpolitik der AfD: "Da würde ich mir ein Umdenken wünschen bei der AfD, dass man nicht alles als ?Panikmache' abtut". Von Storch kontert relativierend: "Wir sind dafür, die Umwelt zu schützen, aber nicht dafür, zu versuchen, das Klima zu retten", denn der Bau von Windrädern zerstöre die Umwelt, so von Storch. Die Zuhörerin bleibt hartnäckig, auch bei der Pro-Diesel-Position der AfD. "Die deutschen Autos waren noch nie so sauber", kontert Storch. "Aber wir haben doch auch viel mehr Autos als früher", erwidert die Frau. Doch Storch mag nicht weiter diskutieren: "Eine Frage, eine Antwort. ""Das wird man wohl noch..."Lieber AfD-Politiker (ich nenne Sie nicht beim Namen, um Ihnen die öffentliche Brüskierung zu ersparen): "Hübsche Reporterin" haben Sie mich vor Beginn der Veranstaltung genannt.

Wohl wissend, dass Sie das eigentlich nicht hätten sagen sollen - doch warum, verstehen Sie bis heute nicht.
Das erkläre ich Ihnen gerne. Es ist kein Kompliment, sondern eine sexistische Äußerung. Denn sie ist wertend. Man stelle sich nur vor, was Sie gesagt hätten, wenn ich in Ihren Augen hässlich wäre? Sie haben sich damit das Recht rausgenommen, mir einen Stempel zu geben und das vor einem öffentlichen Plenum. "Aber es ist doch eine positive Aussage! ", werden Sie sich jetzt denken. Ist es nicht. Der Grund: Es liegt am Kontext.

Wären wir uns im Privaten begegnet, hätte ich es als Kompliment auffassen können. Haben wir aber nicht. Ich war im Dienst, Sie auch. Und so haben Sie eine Grenze überschritten, denn in einem professionellen Umfeld kann eine wertende Aussage niemals ein Kompliment sein. Es gilt das Gebot der professionellen Distanz. Was zählt, ist der Inhalt. Nur darüber kann ein Urteil gefällt werden. Äußerungen über Erscheinungsbild, Herkunft oder Familienstatus sind persönlich und haben in einem professionellen Kontext nichts verloren.

Maria Lisa Schiavone