Ingolstadt
Auf sie kann man zählen

Für die Kommunalwahl haben sich 1400 Bürger als Helfer engagiert – Zum Dank gab es eine Brotzeit

17.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:56 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Rund 1400 ehrenamtliche Bürger engagierten sich am Sonntag bis nach Mitternacht bei der OB- und Stadtratswahl in Ingolstadt. Bei einer von der Stadt spendierten Brotzeit plauderten sie anschließend im Ratskeller über die Wahlergebnisse und über ihre Erlebnisse als Wahlhelfer.

Der Rathausplatz ähnelt am späten Sonntagabend einem großen, belebten Parkplatz: Nach und nach rollen zahlreiche Wahlhelfer mit ihren Autos auf die gepflasterte Fläche, auf der eigentlich bereits seit Jahren nicht mehr geparkt werden darf. Für die ehrenamtlichen Helfer gilt am Sonntag jedoch eine Ausnahme. Emsig laden dort die Wahlleiter mit ihren Stellvertretern die Kisten mit den ausgezählten Stimmzetteln aus ihrem Abstimmungsbezirk aus ihren Fahrzeugen und schleppen sie ins hell erleuchtete Neue Rathaus. Im Bürgerbüro endet für sie dann ein arbeitsreicher Kommunalwahltag. „Insgesamt sind rund 1400 Wahlhelfer im Einsatz“, erzählt Wahlleiter Andreas Perlinger. „Sie alle haben einen freien Tag geopfert, Schichten in den Wahllokalen übernommen und zählen seit 18 Uhr sehr flott die Stimmzettel aus.“ So kann bereits um kurz nach 19 Uhr das Ergebnis der OB-Wahl bekanntgegeben werden, und um 0.43 Uhr hat der letzte der 173 Wahlbezirke die Stimmen für die Stadtratswahl ausgezählt.

Als Dankeschön für ihren tatkräftigen Einsatz bewirtet die Stadtverwaltung die Helfer zur Stärkung nach ihrem Dienst im Ratskeller wieder mit Würstl, Semmeln und Getränken. „Ich finde, das ist eine nette Geste der Anerkennung“, meint Josef Gutmann. Der ehemalige Leiter des Ingolstädter Kulturamts engagiert sich seit dem Jahr 1969 als Wahlhelfer und kann einiges berichten: Einmal hatten wir bei einer Wahl zu wenig Stimmzettel, das haben wir zum Glück aber noch rechtzeitig gemerkt.“ Am Sonntag war der 62-Jährige als Wahlleiter in der Grundschule Unsernherrn aktiv. Die geringe Wahlbeteiligung habe sich auch dort gezeigt: „Nachmittags war eine ganze Stunde lang überhaupt niemand da.“ Dass viele Bürger die Chance der Mitbestimmung vor Ort nicht nutzen, findet er „erschütternd“. Es seien auch nur wenige junge Leute zum Wählen vorbeigekommen.

Etwas anders erlebte es Karl Grabendorfer, der in einem Wahllokal in Zuchering mithalf. „Die unter 30-Jährigen waren gut vertreten.“ Der Abiturient war zum ersten Mal Wahlhelfer und hellauf begeistert: „Es hat sehr viel Spaß gemacht, und die Leute haben richtig Interesse am Wahlablauf gezeigt und Fragen gestellt.“ Für den 19-Jährigen, der sich als Vorsitzender bei der Jungen Union in Ingolstadt engagiert, ist nach dem Würstlessen aber noch lange nicht Schluss: „Später gehe ich ins CSU-Haus, um den Wahlsieg von Christian Lösel zu feiern.“

Über die Ergebnisse der OB-Wahl und die laufende Auszählung der Stimmen für den Stadtrat plaudern die Helfer während der geselligen Brotzeit ebenso, wie über so manches nette Tageserlebnis. „Eine Wählerin hatte heute ihre Brille vergessen“, berichtet zum Beispiel Wahlhelferin Marion Beham. Die Mailingerin habe daraufhin einfach auf ihre Mutter gewartet und sich kurzerhand von ihr die Brille geliehen, um auf dem Stimmzettel ihre Kreuze zu machen. An eine lustige Geschichte erinnert sich zudem Bernhard Haller, der bereits öfters im selben Team Wahldienst im Feuerwehrhaus in Rothenturm geleistet hat. „Bei einer vergangenen Wahl haben wir den Wahlleiter einmal nicht erkannt. Weil er kein Stimmrecht in dem Bezirk hatte, wollten wir ihn gleich wegschicken.“

Bei so viel Geselligkeit und Gemütlichkeit ist es nicht weiter verwunderlich, dass so mancher Wahlhelfer scherzt: „Wenn es zu einer Stichwahl gekommen wäre, müssten wir auf die nächste Brotzeit jetzt nicht so lange warten.“