Auf Nachhaltigkeit setzen

Kommentar

17.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Bayerns Polizei erhält endlich Verstärkung. Das ist eine gute Nachricht. Letztlich bedurfte es schrecklicher Ereignisse wie des Amoklaufs von München, um die Staatsregierung noch einmal über die Personallage der Einsatzkräfte nachdenken zu lassen.

Doch lieber spät als gar nicht. Lange genug hatte die verfehlte Sparpolitik der früheren Innenminister Edmund Stoiber und Günther Beckstein tiefe Schneisen in den Reihen der Polizei hinterlassen.

So stehen etwa in der Ingolstädter Inspektion laut einer Erhebung des Innenministeriums vom vergangenen Februar bei einer Sollstärke von 201 gerade mal 143,9 tatsächlich verfügbare Kräfte bereit; in Pfaffenhofen lautet dieses Verhältnis 60 zu 47,15 und in Neuburg 65 zu 50,25. Solche Lücken finden sich überall im Land.

Wenn Innenminister Joachim Herrmann nun deutliche Aufstockungen bis 2020 ankündigt, sei bei aller Zustimmung daran erinnert, dass die Neueinstellungen überwiegend bestehende Löcher in der Personaldecke stopfen oder pensionsbedingte Abgänge ersetzen - allein heuer und 2017 gehen 2400 Kräfte in den Ruhestand. Oder anders gesagt: Die Polizei erhält, was ihr auf dem Papier längst zusteht.

Der Nachwuchs muss darüber hinaus erst rekrutiert und ausgebildet werden, kommt also frühestens in drei Jahren bei den Präsidien an. Immerhin soll die Bewerberzahl fünf- bis siebenfach über dem Angebot liegen, aber stimmen auch Fitness und Qualifikation der Interessenten? Wenn die Wirtschaft boomt, ist es erfahrungsgemäß schwer, das richtige, sprich charakterlich geeignete Personal zu finden. Niemand will Rambos in Uniformen sehen.

Die Stoiber'sche Sparpolitik hallt nicht zuletzt in den Ausbildungsstätten nach. Hundertschaften und die Zahl des Lehrpersonals bei den Bereitschaftspolizeien waren seinerzeit reduziert worden, nun heißt es Kommando zurück. Dass dafür wiederum die Präsidien bluten sollen, indem sie zusätzliche Ausbilder stellen, werden sie angesichts der in Aussicht stehenden Verstärkung wohl verschmerzen.

Die Ankündigungen aus München geben zumindest Anlass zur Hoffnung, dass die neuen Stellen kein Strohfeuer wegen aktueller Bedrohungslagen, sondern Teil nachhaltiger Personalplanung sind. Denn nur so kann die Polizei weiter Stärke beweisen, wie sie das beim jüngsten Amoklauf so eindrucksvoll getan hatte.