Wolnzach
Auf nach Sparta

Albert Bauer nimmt an einem Wettkampf der Extreme teil

24.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:46 Uhr
Grenzgänger: Albert Bauer aus Wolnzach nimmt an extremen Hinderläufen teil. −Foto: Reichelt

Wolnzach (PK) Baumstämme schleppen, Traktorreifen hochwuchten, Wände überwinden und noch viel mehr - ganz nebenbei auch noch mehrere Kilometer rennen: Das Spartan Race ist ein Hindernislauf der Extreme. Albert Bauer aus Wolnzach nimmt Anfang November an der Trifecta-Weltmeisterschaft teil. Für den 34-Jährigen ist der Sport der perfekte Ausgleich - und vor allem ein Kampf mit sich selbst.

Wieso tut er sich das an? Diese Frage stellt sich, wer Albert Bauer beim Training beobachtet. Er wuchtet einen Traktorreifen nach oben, trägt eine Kette mit 20-Kilogramm über die Schultern über das Gelände, zieht einen Traktorreifen durch den Pferde-Parcours - und zu guter Letzt nimmt er einen Baumstamm auf die Schulter und läuft mehrere Runden. Dank der Mittagssonne glitzert ihm der Schweiß auf der Stirn, von einzelnen Perlen ist keine Spur. "Das war nur ein Teil", sagt Bauer. "Den Rest mache ich später." Der 34-Jährige grinst. Ist er denn völlig verrückt?

Dreimal die Woche trainiert der 34-Jährige Wolnzacher auf dem eigenen Grundstück, außerdem geht er viel Laufen. "Wenn es die Zeit zulässt", sagt Bauer. Der gebürtige Münchner ist in der Hallertau aufgewachsen, arbeitet als IT-Architekt in der Landeshauptstadt. Der sportliche Ehrgeiz kommt nicht von ungefähr: "Schon in der Jugend war ich in Wolnzach im Taekwondo aktiv, war da mit verschiedenen Kadern international unterwegs." Danach fokussierte er sich aber auf die berufliche Laufbahn - und den privaten Hausbau. "Mir hat das gefehlt die letzten Jahre", sagt Bauer. "Das" - damit ist der Sport gemeint, das Auspowern, der Schweiß auf der Stirn. "2017 habe ich von Hindernisparcoursläufen gehört", erzählt Bauer. Das Spartan Race wollte er ausprobieren - und fand daran Gefallen: "Das hat uns Spaß gemacht, wir haben dann angefangen zu trainieren." Gemeinsam mit Freunden und Arbeitskollegen bereitet er sich auf Wettkämpfe vor.

Neben den eigenen Übungen steht vor allem der Lauf im Vordergrund: "Wenn mir vor zwei Jahren einer gesagt hätte, dass ich da 26 Kilometer einen Berg mit 1300 Metern hochlaufe, dazu noch mit einem Sandsack auf der Schulter - dann hätte ich gesagt, dass ich das nicht schaffe", sagt Bauer. Dass muss natürlich trainiert werden. "Auch wenn ich es nicht mag", sagt Bauer. Vor allem aber: "Es geht immer über die Grenze hinaus. Das heißt: Raus, laufen, solange bis ich nicht mehr heimkomme. Dann gehe ich eben nach Hause." Natürlich auch bei Wind und Wetter, denn dem sind die Athleten beim Spartan Race eben auch ausgesetzt. Neben der Kondition muss auch die körperliche Koordination trainiert werden. Dazu gibt es auch wirklich Boot Camps, die nicht nur den Körper trainieren, sondern auch im Teamwork helfen.

"Das merkt man dann auf den Wettkämpfen", sagt Bauer. "Wir waren Anfang des Jahres in Maastricht auf einer Veranstaltung. Das war total einfach." Das Training habe sich ausgezahlt: "Dann nimmst du den Sandsack mit 30 Kilogramm und läufst eben zwei Kilometer, das spürst du dann nicht mehr", sagt Bauer. "Es war halb so wild." Ein paar Monate vorher sei es noch anders gewesen: "Da dachte ich, ich schmeiße jetzt den Sandsack einfach weg und lasse es." Er ließ es nicht. Am Anfang machte ihn die "leichte" Strecke über sieben Kilometer schon fertig, heute ist das ein Aufwärmprogramm.

Das Spartan Race ist untergliedert in die Disziplinen Sprint (mindestens fünf Kilometer und mindestens 20 Hindernisse), Super (mindestens 13 Kilometer und mindestens 25 Hindernisse) und Beast (mindestens 20 Kilometer und mindestens 30 Hindernisse). Die Hindernisse können dabei alles sein: Unter Stacheldraht über Felder robben, über Feuer laufen, Speerwerfen, Schwimmen - die Veranstalter lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. Die Tücken liegen vor allem im Detail: "Zum Beispiel gibt es Wände, die man eigentlich locker raufkommt. Aber die Halterungen sid dann eben von den Teilnehmern abgegriffen oder einfach nass, das macht es schwieriger", erklärt Bauer. "Oder aber, man kommt von einer Sandsackstrecke zu einer Slackline. Das ist dann einfach ein Kontrast." Daher sei auch immer der Geist gefordert - aufgeben ist schließlich keine Alternative. Manche Hindernisse müssen geschafft werden, andere können mit Burpees ausgeglichen werden - einer Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung mit Händen hinter dem Kopf. Als wäre das alles nicht schon Tortur genug. Bauer grinst: "Das ist alles Kopfsache."

Ganz allein mit Training ist es aber nicht getan: "Ich stelle natürlich vor dem Wettkampf auch meine Ernährung um", sagt Bauer. Zum ersten Mal lächelt er nicht: "Sehr eiweißlastig, es gibt auch kein Bier, keine Burger. Das macht es schwierig." Aber, und Bauer lacht, das werde man immer direkt nach dem Lauf nachholen.

Vor allem nach dem Wochenende am 3. und 4. November an: Bauer und sein Freund Karsten Bode aus Markt Schwaben treten im Teamwettbewerb bei der Trifecta-Weltmeisterschaft des Spartan Race an - natürlich in Sparta. "Es wird kein Platz eins, zwei oder drei. Wir haben uns aber qualifiziert, dann wollen wir auch die beste Zeit rauskriegen." Insgesamt 3000 Teilnehmer gibt es, sie alle mussten alle drei Rennen in einem Jahr absolvieren, den Trifecta. Und das alles in einer gewissen Zeit. "Es wird weltweit in den Altersgruppen verglichen", sagt Bauer. "Wir haben den Trifecta fast dreimal geschafft." Der Kurs ist natürlich vorher nie bekannt. In etwa eine Stunde (Sprint), zwei Stunden (Super) und fünf Stunden (Beast) sind Bauer und seine Kollegen dann auf der Strecke unterwegs. In Sparta müssen alle drei Rennen an einem Wochenende absolviert werden. Man kann sich eine ruhigere und bequemere Freizeitgestaltung vorstellen. Aber Bauer grinst. Warum das Ganze also? "Es ist perfekt zum Ausgleich. Der normale Gang ins Fitnessstudio ist nichts für mich - das ist mir zu langweilig. " Bauer weiter: "Ich will meine Grenzen austesten und sehen, was alles möglich ist", sagt er. "Das ist sehre sehr zeitintensiv, irgendwann werde ich das auch zurückfahren." So ganz verrückt ist er also doch nicht.

Kevin Reichelt