Pfaffenhofen
Auf leisen Sohlen

Nachwuchsreporterin Clara schaut den Pfaffenhofener Weihnachtswichteln über die Schulter

20.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:41 Uhr

Klingeln, weglaufen und hinter dem nächsten Hauseck verstecken: So verteilen die Wichtel Geschenke. Sophia (rechts) zeigt unserer Nachwuchsreporterin Clara, wie es funktioniert - Fotos: Moser

Pfaffenhofen (PK) Zwei Zipfelmützen spitzen vorsichtig hinter der Hausecke hervor. Ob wohl wer da ist? Licht brennt nicht im Haus. Clara und Sophia blicken trotzdem gebannt auf die Eingangstür. Ihr Wichtelgeschenk baumelt noch leicht an der Türklinke. Stille. Vielleicht noch ein bisschen warten? Nichts. Keiner öffnet die Tür. „Schade“, sagt Sophia etwas enttäuscht. „Vielleicht haben wir beim nächsten Haus mehr Glück.“

Heimlich schleichen Weihnachtswichtel wie Clara und Sophia durch die Stadt, klingeln an Haustüren und verteilen Geschenke. Ihr Lohn: sich aus ihrem Versteck heraus über das verwunderte Gesicht der Beschenkten zu freuen. Adventszeit ist Wichtelzeit in Pfaffenhofen. Schon zum fünften Mal kann man seine Geschenke ganz heimlich oder mit Grußbotschaft von den vielen kleinen und großen Helfern zustellen lassen. Wichteln wird dabei immer beliebter: Im vergangenen Jahr wurden gut 1700 Geschenke so überbracht. Höchste Zeit, dass unsere Nachwuchsreporterin Clara einmal hinter die Kulissen der Wichtelei blickt.

Früher Abend am Hauptplatz. Auf dem Christkindlmarkt drängen sich die Leute zwischen den Glühweinständen und wärmen sich ihre Hände an den Tassen. Sophia Kästle, 16, hat heute Wichtelschicht in der Wichtelhütte am Rand des Weihnachtsmarkts. Von ihr wird Clara alles beigebracht bekommen: Geschenke richtig verpacken, zwischendurch staunende Kinder durch die Hütte führen und natürlich später am Abend die Geschenke verteilen.

Zunächst muss sich Clara erst einmal in einen Wichtel verwandeln: Sie schlüpft in den gelben Pulli und den schwarzen Wichtelumhang. Die Zipfelmütze auf den Kopf. Schon steht sie einsatzbereit als Wichtel-Lehrling neben Sophia.

Die ersten Kinder warten noch ganz schüchtern vor der Türe der Wichtelhütte. „Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben“, sagt Sophia. „Kommt rein und schaut euch unsere Hütte an.“ Mit großen Augen blicken sie auf die beiden Wichtel und wollen sich dann doch umschauen: Ein Hirschgeweih hängt hier an der Wand, viele kleine Wichtelsäckchen liegen darunter. Alle schon voll mit Geschenken, die der Wichtel noch bis Weihnachten ausfahren muss.

Die Wichtelhütte ist dabei wie ein kleines Postamt, an dem die kleinen und großen Pfaffenhofener ihre Geschenke abgeben. Clara und Sophie helfen beim Einpacken und passen auf, dass am Abend die richtigen Geschenke im Auto der Wichtelpost liegen. Sechs Wichtel arbeiten direkt in der Hütte, darunter auch junge Wichtel wie Sophia. Später am Abend helfen dann viele erwachsene Wichtel dabei, die Geschenke auszufahren.

Die Sonne ist schon lange untergegangen. Sophia und Clara stapfen durch das Nussergässchen in der Pfaffenhofener Innenstadt. Mit dabei: ihr erwachsener Wichtelkollege Mathias Breitner, der sie zu den verschiedenen Adressen der Beschenkten mit dem Auto fährt.

Viel Licht gibt es hier nicht im Nussergässchen. Mathias Breitner leuchtet den beiden mit seinem Handy, als sie an einer Haustüre klingeln. Stille. Vielleicht mal beim Nachbarn versuchen? Die Türe öffnet sich. „Wen sucht ihr“, fragt eine Stimme aus dem ersten Stockwerk. Clara und Sophia nennen dem Herrn den Namen der zu beschenkenden Dame. Der Nachbar kennt sie nicht, weiß aber, dass eine Frau mit ähnlich klingendem Namen im Haus wohnt. Treffer, die richtige Adresse ist trotz schlecht beschriftetem Adressanhänger gefunden. Aber leider keiner zu Hause, dessen überraschtes Gesicht man heimlich beobachten könnte, wenn er das Geschenk findet.

Weiter geht’s im Auto durch die Nacht. Das Navi lotst die Wichtel ans andere Ende der Stadt: drei neue Adressen. Zweimal keiner da, einmal laufen Clara und Sophia direkt der beschenkten Person in die Arme. Schade, klingeln, verstecken und warten, bis jemand die Tür aufmacht, hat noch nicht geklappt.

Ein letzter Versuch: Zwei Zipfelmützen schleichen über die Hofeinfahrt. Alles dunkel, die Rollläden am Haus sind zu. Ob es jetzt klappt? Vielleicht haben sie bei diesem Haus mehr Glück. Die beiden Wichtel Clara und Sophia legen ihr Päckchen vor der Türe ab. Ding. Die Hausklingel schellt. Clara und Sophia rennen los, hinter die Hausecke. Stille. Noch liegt das Wichtelpäckchen unberührt vor der Haustüre. Vielleicht ist ja keiner zu Hause? Plötzlich, die Tür geht auf. Ein Kopf guckt heraus: „Oh mei! Schaut’s euch das mal an!“ Ein schneller Griff zum Päckchen, Türe zu – Wichtel-Auftrag erfüllt.