Auf Kriegsfuß mit Rockpartys

11.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:50 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Gemeinschaftliche Musikerlebnisse jenseits von Punkrockkonzerten im Zoom und Rockpartys – so mancher Schrobenhausener muss dafür nach Ingolstadt oder gar nach München pilgern. Denn DJs, die elektronische Musik auflegen, sieht man in Schrobenhausen selten. Ein Club, der nur Electro, Goa, Dance und Trance spielt? Fehlanzeige.

Zwar gibt es die Lounge Raum1 über dem CinePark, die mit Lokalgrößen ihres Metiers monatliche Elektroabende zum Besten gibt, doch wer ein Faible für diese Musikrichtung hegt, findet sich in Schrobenhausen schnell in der Interessenssackgasse. Aber in Gesellschaft. Denn vielen Jugendlichen und jungen Twens geht es genauso. Die einzigen größeren musikalischen Veranstaltungen, die zur Abendgestaltung dienlich sein könnten, sind Rockpartys. Doch die Meinungen darüber gehen unter den Heranwachsenden auseinander, und so mancher steht mit den Rockpartys langsam auf Kriegsfuß – die Musik stehe hier ja gar nicht im Vordergrund, heißt es oft. "Hier wird sowieso nur gegrölt und gesoffen", kritisiert etwa Philipp Anger (19) aus Gerolsbach. "Den Jugendlichen auf dem Land fehlt ja jede Möglichkeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln", bemängelt er die eingefahrene musikalische Tradition. "Es wird als selbstverständlich betrachtet, auf die nächste Rockparty zu gehen."

Zwingt Kleinstadtleben also zu kultureller Verarmung? Oder will man hier einfach nichts anderes hören als die guten alten Kamellen? Viele glauben zu wissen, was die jungen Leute gerne hören: im Fernsehen das Kompositionsgenie Dieter Bohlen und seine Schützlinge, im Radio Patrick Nuo, zur stilvollen Abrundung eines Sommerabends Bryan Adams und ein bisschen Punk oder Alternative von lokalen Größen wie Hello Gravity, um die volle Bandbreite der musikalischen Stile abzudecken. Man hat also, plakativ formuliert, vier Möglichkeiten: Entweder man präferiert das Bohlenlager oder man hört die Adams-Oldies im Radio. Man kann sich natürlich auch an den Puls der (Stadt-)Zeit begeben und die Hello-Gravity-Konzerte besuchen. Die machen gute Musik. Oder man wählt die 2,5-Promille-Variante.

Die Tatsache, dass sich DJ-Auftritte im Raum1 am Stocker-Ring größter Beliebtheit erfreuen, lässt jedoch entsprechende Konsequenzen vermissen. "Viel zu selten", sagt Victor Mair (19) aus Schrobenhausen, gebe es solche Events. "Man müsste einfach mal testen, ob die entsprechende Klientel vorhanden wäre", schlägt er vor. "Die Musik, die ich hören will, bekomme ich leider nur über Netradios rein", beklagt sich der 19-jährige.

Allein vor dem PC zu sitzen schließt jedoch meistens Gesellschaft und gemeinschaftliche Abendgestaltung aus. Geografisch nächstliegender Anbieter elektronischer Musik in der Umgebung wäre das Ohrakel in Ingolstadt. Doch "jedes Wochenende 40 Kilometer zu Ingolstädter Clubs fahren – dazu fehlt mir das Geld", kritisiert Victor die Situation.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre es nach den Wünschen der Electrofans, das Angebot entsprechender Veranstaltungen zu erhöhen – das Publikum wäre ja vorhanden. Und an guten DJs mangle es in Schrobenhausen ebenfalls nicht, wie vergangene Raum1-Clubnächte bewiesen haben.